Gemeinderat,
55. Sitzung vom 28.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 60 von 85
dass man wirtschaftlich überleben kann.
Selbstverständlich bedeuten Inserate auch Einfluss! Es macht eben einen
Unterschied, wo Coca Cola seine Millionen hinschiebt und wo es sie nicht
hinschiebt. (GR Gerhard Pfeiffer: Die Streuung ist größer, nicht!) Es ist
okay, sie dürfen es auch tun, aber nachher zu behaupten, dass es für ein Medium
völlig unerheblich sei, von wem es Inserate bekommt und von wem nicht, und wie
viel Geld man dafür bekommt, das ist einfach und schlicht mathematisch
hanebüchen. (GR Gerhard Pfeiffer: ... ist ein Unterschied!)
Punkt drei: Herr Hahn - ich glaube, er ist noch
Spitzenkandidat, wiewohl man bei den Aussendungen manchmal einen anderen
Eindruck hat und glaubt, dass es einen neuen Spitzenkandidaten gibt, aber ich
nehme an, dass Herr Hahn Spitzenkandidat für die nächste Gemeinderatswahl, für
die nächste Landtagswahl bleibt -, Herr Hahn und ich waren gemeinsam in einer
Sendung, zu zweit bei Radio Orange. Das wird jetzt keinen überraschen. Es ist
schon mehr als ein Jahr her - ich glaube, es sind zwei Jahre -, und wir haben
uns dort unterhalten, beziehungsweise der Redakteur hat uns befragt über das
kommunale Wahlrecht für MigrantInnen ohne österreichischen Pass, ohne EU-Pass,
also schlicht ohne Wahlrecht in Österreich, und wir haben uns über kommunales
Wahlrecht unterhalten. Der Redakteur hat die gleiche Frage an Herrn Hahn wie an
mich gestellt: Wie stehen wir dazu?
Dass wir in dieser Frage unterschiedliche Ansichten
haben, ist hinlänglich bekannt. Denn das wäre ja schon wieder eine Ausweitung
der Demokratie, wenn man Wahlrecht zusätzlich einführen würde; das geht
natürlich nicht, weil die Volkspartei ja lieber Wahlrecht abschafft. Ich
erinnere an die Österreichische Hochschülerschaft: Ein Unikum in der Zweiten
Republik, dass Wahlrechte abgeschafft werden. Auch in Vorarlberg wird eine
Wahlmöglichkeit abgeschafft. (GR Gerhard Pfeiffer: Nicht das Wahlrecht
abgeschafft!) Es ist ein Wahlrecht weniger für diejenigen, die an der
Universität studieren. (GR Gerhard Pfeiffer: Es ist ja falsch, was Sie
sagen! Wir haben doch nicht das Wahlrecht abgeschafft! Das ist ja ein Unsinn,
das kann man doch nicht sagen!)
Wir notieren also fürs Protokoll, dass, wenn man eine
Wahl streicht und eine Wahl verunmöglicht, dies in den Augen des Herrn Pfeiffer
- Klammer: ÖVP, Klammer geschlossen - keine Abschaffung eines Wahlrechts ist.
Aber es ist einfach eine Wahlmöglichkeit weniger. (GR Gerhard Pfeiffer:
Nein! Die Wahl ist delegiert!) Ich lasse das jetzt mit den Aufklärungen, es
ist leider sinnlos. (GR Gerhard Pfeiffer: Das nehmen Sie leider nicht zur
Kenntnis! Das ist ein Delegationswahlrecht!)
Wir bleiben bei Herrn Hahn, beim Duell Hahn -
Ellensohn bei Radio Orange. Jeder durfte bei ungefähr gleich viel Redezeit -
wir haben es nicht mitgestoppt, man könnte es sicher noch nachmessen -, bei
ungefähr der gleichen Redezeit die eigenen Positionen zur Stadtpolitik äußern.
Dass die Ansichten der ÖVP dem Publikum von Radio Orange nicht gleich gut
gefallen wie die Ansichten der GRÜNEN - na ja, wenn ich jetzt sagen würde, ich
bedauere das, dann wäre dies natürlich auch nicht die Wahrheit. So ist es eben,
die Ansichten der Volkspartei kommen bei einem gewissen Publikum in dieser
Stadt - es ist ein wachsendes - zum Glück schlecht an. So ist es, und das ist
Ihr Hauptproblem.
Denn hingegangen ist er schon, der Herr Hahn, und
interviewen hat er sich dort auch lassen. Aber es ist eben nicht passiert, was
man dort gerne gehabt hätte, und offensichtlich wurden keine Leute dazu
angestellt, dort anzurufen und durchzudrücken, dass die richtigen Fragen
kommen, so wie bei den Postings im "Standard" und in "ORF
Online", wo man ja Einzelne mittlerweile schon kennt; aber das macht gar
nichts, es trägt zur Belebung bei und es sichert vermutlich bei Ihnen, bei der
ÖVP, ein paar Arbeitsplätze. (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Gerstl.)
Das ist nicht das Schlechteste, wir haben ja doch ein bisschen Probleme auf dem
Arbeitsmarkt, und vielleicht ist nicht jeder bei Ihnen dazu qualifiziert, etwas
anderes zu tun als Postings zu schicken. (GR Gerhard Pfeiffer: Herr Kollege,
sind Sie mit der Nummer noch frei?)
Herr Hahn und ich waren also gemeinsam bei Radio
Orange. Wenn das so ein schlimmer Sender und so ein furchtbares Programm ist,
warum gehen Sie dann dort hin? Warum geht der Spitzenkandidat - das war er
damals noch nicht - der ÖVP hin und lässt sich dort interviewen? Wenn Sie eh am
Gängelband von irgendjemandem sind? Wenn es eh so furchtbar ist, dass das
Programm von irgendjemandem gehört wird? Also ich habe eher den Eindruck... (GR
Gerhard Pfeiffer: ...zu Ihnen, oder wie?)
Herr Pfeiffer! Ich habe jetzt nur noch ein paar
Minuten, das ist knapp. Wir können das gerne ein anderes Mal besprechen, oder
Sie machen noch einen Redebeitrag. Sie haben noch 20 Minuten, im Gegensatz
zu mir, Sie können Ihre Position gerne hier äußern. (GR Gerhard Pfeiffer:
Nein, so wichtig sind die Anmerkungen nicht!) Ich würde mich ganz ehrlich
darüber freuen, weil ich genau weiß, was ich damit machen muss.
Herr Hahn und ich sind also dort hingegangen, und
alles, was passiert ist, was Ihnen nicht passt, dem Herrn Hahn nicht passt und
der ÖVP nicht passt, ist: Es kommt dort eben nicht das heraus, was Sie gerne
hören möchten. Sie werden dort kritisch gefragt, es ist eben leider nicht so
wie im ORF, wo am Abend eine frühere Landsmännin von mir sehr freundliche
Fragen stellt, wenn Regierungsmitglieder anwesend sind, zumal wenn es sich um
Herrn Bartenstein oder Herrn Grasser handelt - was immerhin dazu geführt hat,
dass sie jede Woche mehrmals auf Ö3 dafür entsprechend witzig behandelt wird.
Der Unterschied in der
Medienlandschaft lässt sich am besten festmachen, wenn man den ORF vergleicht,
der wirklich im Würgegriff der ÖVP ist, weil sich dort die FPÖ bei den
Verhandlungen entsprechend hat über den Tisch ziehen lassen. (Zwischenrufe
bei der ÖVP.) Dort sind sich mittlerweile alle einig, ich glaube, dass von
den Freiheitlichen für ihre eigene Position schlecht verhandelt wurde. Die ÖVP
hat den ORF im Würgegriff, das sehen Sie, wenn sie ihn mit der BBC vergleichen,
und das ist
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