Gemeinderat,
57. Sitzung vom 27.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 136
Sie haben Menschen zu Bittstellern degradiert, die nun mal jetzt Förderansuchen stellen können. Und sie werden gefördert oder auch nicht, aber sie kriegen ja nichts Schriftliches, also können sie auch nicht dagegen vorgehen.
So, meine Aufgabe ist nicht, von hier aus im Detail
darauf einzugehen. Es wird ausreichend Gelegenheit in der Sozial- und
Gesundheitsdebatte geben, das auch noch einmal zu diskutieren. Aber ja, das
waren eine Fehlentscheidung und ein Irrweg Ihrerseits!
Ich gehe weiter zum Bereich Bildungspolitik. Nach wie
vor fehlen in dieser Stadt 1 400 Lehrerinnen und Lehrer. Die schlechten
PISA-Ergebnisse haben uns ausreichend Gelegenheit gegeben, vor allem auch in
den letzten Monaten, darüber zu diskutieren, was eigentlich in Wiens Schulen
los ist. Mangel an Personal bedeutet auch immer größer werdende, also steigende
SchülerInnenzahlen. Vielleicht wissen Sie es, vielleicht wissen Sie es nicht,
aber inzwischen sind Durchschnittszahlen von 25 SchülerInnen in der
Volksschule, 28 ja sogar 30 SchülerInnen in den Hauptschulen,... (GRin Erika
Stubenvoll: Das müssen Sie der Frau Gehrer sagen! Jawohl, natürlich habe
ich ja nie behauptet, dass das allein die Schuld der SPÖ ist!
Selbstverständlich ist es nicht allein die Schuld der SPÖ. Selbstverständlich
hat hier der Bund eine katastrophale Politik, eine katastrophale
Bildungspolitik gemacht. Aber die haben Sie schon Hand in Hand beschlossen. (Aufregung
bei GR Gerhard Pfeiffer.). Nicht im Rahmen von einem Finanzausgleich, weil
man da hätte sagen können, wir haben nicht aufgepasst, wir haben uns geirrt,
sondern von zwei Finanzausgleichen, wo Sie beim zweiten die Möglichkeit gehabt
hätten, ein bisschen was von dieser Misere zu korrigieren. Da haben Sie nichts
gemacht! Sie haben noch den zweiten so zur Kenntnis genommen. Also haften Sie
an dieser Misere in Wiens Schulen mit, ob Sie es wollen oder nicht. Wir haben
auch darüber diskutiert, dass ungeachtet dessen es vielleicht Aufgabe der Stadt
Wien gewesen wäre, hier zuzuschießen, denn selbst wenn wir sagen, ja, vorrangig
ist Bildungsministerin Gehrer schuld an dieser Misere, so heißt das ja noch
lange nicht, dass wir alle hier sitzen und weinen und uns darüber beklagen, wie
böse denn der Bund wäre und wie arm denn wir nicht wären. Die Stadt Wien verfügt
über ausreichende finanzielle Spielräume, um nicht zuzulassen, dass dieses
po-litische Spiel auf dem Rücken unserer Kinder gespielt wird und zu Lasten
ihrer Zukunft. Und wir sprechen hier von ganzen Generationen, die eine Zukunft
vor sich haben. Oder wie stellen Sie sich vor, wie diejenigen Kinder, die jetzt
diese PISA-Ergebnisse produziert haben, in fünf Jahren, in zehn Jahren dastehen
werden? So etwas kann man ja nicht über Nacht wieder in Ordnung bringen. Das
heißt, hier gibt es sehr viel zu tun.
Und hier hätte ich mir erwartet, dass die Stadt Wien
investiert. Die Stadt Wien hat es nicht getan. Das Ergebnis ist klar:
Gestrichen wurde alles, was Spaß macht. Gestrichen wurden Fördermaßnahmen. Die
Schülerzahlen steigen und sie steigen momentan dramatisch. Die schlechten
PISA-Ergebnisse sind der Beweis dafür. Im Übrigen sehe ich von einer
zukunftsweisenden Bildungspolitik zum Beispiel in Richtung Umstellung auf
Mehrsprachigkeit gerade in einer Stadt, in der Mehrsprachigkeit in den Schulen
Alltag ist, weit und breit nichts. Und womit denn? Wenn
1 400 LehrerInnen fehlen, dann kann man doch nicht davon träumen,
dass vielleicht einmal in Wien das Bildungssystem sogar weitergeht und sich weiter
entwickelt und dass die Kinder beispielsweise durch neue Methoden und Modelle
die Möglichkeit erhalten, mindestens zwei, drei Sprachen zu sprechen und nicht
bloß deutsch. Das ist alles, wie gesagt, leider bis auf weiteres Zukunftsmusik,
auch weil Sie Ihre Hausaufgaben in diesem Bereich doch nicht so brillant
erledigt haben, wie der Herr Stadtrat behauptet! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Oh ja, eines haben Sie schon brillant erledigt und
zwar in der Art und Weise, wie Sie solche Dinge immer erledigen können,
elegantest: Die Parteibuchbestellungen bei Direktoren sind wieder in und wieder
möglich, viel leichter möglich als davor, denn in seltener Eintracht haben hier
jüngst SPÖ und ÖVP auch den Direktorenbestellungsmodus - ja schon wieder -
geändert, wodurch es wieder leichter geworden ist, dass nur befreundete
Personen oder Personen mit dem richtigen Parteibuch ins
Objektivierungsverfahren kommen. Wie gesagt, in solchen Bereichen ist die SPÖ
ein Garant für sehr elegante Lösungen, wie wir wissen, aber in anderen
Bereichen muss man noch lernen.
Ich komme zur Umweltpolitik. Freuen kann ich mich
über die Biogasanlage sehr, die vor kurzem sogar Spatenstich hatte und wo wir
hier ein Projekt geschaffen haben, das eins der größten in Europa sein wird.
Sehr freuen kann ich mich auch über die Passivhaussiedlung, auch ein
gemeinsames Projekt der GRÜNEN, das eben - hier hat die Zusammenarbeit mit der
SPÖ geklappt – umgesetzt worden ist. Weit weniger kann ich mich über die Lösung
freuen, die jetzt in Sachen Lobau-Autobahn erreicht worden ist, wo man sich
voraussichtlich mit Niederösterreich auf die Außenvariante einigt, wo jeder von
uns weiß, dass genau entlang dieser Autobahn der Speckgürtel entstehen wird,
der der Stadt die Kaufkraft abziehen wird und wo wir mehrfach, nicht zuletzt
auch deshalb davor gewarnt haben, dass es eine Fehlentscheidung von Ihnen von
der Sozialdemokratie ist, meine Damen und Herren. Eine, die natürlich nicht nur
wirtschaftspolitisch, sondern auch ökologisch mit negativen Folgen behaftet
sein wird.
In Sachen Feinstaub ist überhaupt nichts
weitergegangen, bis heute nichts. Feinstaub und Ozon ist und bleibt ein
ungelöstes Problem und auch hier gibt es einiges, was die Stadt tun muss, wenn
man nicht möchte, dass in 30 Jahren ab jetzt übrigens jeder Vierte und
jede Vierte von uns mit einer Lungenerkrankung rechnen muss. Das sind keine
Horrormärchen, das wissen wir! Die Prognosen sagen, dass bei unveränderter
Entwicklung in 30 Jahren eine von vier Personen mit Beeinträchtigungen der
Lunge zu rechnen haben wird.
Bis jetzt haben sie ihre Aufgaben
im Bereich Feinstaub auch aber so was von überhaupt nicht erledigt! Nach wie
vor warten wir auf jenen Maßnahmenkatalog,
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular