Gemeinderat,
57. Sitzung vom 27.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 136
der umgesetzt wird und der auch endlich Besserungen erzielt, wobei ich sagen muss, 2004 hätte er schon präsentiert werden können. Also in dem Bereich sind sie absolut säumig.
Vielleicht noch ein Letztes, etwas, was ja gerade
unmittelbar mit Feinstaub und Ozon zusammenhängt: Öffi-Ausbau.
Auch etwas, was wir hier vielfach diskutiert haben.
Ich bringe Ihnen nur zwei Beispiele: Sie haben unendlich lang mit dem Bund im
Zusammenhang mit dem Schnellbahnausbau verhandelt. Was ist das Ergebnis? Nicht
nur Null, es ist sogar weniger als Null, denn soeben erfahren wir, ebenfalls in
den letzten Wochen, dass die Schnellbahntakte als Erfolg sozusagen dieser
Verhandlungen ja sogar weniger werden sollen! Das, meine Damen und Herren, ist
exakt der falsche Weg, wenn’s darum geht, das Verkehrschaos in dieser Stadt zu
lösen und auch etwas für unsere aller Gesundheit zu tun.
Noch ein zweiter Bereich: Wie kann es sein, dass es
in einer der reichsten Städte der Welt nach wie vor eine Vielzahl von Regionen
gerade an der Peripherie der Stadt gibt, wo man in der Früh eine gute halbe
Stunde lang auf den Bus warten muss? Also da ist es dann vollkommen klar, dass
die Menschen aufs Auto umsteigen. Das kann man Ihnen ja auch nicht verdenken,
das hätte ja genauso gut auch ich, wenn ich dort wohnen würde, getan. Das sind
genau jene Bereiche, in denen nichts, aber auch rein gar nichts in den letzten
Jahren in Wien weitergegangen ist.
Vielleicht ein Bereich, wo schon ein bisschen etwas
weitergegangen ist: Der Grüngürtel rund um die Stadt, der jetzt in einer Art
sehr, sehr, sehr schleichender Salamitaktik immer weniger wird, weil plötzlich
in wunderschönen Grünlagen Villen entstehen. Da gibt es ein paar Beispiele auch
schon aus den letzten Jahren, wo ich mir denke, das ist zu stoppen, denn
werbewirksam Wanderungen rund um Wien zu organisieren, finde ich eine
wunderschöne Idee. Das ist sehr, sehr schön und klingt auch alles schön und
gut, aber dann, wie gesagt, wenn diese Wanderrouten an den Villen von
bestimmten befreundeten Damen und Herren vorbei führen, die plötzlich mitten im
Grünen, dort wo es niemals diese Widmung hätte geben sollen, entstanden sind,
dann wird es schon problematisch.
Ich schließe mit einem letzten Bereich ab, der mir
auch sehr am Herzen liegt, der Frauenpolitik. Hier kann man der Stadt
grundsätzlich ein relativ gutes Zeugnis ausstellen, damit es nicht heißt, wir
würden alles, alles, alles schlecht reden. So ist es nicht. Hier wird auch
einiges getan und auch im Bundesländervergleich steht Linz sehr gut da.
Selbstverständlich kann es immer mehr und auch besser sein.
Auf den Frauenarmutsbericht warten wir. Auf den
Frauenbericht warten wir. Es hat Anträge der GRÜNEN im Zusammenhang mit einem
Frauenbericht der Stadt Wien gegeben. Die sind sogar angenommen worden. Es hat
geheißen, er kommt, er kommt, er kommt. Ein bisschen ist das schon “Warten auf
Godot“, meine Damen und Herren. Wir würden und sehr freuen, wenn Godot
ausnahmsweise kommt, und zwar vor dem Wahltermin im Oktober, damit wir uns ein
bisschen mit den Inhalten auch auseinandersetzen können.
Fakt ist, dass dieser Bericht nicht sehr erfreulich
ausfallen wird, denn die Frauenarbeitslosigkeit hat in den letzten Jahren
massiv zugenommen, auch die Frauenarmut hat zugenommen. Aber es lohnt sich,
sich diese Zahlen genau anzuschauen und sich dann gemeinsam zu überlegen, was
man tun kann.
Zwei Bereiche würden mir für die Zukunft sehr, sehr
am Herzen liegen und gerade hier, wenn die Stadt Wien Vorreiterin sein möchte,
glaube ich, dürfen wir nicht sozusagen geizen, gerade was diesen Detailbereich
betrifft:
Nummer 1: Ausbau der Kinderbetreuung gerade für
Kinder ab dem sechsten Lebensmonat und bis zum dritten Lebensjahr. Ja, ab dem
dritten Lebensjahr ist der Deckungsgrad in Wien nahezu 100 Prozent, aber
unter dem dritten Lebensjahr ist nur eins von vier Kindern betreut, auch in der
Bundeshauptstadt. Wir wissen alle, dass gerade das es ist, was Frauen den
Wiedereinstieg in den Beruf erschwert, genau diese Lebensphase des Kindes und
was Frauen auch den berühmten Karriereknick kostet. Hier müssen wir
investieren. Das ist nicht nur Frauenpolitik, das ist Familienpolitik, das ist
auch Wirtschaftspolitik in dieser Stadt und diesen Schritt müssen wir setzen.
Ein zweites: Betriebe fördern, die Frauen fördern.
Meine Gemeinderatskollegin Monika Vana hat das bereits mehrfach vorgeschlagen.
Es würde nichts dagegen sprechen, den Weg zu beschreiten, dass die Stadt Wien
die Auftragsvergabe bevorzugt daran koppelt, dass Unternehmen Frauen fördern
und dafür auch Frauenförderungspläne haben. EU-rechtlich ist so etwas möglich
und es gibt eine Vielzahl von europäischen Staaten oder auch Städten, die das
bereits tun, allerdings gekoppelt an andere Kriterien. Es wäre an der Zeit,
auch darüber zu diskutieren, ob die Stadt Wien nicht auch diesen Weg
beschreiten könnte, um hier, wie auch gesagt, wenn man es so möchte, eine
Wirkung innerhalb der Stadt, innerhalb auch der Wirtschaft zu erreichen. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Es bleibt mir noch ein Letztes, meine Damen und
Herren. Es wird sicher die Frage kommen, woher denn das Geld für all diese
Maßnahmen nehmen, was die GRÜNEN ja schon wieder alles wollen. Ich sage, das
Geld ist da. Wunderbar. Zwei Beispiele dazu: Die Stadt muss nicht
Musterschülerin bei jedem Finanzausgleich sein. Man muss nicht da sitzen und
auf das “Bravo“ des Bundes warten, gerade dann, wenn man die Finanzpolitik des
Bundes kritisiert. Man muss nicht Maastricht-Überschüsse in 100 Millionen-Höhen
produzieren. Die Stadt kann natürlich auch in anderen Bereichen sparen. Nicht
zuletzt in den letzten Tagen haben wir ja auch über die Auftragsvergabe an
Compress in der Höhe von 300 Millionen EUR diskutiert, wenn ich mich
nicht irre, die meines Erachtens viel, viel besser gerade bei dringenden
Aufgaben im Sozialbereich hätten investiert werden können oder in unseren
Schulen oder oder oder.
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