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Gemeinderat, 53. Sitzung vom 25.02.2005, Wörtliches Protokoll  -  Seite 49 von 102

 

Abstimmung dann jedoch getrennt durchzuführen.

 

Gibt es dagegen einen Einwand? - Das ist nicht der Fall. Dann können wir so vorgehen.

 

Die Frau Berichterstatterin, Frau GRin Zankl, wird die Verhandlung einleiten.

 

Berichterstatterin GRin Inge Zankl: Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Ich bitte um Zustimmung.

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Die Debatte ist somit eröffnet.

 

Frau GRin Mag Ringler hat sich zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihr.

 

GRin Mag Marie Ringler (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Ich will heute einen Teilaspekt jener Theaterreform diskutieren, der nicht von vornherein mit den vorliegenden Akten zu tun hat, aber doch ein relevanter Punkt ist. Es geht nämlich um die Frage, wie wir uns in Zukunft der Frage widmen werden: Wie viele Menschen sehen eigentlich das, was mit öffentlichen Mitteln in dieser Stadt subventioniert wird? - Das ist im Theaterbereich mindestens so relevant, wie es im Ausstellungsbereich ebenso wie auch in anderen Bereichen ist. Ich bin wahrhaftig keine Quotenfetischistin und bin nicht der Meinung, dass sich Kunst und die Qualität von Kunst anhand von BesucherInnenzahlen bewerten lassen. Aber nichtsdestotrotz ist es ein relevanter Wert für eine Einschätzung und auch dafür, dass Institutionen sich in einem gewissen Wettbewerb mit ähnlich gelagerten Institutionen befinden.

 

Wie Sie vielleicht wissen, wie Sie gelesen haben, hat es einen Rechnungshofbericht gegeben, der gezeigt hat, dass die Kunsthalle Wien, ich würde einmal sagen, eher schlampig mit der Frage der BesucherInnenstatistiken umgegangen ist, dass Sponsoring-Tickets, die vergeben wurden, als tatsächliche BesucherInnenzahlen gezählt wurden und dass man, wenn man diese abzieht, feststellen muss, dass es etwa 40 Prozent weniger BesucherInnen gegeben hat, als angegeben wurde.

 

Grundsätzlich, wie gesagt, bin ich keine Quotenfetischistin, ich bin nicht der Meinung, dass das ausschlaggebendste Kriterium einer politischen oder kulturpolitischen Diskussion die Frage ist, wie viele Menschen etwas besuchen, wie viele Menschen etwas gesehen haben. Aber ich denke, ein Mindestmaß an Respekt gegenüber öffentlichen Geldern erfordert, dass man mit diesen Statistiken seriös umgeht, dass man nicht nur der lieben Zahlen willen Zahlen vermischt, verwischt und damit einen Eindruck erweckt, der so nicht stimmt.

 

Das betrifft ganz konkret das Beispiel der Kunsthalle, die mit BesucherInnenstatistiken auf eine Weise umgegangen ist, die ich für überaus problematisch, für sehr problematisch halte, aber es betrifft natürlich auch alle anderen Kulturvereine, Kulturinstitutionen unserer Stadt, die BesucherInnen zählen, die ZuschauerInnen zählen. Ich glaube, dass es nur gut und recht ist, dass wir der Öffentlichkeit präzise und genaue Auskunft erteilen, sei es in den Kulturberichten der Stadt Wien, aber auch in Pressemeldungen und anderem mehr.

 

Wir werden daher einen Beschluss- und Resolutionsantrag einbringen, der sich genau auf dieses Thema bezieht, nämlich darauf festzuhalten, dass man akkurat abrechnet, dass man nicht vermischt und dass man dann auch tatsächlich bewerten kann und sich konkret ansehen kann, wie sich BesucherInnenzahlen entwickeln, was der Grund dafür ist, wenn sie vielleicht zurückgehen, und sich auch tatsächlich darüber freuen kann, wenn sie steigen.

 

Wir stellen daher folgenden Beschluss- und Resolutionsantrag:

 

„Die irreführenden BesucherInnenzahlen in den Veröffentlichungen der Kunsthalle Wien müssen korrigiert werden. Dies betrifft insbesondere auch die Stadt Wien, die Bericht erstattet über die von ihr geförderten Institutionen. Die Korrektur muss auch bei den im Internet abrufbaren Zahlen stattfinden. Zukünftig sollen derartige Unschärfen verhindert werden. Bei der Auswertung der BesucherInnenzahlen im Kunst- und Kulturbericht der Stadt und den im Internet abrufbaren Zahlen müssen die BesucherInnenzahlen wie folgt ausgewiesen werden: BesucherInnen, verkaufte Tickets, Freitickets, Sponsorentickets. Dieser gesonderte Ausweis gilt für alle Institutionen mit Publikumsverkehr.

 

In formeller Hinsicht beantrage ich die sofortige Abstimmung dieses Antrags."

 

Lassen Sie mich noch ein paar Worte zur Theaterreform sagen. Ich weiß, dass meine Kollegin von der FPÖ einen Antrag einbringen wird. Die Theaterreform ist von uns, von allen Parteien gemeinsam initiiert worden. Die FPÖ hat sich aus Gründen, die ich nicht nachvollziehen kann, aus dieser Theaterreform verabschiedet, und jetzt stellt sie Anträge, die ich für mäßig unterstützenswert halte. Denn selbstverständlich geht es darum, mit den Leiterinnen und Leitern der Theater zu kommunizieren - das haben wir auch immer gesagt und gefordert -, selbstverständlich muss es so sein, dass das Kulturamt bei der Frage der Vergabe von Subventionen und der Trennung von Mietverträgen und Leitungen hier sinnvoll kommuniziert, sinnvoll vorgeht, aber ich halte die Argumentation des Antrags als solche für nicht sehr zielführend, und daher werden wir diesem Antrag auch nicht zustimmen. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr Salcher. Ich erteile es ihm.

 

GR Dr Andreas Salcher (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Ich glaube, es ist eine gute Idee - und wir haben ja vorgeschlagen, dass die Theaterreform heute hier überhaupt der Hauptverhandlungspunkt sein soll, aber das war jetzt ein anderes Thema; sei 's drum – und es ist jetzt auch der richtige Zeitpunkt, um einmal auch hier im Gemeinderat ein bisschen ausführlicher über die Theaterreform zu reden.

 

Ich möchte das vor allem deshalb tun, weil wir auch ein bisschen den Kontext herstellen sollten, warum wir überhaupt eine Theaterreform gemacht haben: Wir sind mit dem Phänomen konfrontiert, dass es in der Stadt immer mehr Menschen gibt, die Theater machen wollen, dass immer mehr Projekte - durchaus gute Projekte –

 

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