Gemeinderat,
56. Sitzung vom 24.05.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 104
mittleren Betriebe.
In letzter Konsequenz geht
es dabei auch um die Sicherung der fußläufigen Versorgung, die im Sinne einer
Stadt der kurzen Wege nicht nur das Güterangebot, sondern auch die
Versorgungsdienstleistungen für eine tendenziell immer älter werdende
Bevölkerung umfasst.
Das wirtschaftliche Leitbild
hat zum Ziel, die wirtschaftliche Entwicklung Wiens vor dem Hintergrund neuer
Rahmenbedingungen zu sichern, und dadurch auch einen wesentlichen Impuls für
den Arbeitsmarkt zu liefern. Wir tragen dem Strukturwandel in der Wirtschaft
ebenso Rechnung, wie wir die unterschiedlichen Bedürfnisse von großen
internationalen Unternehmen bis hin zum Einmannbetrieb berücksichtigen.
Nicht zuletzt auf Grund der
regionalen Verflechtungen orientieren wir uns dabei auch wesentlich stärker als
in den vergangenen Jahren an einer polyzentrischen Stadtstruktur, als am bisherigen
Konzept der Siedlungsachsen. Konkret werden im räumlichen Wirtschaftsleitbild
Aussagen über eine neue Zentrenstruktur getroffen. Es werden
Entwicklungsgebiete mit strategischer Bedeutung, wie der Bahnhof Wien - Europa
Mitte oder das Flugfeld Aspern identifiziert. Zudem werden jene Standorträume
ausgewiesen, die zur Sicherung und Weiterentwicklung von Industrie und Gewerbe,
wie zum Beispiel Liesing-Mitte oder Siemens-Allißen, sowie der kleinteiligen
Stadtwirtschaft, vorgesehen sind.
Wir tragen im neuen
Stadtentwicklungsplan aber auch der Sicherung der Nahversorgung Rechnung.
Inter-nationale Trends im Einkaufsverhalten gehen auch an Wien nicht spurlos
vorüber. Wie in allen mitteleuropäischen Großstädten kaufen selbst jene
Menschen, die auf den Greißler ums Eck eingeschworen sind, immer stärker auch
in großen Einkaufszentren. (StRin Dipl
Ing Dr Herlinde Rothauer: Ah, deswegen werden die bekämpft!) Gründe dafür
liegen unter anderem in den geänderten Arbeits- und Tagesrhythmen sowie den
wirtschaftlichen Veränderungen ganz allgemein.
Der wahre Konkurrenzkampf
spielt sich dabei nicht zwischen den traditionellen Geschäftsstraßen und den am
Stadtrand liegenden Einkaufszentren und Fachmarktzentren ab, sondern vielmehr
zwischen den regionalen Einkaufszentren im Umland und dem innerstädtischen
Einzelhandel in Wien, wenn in Wien entsprechende Einkaufsangebote fehlen.
Zur Stärkung der Einkaufsstraßen,
aber auch zur Verbesserung der Nahversorgung in schlecht ausgestatteten
Bereichen sollen eine Erhöhung der Aufenthaltsqualität, die Errichtung von
Frequenzbringern, unter anderem integrierte Einkaufszentren mittlerer Größe mit
Kultur- und Unterhaltungsangeboten, gute Erreichbarkeit vor allem durch den öffentlichen
Verkehr, sowie Bewerbungs- und Marketingskonzepte beitragen. Flankiert wird
dieses Vorhaben durch das Bemühen, mittelgroße und große
Einkaufszentrenprojekte in integrierte Lagen mit gutem ÖV-Anschluss zu lenken.
Einkaufszentren machen im
innerstädtischen Bereich dort Sinn, wo der Anschluss an das hochrangige öffentliche
Verkehrsnetz gegeben ist und sie zu einer Aufwertung der Nahversorgungsfunktion
im Grätzel beziehungsweise zur Attraktivierung des Geschäftsviertels beitragen.
Mit Wirtschaft verbinden wir
aber nicht nur Industrie, Gewerbe und Einkaufen, sondern auch die für Wien
ebenso bedeutsame Sicherung der Landwirtschaft. Wien ist eine Stadt des
Weinbaus und wäre ohne den Heurigen nicht denkbar. (GR Dr Matthias Tschirf: Ja!) Die Gärtnereien in Simmering gehören
ebenso zum Stadtbild wie die landwirtschaftlichen Betriebe im Norden und Süden
des Stadtgebietes. Mit der Übernahme des agrar-strukturellen
Entwicklungsplanes, dem ARG-STEP, in den Stadtentwicklungsplan werden daher
auch ganz wesentliche Aussagen zur Sicherung der Landwirtschaft in Wien
getroffen.
Sehr geehrte Damen und
Herren, damit komme ich zu einem weiteren zentralen Punkt des neuen Stadtentwicklungsplanes,
der Absicherung der vielfältigen und zahlreichen Grünräume in und um diese
Stadt, die einen der wesentlichen Faktoren für die hohe Lebensqualität
ausmachen. Es freut mich, dass wir gerade in dem Jahr, in welchem wir das
Jubiläum 100 Jahre Wald- und Wiesengürtel feiern können, mit dem neuen
Stadtentwicklungsplan einen weiteren Meilenstein für den Erhalt und den Ausbau
der wertvollen Grünbereiche setzen. Wien hat vor 100 Jahren mit dem
Beschluss des Wald- und Wiesengürtels als Sicherungsinstrument für den Erhalt
großer Grünräume internationale Planungsgeschichte geschrieben. Diese mutige
und visionäre Entscheidung macht Wien heute zu einer privilegierten Stadt. Kaum
eine Millionenmetropole verfügt über derartig qualitätsvolle und vielgestaltete
Landschaftsräume, die bis weit in die Stadt hinein erlebbar sind. Man braucht
nur an die Donauinsel oder den Nationalpark Donauauen denken, die als Freizeit-
und Naherholungsgebiete für die Wienerinnen und Wiener nicht mehr wegzudenken
sind.
Der Wert großer Wald- und
Wiesenflächen und die entsprechende Widmung sicherten damals und sichern heute
das grüne Rückgrat unseres Lebensraumes. Wien ist jedoch eine gewachsene Stadt,
und das seit vielen Jahrzehnten. Diese positive Entwicklung bedeutet auch einen
Druck auf stadtnahen Grünraum. Eine der zentralen Aufgaben der Stadtplanung ist
daher, die bedeutenden Naherholungsräume für die Wienerinnen und Wiener zu
erhalten und weiter auszubauen. Diesem Ziel tragen wir mit den vielfältigen
Instrumentarien Rechnung. Im STEP haben wir erstmals durch die Abgrenzung der
übergeordneten Landschaftsräume wie Bisamberg, Marchfeld,
Donauraum-Nationalpark, Donauauen, südliches Wiener Becken und Wienerwald den
Rahmen für die bauliche Entwicklung vorgegeben. Daraus ergeben sich implizit
Siedlungsgrenzen, und diese Siedlungsgrenzen definieren genau jene Bereiche, in
denen eine Bebauung im Sinne der Erhaltung der Natur- und Kulturlandschaft
keinesfalls in Frage kommt.
Die
Betrachtung der großräumigen zusammenhängenden Grünlandschaften und Grünräume
wurde noch ergänzt durch ein Leitbild für die erhaltenswerten und
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