Gemeinderat,
53. Sitzung vom 25.02.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 88 von 102
Elendgebiet, muss man doch einmal klarstellen, wo wir
wirklich Spitze sind, und das ohne Lobhudelei: Wir führen und sind die Nummer
eins im Bruttoregionalprodukt, wir sind die Nummer eins in der Kaufkraft, wir
haben ein Viertel aller Arbeitsplätze in Wien, wir sind führend bei der
Erwerbsquote. Da haben wir Spitzenplätze. (GR Kurth-Bodo Blind: Ich habe
geglaubt, der Bund hat alles schlecht gemacht! ...doch nicht so schlecht!)
Ja, ja, nur: Wer investiert denn? Warum investiert Wien mehr als der Bund im
Gesamten, für das ganze Bundesgebiet? Das ist ja der eigentliche Grund, warum
es bei uns eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik und eine erfolgreiche
Ansiedlungspolitik gibt, obwohl der Bund zuständig wäre. Wir sind nicht
zuständig, wir machen es trotzdem und haben hier Erfolg - so schaut's aus! (Beifall
bei der SPÖ.)
Nebenbei: Herr Gudenus von den Freiheitlichen hat
hier auch einen interessanten Beitrag gehabt - und das relativiert die
Krokodilstränen des Herrn Strache -, indem er gemeint hat, das mit den
Obdachlosen und Drogenkranken könnte man leicht lösen, wenn man alle auf die
Donauinsel deportiert, als eine Art Insellösung, wobei die untereinander, ich
weiß nicht, irgendwie zusammenkommen sollen. So schaut es dann wirklich aus,
wenn man nicht versucht, hier in Wien polemisch vorzugehen.
Zur Kollegin Sommer-Smolik: Immerhin ist es gut, dass
jetzt der Antrag überhaupt eingebracht worden ist. Der geschäftsführenden
Abgeordneten ist es gelungen, ihn zur Abstimmung zu bringen - ich gratuliere.
Zur Situation der Wiener Jugendlichen muss man
Folgendes sagen: Es gibt natürlich auch hier ein entsprechendes Zahlenwerk und
Jahresberichte. Es gibt Jahresberichte von wienXtra, es gibt Jahresberichte der
Wiener Jugendzentren, es gibt natürlich auch Berichte der MA 11, der
Kinder- und Jugendanwaltschaft, daraus wurde ja auch zitiert. Allerdings, wenn
man sagt, wie geht es denen allen, auch beim Statistischen Jahrbuch, wo wir
hier die nackten, kalten Zahlen sehen - natürlich sind die Zahlen nackt und
kalt, das ist ja ganz klar, und wenn ich wissen will, wie es ihnen wirklich
geht, muss ich viele, viele Befragungen machen. Die Kinder- und
Jugendanwaltschaft hat eine gemacht; ich habe nichts dagegen, dass es noch
zwei, drei Befragungen gibt. Aber dass wir uns hier verpflichten, statt gegen
die Armut zu kämpfen, arme Menschen zu befragen, wie es ihnen subjektiv geht,
würde von denen, glaube ich, zu Recht als Hohn empfunden werden. Es geht darum,
politische Handlungen zu setzen, die die Armut in Wien bekämpfen, und das tun
wir! (Beifall bei der SPÖ.)
Um auch zwei konkrete Maßnahmen zu nennen, die jetzt
erfolgreich angelaufen sind, wie das eingefordert worden ist: Die
Delogierungsprävention hat gegriffen, dort geht es zurück. Die einzige
sozusagen schwierige Gruppe ist hier die der hoch Verschuldeten, die ein so
hohes Einkommen haben, dass sie in keine Sozialleistungen mehr hineinfallen;
ich glaube auch, zu Recht, trotzdem muss man mit denen etwas machen. Aber die
Delogierungsprävention greift, und “Jobchance“ greift.
Warum haben wir es früher nicht gemacht? Das ist ja
ganz klar: Weil Jahr für Jahr durch die verfehlte Bundespolitik die
Sozialhilfeempfänger steigen und wir daher von uns aus über den WAFF, über den
Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds, diese Programme gestartet haben,
obwohl wir eigentlich nicht verantwortlich, nicht zuständig sind. Wir haben
auch hier, sozusagen als Zusatzaufgabe, Erfolge zustande gebracht.
Zum Kollegen Strobl: Ich meine, es soll ja
kindgerecht sein, ich würde nur dafür... (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang
Gerstl.) Ja, die Erhebung soll kindgerecht sein, und sie ist jetzt durchaus
erweitert worden. Nur werden wir von der EU-weiten Erhebung nicht weggehen, da
wir endlich auch eine vergleichbare Statistik haben wie die, die Österreich
anwendet. Wir werden diese Statistik natürlich verwenden, weil sie eben
vergleichbar ist, und zwar auch international vergleichbar, und das ist die
Erhebungsmethode, um die es geht.
Wenn man sich um die Kinder sorgt, ist das gut und
richtig. Man muss nur sehen, dass wir die Kinderversorgung bei den Drei- bis
Sechsjährigen um 97 Prozent ausgebaut haben, dass wir 71 Prozent
aller Krippenplätze in ganz Österreich allein in Wien haben und dass wir
47 Prozent aller Hortplätze von ganz Österreich ebenfalls in Wien haben.
Hier sind wir weit vor allen vergleichbaren Bundesländern. (GR Walter
Strobl: Schlechter!) 85 Prozent aller Kinder bekommen bei uns ein
Mittagessen im Kindergarten sowie früh auch die Sehtests, logopädische und
psychologische Beratung. Das heißt, wir lassen auch hier arme Kinder dort, wo
wir sie erreichen, und wir erreichen sie und sie zahlen auch nicht. Das wissen
ja alle. Mehr als 30 Prozent, 35, fast 40 Prozent sind schon befreit,
gehen in den Kindergarten und werden dort von uns auch erreicht. Hier machen
wir auch konkret etwas gegen die Armut, das weiß jeder, der die Kindergärten
kennt und weiß, was dort gearbeitet wird. Alles andere ist Polemik. (Beifall bei der SPÖ.)
Zur Kollegin Schmalenberg (Zwischenruf von GR
Kurth-Bodo Blind): Das mit den Kindergärten habe ich der Kollegin
Schmalenberg ohnehin schon gesagt. Die Armen, um die sie sich so sorgt, dass
sie kostenlos in den Kindergarten gehen sollen, die gehen natürlich kostenlos,
weil sie durch die soziale Staffel nichts zahlen. Das haben wir ihr also
eigentlich schon erfüllt, aber sie freut sich nicht, sondern sagt es uns - ich
weiß auch nicht, warum.
Die Frage, warum wir uns auch hier mit dem Bund
vergleichen, ist natürlich: Wer setzt Maßnahmen? Das ist Wien. Wer setzt sie
nicht? Die Bundesregierung, obwohl sie für Sozial- und Wirtschaftspolitik
zuständig wäre und eigentlich dafür verantwortlich ist. Typisch für die FPÖ
ist, dass sie dann sagt: Na gut, wer ist auch schuld? Die Bundesregierung darf
es nicht sein, die keine Maßnahmen setzt, also sind es die Ausländer - Obacht!
Das aber, finde ich, richtet sich eher gegen die Rednerin als gegen die
ZuwanderInnen, gegen die MigrantInnen. (Zwischenruf von GR Kurth-Bodo
Blind.)
Wenn man sich den
Bundessozialbericht noch einmal anschaut, wer alles belastet worden ist - ich
habe noch ein bisschen Zeit, daher werde ich doch noch einige Fakten nennen:
Die Pensionen sind schon fünf Jahre
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