Gemeinderat,
53. Sitzung vom 25.02.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 81 von 102
angesprochen haben. Was tun wir dagegen? Wir reden
nicht nur, sondern wir handeln! Dieses Projekt wird mit 750 000 EUR
im Jahr 2005 und 2006 aufgestockt, sodass ein neues Betreuerteam mit drei
zusätzlichen Mitarbeitern eingesetzt werden kann und damit 600 SozialhilfeempfängerInnen
mehr auf dem Arbeitsmarkt integriert werden können. (Beifall bei der SPÖ.)
Wir handeln und helfen den
Menschen, real Armut abzubauen, denn ein paar Euro dazuzugeben, sind Almosen.
Damit können die Menschen in der Zukunft ihr Leben nicht mehr selbst in die
Hand nehmen, selbst gestalten und wieder auf den realen, legalen Arbeitsmarkt
zurückfinden. Es ist ein sehr gutes Projekt.
Wir haben auch noch ein
weiteres vor, wenn wir so viel von PISA und Schule reden, nämlich das Programm
"PISA Plus", mit dem Wien zukünftig als erstes Bundesland - auch da
haben wir eine Vorreiterrolle -, gerade jenen Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmern helfen wird, die bisher eine geringe Qualifikation haben, die mit
diesem Projekt kostenlos einen Pflichtschulabschluss oder einen
außerordentlichen Lehrabschluss nachholen können, womit wir sie wieder
befähigen, in den Arbeitsmarkt einzusteigen und ihr Leben selbst zu gestalten.
Dieser Inhalt des Berichts über sie soziale Lage, der
vor uns liegt, ist ein Armutsbericht, aber er ist auch ein Armutszeugnis für
die schwarz-blaue Regierung. Wer erwartet hätte, dass die Regierung sofort
Maßnahmen ergriffen hätte, nachdem dieser Bericht vor kurzem erschienen ist,
der wurde enttäuscht. Es gibt nämlich keine Maßnahmen. Im Gegenteil, die
Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich wird auch durch die neue
Steuerreform fortgesetzt und dem Mittelstand geht es immer schlechter. Viel
Geld, das sehr wohl für die Armen in Österreich eingesetzt hätte werden können,
wird in Feiern gesteckt. Die Regierung feiert sich nämlich selbst und macht
Österreich arm.
Wir fordern daher, dass die Regierung auf allen
Ebenen auch die Menschen, die auf Solidarität angewiesen sind, fördert und
ihnen Hilfe zur Selbsthilfe ermöglicht.
Eine hohe Zahl von PensionistInnen, nämlich
230 000, sind auf eine Ausgleichszulage angewiesen. Die Pensionen sind in
den letzten fünf Jahren real um 7,7 Prozent gekürzt worden. Dazu kamen
noch drei Pensionsreformen, die jedes Mal weitere Kürzungen brachten. Über die
Zahlen haben wir vorhin schon gesprochen. Ich möchte Sie jetzt nicht ständig
wiederholen.
Wir wissen ganz genau, dass generell Frauen
armutsgefährdet sind, mit 14 Prozent, und davon besonders die
Alleinerziehenden. Aber, Herr Kollege Strache, Sie wissen ganz genau, wenn
Frauen armutsgefährdet sind, so ein geringes Einkommen haben und
alleinerziehend sind, dann zahlen sie auch in Wien den Kindergartenbeitrag
nicht. (GR Heinz-Christian Strache:
800 EUR! Bei einem Kind zahlen sie 800 EUR!) Sie wissen, oder ich
wäre traurig, wenn Sie es nicht wissen, dass wir eine soziale Staffelung haben.
Wir haben sowohl im Kindergarten als auch in den Ganztagsschulen die
Nullzahler. Das heißt, jene, die es brauchen, bekommen diese Einrichtungen auch
ohne Bezahlung für ihre Kinder zur Verfügung gestellt.
Ebenso ist die Zahl der NotstandshilfebezieherInnen
gestiegen. Dies zeigt, dass wir in Wien bereits sehr gute Daten haben.
Die soziale Stadt Wien hat das soziale Netz sehr
dicht geknüpft. Wir helfen dort, wo Hilfe notwendig ist, sodass die Menschen
wieder selbstbestimmt ihr Leben führen können. All diese Maßnahmen der Wiener
Sozialpolitik stehen unter der Prämisse, frühzeitig und individuell zu helfen.
Mit dem Fonds Soziales Wien und der MA 15 haben wir in Wien im letzten
Jahr eine optimale Organisationsstruktur gefunden und damit wollen wir die
hohen sozialen Standards in dieser Form auch in den kommenden Jahren sichern
und weiterführen.
Wir haben die Daten bereits großteils über den Fonds
Soziales Wien und auch über die MA 15. Die Anzahl der Personen, die pro
Monat eine Leistung der Sozialhilfe erhalten, ist in den letzten vier Jahren
von 25 900 auf 48 000 pro Monat gestiegen. Diese Zahlen sind
aussagekräftig. Die Steigerung ist auch bei den Haushalten ersichtlich, von 19 500
auf 31 500. 53 Prozent der SozialhilfebezieherInnen sind weiblich,
47 Prozent männlich. 60 Prozent der SozialhilfebezieherInnen sind im
erwerbsfähigen Alter, 28 Prozent sind noch minderjährig und 12 Prozent
haben das 60. Lebensjahr bereits überschritten. Das heißt, wir wissen ganz
genau, welche Menschen unter Armut leiden oder armutsgefährdet sind.
Wir werden auch in Zukunft über die Sozialzentren
moderne soziale Dienstleister sein. Wir werden in 10 Sozialzentren
flächendeckend allen Bewohnerinnen und Bewohnern Hilfe und Unterstützung
anbieten können.
Im Jahr 2004 wurde unmittelbar nach der Integration
des Wiener Sozialwesens zum großen Teil in den Fonds Soziales Wien gemeinsam
mit der MA 66, dem Amt für Statistik, und mit der Beteiligung der
Statistik Austria damit begonnen, die Darstellung der vom FSW verantwortlichen
Wiener Sozialbereiche unter Berücksichtigung aller innerhalb der EU
gebräuchlichen Vorgaben auszurichten. Dabei finden vorrangig die von der EU
entwickelten Sozialindikatoren Berücksichtigung. Das sind jene Indikatoren, die
eben auch für diesen Armutsbericht, der jetzt vorliegt, eingesetzt wurden.
Mittlerweile werden diese Indikatoren in sechs anderen EU-Ländern auch
angewandt und es ist Ziel der EU, bis 2010 flächendeckend in allen EU-Ländern
diese Befragung durchzuführen und damit die Bekämpfung der Armut deutlich zu
steigern.
Der vorliegende Bericht basiert
auf einer Stichprobe, österreichweit von 4 623 Haushalten, davon 927
in Wien. Wenn wir, so wie im Antrag der GRÜNEN gefordert wird, einen Bericht,
eine Datenerhebung nach den einzelnen Untergruppierungen durchführen sollten,
so ist das, wenn man ein bisschen Statistik gelernt hat, einfach nicht möglich,
weil für so eine Stichprobe eine zu geringe Fallzahl vorhanden wäre, die auch
keine seriösen Aussagen zuließe. Viele Personen können auch nicht erfasst
werden, weil sie entweder in Heimen wohnen, stationär behandelt sind oder
einfach in einer quantitativen
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