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Gemeinderat, 54. Sitzung vom 01.04.2005, Wörtliches Protokoll  -  Seite 33 von 67

 

Bei aller persönlichen Wertschätzung der Frau Unterreiner muss ich sagen, dass alle Wortmeldungen immer davon geprägt sind, dass sie sich primär einmal nicht auskennt, dass die FPÖ halt keine Ahnung hat von Theater. Daher können Sie da halt nicht zustimmen, aber Sie machen auch wenig, sich das anzueignen. Man sollte vielleicht öfter ins Theater gehen und sich das anschauen. Wie man das, was theoretisch in Wien verlangt wird, praktisch macht, hat ja die FPÖ in Kärnten mit ihrer erfolgreichen Kulturpolitik bewiesen. Die Seebühne ist eine einzige “Erfolgsgeschichte“. Daher kann man nur sagen: Wir können froh sein, dass die FPÖ in Wien nichts zu reden hat. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Wenn hier die Jury kritisiert und gesagt wird, es ist alles Entscheidung der SPÖ (GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Das habe ich nicht gesagt!), dann muss ich sagen, die Jury ist keine Versammlung von SPÖ-Kulturreferenten (GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Das habe ich nicht gesagt!), sondern das sind lauter sehr, sehr angesehene, unabhängige Persönlichkeiten, die sich alle persönlich sehr dagegen verwehren würden, wenn man sie in die Nähe der SPÖ brächte. Wir haben hier eine sehr unabhängige Jury eingesetzt, ganz im Gegensatz zur Frau Kollegin Unterreiner, die vorgeschlagen hat, einen hochgradigen FPÖ-Funktionär in die Jury zu setzen, den Herrn Seledec. Herr Seledec wurde von uns nicht akzeptiert, daher ist die FPÖ aus der Theaterreform ausgestiegen. So ist die Wahrheit.

 

Die Oppositionskritik der ÖVP und der GRÜNEN ist nun tatsächlich viel besser. Sie sind ja Gott sei Dank nach wie vor im Boot und ich hoffe, dass sie es auch bleiben. Sie sagen, im Prinzip ist die Theaterreform okay, die Grundsätze sind völlig in Ordnung, es geht alles ein bisschen zu langsam und es ist alles ein bisschen zu wenig im Licht der Öffentlichkeit. Und es ist natürlich verständlich, dass schwierige Gespräche nicht leichter werden, wenn man sie immer im gleißenden Licht der Öffentlichkeit in Form von Vollversammlungen der Wiener Theaterszene durchführt. Dazu muss man ehrlich sagen, das haben sich auch jene Theatermenschen nicht verdient, mit denen wir diese schwierigen Gespräche derzeit führen.

 

Die Reform ist ein langfristiger, nicht einfacher Prozess. Es wird viel Neues entstehen, aber wenn viel Neues entsteht, dann muss auch Wechsel möglich sein. Das zeigt sich beispielsweise bei der Gruppe 80, die nach 25 Jahren gesagt hat: Okay, wir wollen uns, sozial abgesichert, in einen Kunstbereich zurückziehen, wo man kein eigenes Haus bespielen muss. Und die Jury hat die Theaterkooperative Hightea und das Autorenprojekt Wiener Werkstätten für die Gumpendorfer Straße vorgeschlagen. Wenn hier von der Kollegin Unterreiner kritisiert wird, dass das noch nicht abgeschlossen ist, muss ich sagen, es gibt sehr schwierige Verhandlungen über budgetäre Fragen. (Zwischenruf von GRin Mag Marie Ringler.) Denn eines können wir natürlich auch nicht zulassen: Dass wir bei der Neuvergabe eines Spielortes gleich zur Kenntnis nehmen, dass sich die Bundesregierung da zurückzieht. Also wir wollen, dass das Geld, das die Bundesregierung bisher für die Gruppe 80 gezahlt hat – es ist eh nicht viel, aber doch –, auch für die neue Bespielung der Gruppe HIGHTEA zur Verfügung stehen wird. Und das ist leider ein sehr schwieriger Diskussionsprozess, wie du dir vorstellen kannst, und das ist der Grund, warum dieser Antrag im Gegensatz zu den anderen hier im Gemeinderat noch nicht gestellt ist.

 

Die Reform ist auf einer guten Schiene. Es ist ein sehr schwieriges Verfahren, insbesondere in jenen Bereichen, wo vorgeschlagen wird, in einem zweistufigen Verfahren acht Intendanten neu auszuschreiben. Da gibt es keine Unsicherheiten. Wir haben im Gemeinderat im Februar die Zweijahresförderung bis 2007 fürs Theater des Augenblicks, das Odeon, das Kosmos beschlossen. Wir beschließen heute den Theaterverein Wien und das Ensembletheater bis 2007.

 

Wenn man mit verdienten und langjährigen Theaterleitern Verhandlungen über eine behutsame Überführung der Intendanzen führt, dann braucht das einfach Zeit und dann braucht das auch Diskretion. Das kann man nicht öffentlich durchführen. Und mit dieser Diskretion werden derzeit die Verhandlungen geführt. Die ÖVP könnte sich natürlich vorstellen, dass man das immer in Form von Pressekonferenzen macht, da wird es aber sicher zu keinen besseren Lösungen kommen.

 

Es sind die Gespräche im Laufen, es wird in den nächsten ein bis zwei Jahren die Ausschreibung für diese acht Intendanzen geben, es wird in zwei bis vier Jahren acht neue Intendanten geben. Dazu braucht man aber Geduld, dazu braucht man Zeit, das wird aber zweifellos ein Quantensprung in der Wiener Kulturpolitik sein.

 

Das gilt auch für die Co-Produktionshäuser, die wir bis 2007 schaffen werden, und das gilt auch für die Auslobungen für die Bereiche Kindertheater, Tanz und Interkulturelles Theater, die im Jahr 2006 erfolgen werden.

 

Wenn die Opposition versucht, hier ein düsteres Szenario zu zeichnen, dann muss ich sagen, es gibt überhaupt keinen Grund dafür, es gibt keinen Grund zur Panik. Der Herr Kulturstadtrat hat im Sinne der Standortförderung auch zugesagt, dass alle Theater eine Förderung bis Ende 2005 erhalten werden. Das trifft insgesamt 15 Kleinbühnen, die von der Jury nicht zur Förderung vorgeschlagen worden sind. Und wenn man der Meinung ist, die Jury war jetzt besonders böse zu diesen 15, dann muss ich sagen, vor ca 10 Jahren hat die Frau Kulturstadträtin Pasterk eine völlig andere Jury eingesetzt – niemand von diesen Personen ist heute noch dabei –, es fällt aber auf, dass für die 15 Theater damals schon vorgeschlagen wurde, dass sie keine Förderung bekommen sollen.

 

Also es hat sich in 10 Jahren da leider nichts verändert, und das ist der Grund, warum man so ein Expertenurteil – egal ob von der Jury vor 10 Jahren oder von der jetzt – schon ernst nehmen muss. Es ist daher so, dass wir diese bis Ende 2005 absichern werden. Das heißt, es wird heuer keine einzige Theaterschließung geben. Auch wenn die Opposition oder eine Theatergruppe es anders behauptet, wird es keine Theaterschließungen durch die Theaterreform geben. Es wird für

 

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