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Gemeinderat, 53. Sitzung vom 25.02.2005, Wörtliches Protokoll  -  Seite 66 von 102

 

der Begriff gewählt: Wir bestellen, wir wünschen – Sie widmen.

 

Das brauchen wir alles überhaupt nicht mehr. Man braucht sich gar nichts mehr von der Widmung wünschen. Der neue Slogan bei diesem Flächenwidmungsplan heißt nämlich: Sie bauen – wir widmen.

 

Es ist uns nämlich völlig wurscht, was für eine Fläche. Es ist ja eh egal. Wir widmen was, dann tun wir mit dem Zauberparagraph 69 eh irgendwie bauen. (Die ganze Rede des GR Mag Christoph Chorherr wird von andauernder Heiterkeit bei den GRÜNEN begleitet.)

 

Ich habe einen Spaß gemacht. Ich gebe Ihnen den Tipp: Machen Sie das einmal. Vorher wurde gewidmet, jetzt wurde fertiggebaut, und dann ist man mit dem Maßbandl die Hochhäuser abmessen gegangen, hat das schön brav abgezeichnet, hat das dem Kollegen Schicker geschickt; hat dann einen neuen Plan gezeichnet. Ich hab dann eine Folie drüber getan. Normalerweise müssten sich ja diese Folien decken. Da ist aber alles ganz anders.

 

Ich erzähle Ihnen, welche "Kleinigkeiten" hier anders sind, bevor ich auf die Qualitäten des Wienerbergs komme. Wenn man dort steht, muss man dazusagen: Hallo, Leute, Südhang. Wir sind auf einem Südhang. Dort sieht man zwar keine Sonne, neue Wohnungen, garantiert nie Sonne, auf der Nordseite. Und zwar garantiert. Das ist eine eigene Qualität, 1., 2., 3., 4., 5. Stock, aber wir sind auf einem Südhang.

 

Ich sage Ihnen jetzt, um dazuzukommen, was hier anders ist. Da gibt es den berühmten Twin-Tower. Der war gewidmet. Wie ist er gebaut? 10 Meter ist er in eine Richtung verschoben. Da gibt es eine Straße, die Maria-Kuhn-Gasse, die ist gewidmet auf 8 Meter. Wie ist sie wirklich gebaut? 20 Meter. Von 8 Meter auf 20 Meter in der Tat. Eine unwesentliche Abweichung von den Bebauungsbestimmungen.

 

So, und jetzt gehen wir die Baukörper durch.

 

Der eine Baukörper von diesen Hochhäusern ist die Kleinigkeit von 14 Metern weggerückt von dort, wo er gewidmet war. Die Kleinigkeit der Höhenänderung: Es ist um 7 Meter höher gebaut worden.

 

Der zweite Baukörper hat eine leichte Drehung im Uhrzeigersinn. Er wurde um eineinhalb Meter tiefer gemacht. Nutzflächengewinn. Und wenn man es schon tiefer macht, kann man es höher auch gleich bauen. Setzen wir oben 9 Meter noch drauf, ist auch okay, ist eh schon wurscht.

 

Der nächste Baukörper hat eine ganz starke Drehung gemacht, alles mit diesem Ding, das ist die Twisting-City, starke Drehung. Und wenn man schon dreht, muss man in die Höhe: Nächster Baukörper 7 Meter höher.

 

Zwischen den weiteren Baukörpern, die Coop Himmelb(l)au gebaut hat, sind jetzt auf einmal zwei große Brücken vorgesehen und wurden auch gebaut. Die wurden jetzt gebaut. Und was macht brav der Kollege Schicker? Jetzt, wo sie gebaut sind, tun wir es auch brav widmen, damit alles seine Ordnung hat.

 

Der nächste Baukörper ist nicht viel gedreht, ist nur leicht gedreht und ist 5 Meter höher.

 

So, jetzt gehen wir zur Esplanade. Jedes Haus wurde anders gebaut als es gewidmet ist.

 

Der nächste Baukörper hat überhaupt seine Lage verändert und ist um 12 Meter höher als gewidmet.

 

Der nächste Baukörper hat auch seine Lage verändert, wahrscheinlich weil die Straße von 8 auf 20 Meter gekommen ist. Und damit alles seine Ordnung hat, ist der auch um 12 Meter höher, denn wenn man den einen um 12 Meter höher baut, muss man den nächsten auch um 12 Meter höher bauen.

 

Dann wird es richtig bescheiden, dann wird nur die Lage verändert und eh nur 6 Meter höher gebaut.

 

Der nächste Baukörper im Süden ist auch, damit alles seine Ordnung hat, um 6 Meter höher gebaut.

 

Die Schule ist überhaupt ganz verschoben worden, es ist ein zusätzlicher Baukörper gekommen und die Eckkörper sind jetzt geschwungen.

 

Also im Grunde eine vollkommen neue Widmung, aber jetzt hat alles seine Ordnung. Jetzt ist fertig gebaut. Man klopft beim Herrn Schicker an und sagt: Entschuldigung, wir haben das alles ein bissel anders gebaut, aber haben Sie eh nichts dagegen? Geh seien Sie so nett, schicken Sie den Kollegen Binder aus. Wir sagen Ihnen gerne die Daten, wie wir anders gebaut haben. Widmen Sie das jetzt um, damit alles seine Ordnung hat. Und was macht die Abteilung? Wir bauen – Sie widmen. Jetzt tun wir ordnungsgemäß brav die Pfote heben, damit alles noch seine Ordnung hat.

 

Im Sinne von Wien-Management: Sparen wir uns doch Widmungen! Warum tun wir uns das vorher eigentlich an? Sagt: Baut, baut schön, es ist in Wien eh alles super, ihr baut ja eh super. Bitte messt es genau ab. Nicht vermesst euch, was ihr nachher gebaut habt. Messt es genau ab, schickt es mir bitte eingeschrieben. Der Kollege Binder widmet das dann entsprechend, und wir sparen uns da lästige öffentliche Auflagen, Beschwerden. Ist alles unnötig, ist ja alles eine Bürokratisierung. Was widmen wir das bürokratisch? Bauen wir ordentlich so wie am Wienerberg, wo bei etlichen Wohnungen, die auch alle nicht vergeben sind, in unteren Bereichen sicher keine Sonne hinkommt. Die Kunst muss man schaffen, auf einem Südhang der Gemeinde Wien keine Sonne. Die sind auch großteils in diesen unteren Geschoßen noch nicht vergeben. Da habe ich auch kein Problem. Da wird man wahrscheinlich bald eine zusätzliche Förderung beschließen, damit man die auch entsprechend dann vergeben kann.

 

So, ich komme zum Letzten. Nur einen Hauch der Formulierung, die ich so unglaublich schön finde, die eigentlich zeigt, wo die "Rathauskorrespondenz" – ich liebe sie ja – das alles irgendwie entsprechend würdigt.

 

Ich erzähle einmal: Versuchen Sie, vom Norden in diese Anlage hineinzukommen. Probieren Sie das einmal. Gehen Sie dort hinein. Da kommen Sie haarscharf an einer Tiefgarage vorbei. Damit Sie sich nicht irren, gibt es ein großes Schild, wo es nach Graz geht und wo es nach Linz geht. Dort gehen Sie dann, damit Sie wissen, wo Sie gehen müssen, und irgendwann sind Sie dort. Nehmen Sie sich eine Taschenlampe mit, wenn es

 

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