Gemeinderat,
57. Sitzung vom 27.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 136
Kärnten die Lehrlingsprämie. Beides war sehr erfolgreich, und es gibt dort heute mehr offene Lehrstellen als Lehrstellensuchende.
In Oberösterreich hat es diese Abschnittslehren gegeben,
wo man in verschiedenen Betrieben seine Lehre absolvieren kann und eben auch
verschiedene Betriebe aufsucht und dort seine Lehrausbildung macht. Das hat
dazu geführt, dass wir heute in der Situation in Oberösterreich 3 000 neue
Lehrplätze vorfinden, was in Wien nicht der Fall ist. In Wien, beim Wiener
ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds, wie schaut das da aus: Der hat sein Modell
damals gleich wegen Erfolglosigkeit einstellen müssen. Nämlich die
Lehrausbildung, der Lehrausbildungsverbund, war im Jahre 2003 so
erfolglos, dass man ihn zugedreht hat. Wir haben eben heute die Situation, dass
eine offene Lehrstelle vorhanden ist und sieben Lehrlinge eine suchen und
dringend brauchen.
Und da frage ich mich schon, warum schauen Sie sich
nichts ab von anderen Bundesländern, die es besser machen. Das tun Sie eben
nicht. Sie betreiben hier Verweigerung, Sie verweigern und wollen das nicht zur
Kenntnis nehmen. Sie sind zwar nicht das Sandmännchen, streuen aber trotzdem
den Menschen Sand in die Augen und ich kann Ihnen sagen, die Menschen werden
aus diesem bösen Traum sehr wohl erwachen und sie werden sich daran erinnern
nach dem bösen Traum, wer für diesen bösen Traum verantwortlich ist. Das sind
Sie und niemand anderer in dieser Stadt. Sie haben die absolute Mehrheit. (Beifall
bei der FPÖ und von GR Dkfm Dr Fritz Aichinger.)
Und natürlich ist es so – und das ist heute auch
schon angesprochen worden -, dass wir einen Mangel an Wachstumsinitiativen, ein
Sinken kommunaler Investitionen haben, und natürlich auch das Abwandern von
Unternehmen und Betrieben feststellen müssen. Speckgürtel um Wien, wenn man
nicht gleich ins Ausland geht, aber wir erleben auch Insolvenzrekorde in dieser
Stadt. Und das ist leider Gottes so. Es sind aber neben Ankerbrot, Grundig und
der Porzellanmanufaktur Augarten und vielen anderen Betrieben, vorwiegend
kleine Betriebe, kleine und mittlere Gewerbebetriebe, die heute angesichts der
osteuropäischen Billigkonkurrenz zusperren. Wir haben allein im ersten
Halbjahr 2005 1 037 Unternehmen, die Insolvenz anmelden mussten, das
kann man beim Kreditschutzverband auch bei der Statistik festmachen. Es trifft
immer die kleinen und die kleinsten Firmen, und das bedeutet auch, dass dort,
wo kleine Firmen und kleinere und mittlere Gewerbebetriebe zusperren müssen,
natürlich auch die Arbeitslosigkeit entsteht, denn das sind ja die Arbeitgeber,
diese kleinen und mittleren Gewerbebetriebe, denn über 85 Prozent aller
Arbeitsplätze werden ja von den kleineren und mittleren Gewerbebetrieben
sichergestellt. Und wenn es denen schlecht geht, wenn die zusperren müssen,
wenn die kein Eigenkapital mehr haben, dann ist das keine Frage, dass dann alle
darunter leiden, bis zum kleinen Mann, der den Arbeitsplatz verliert.
Und da müsste man sich halt einmal wirklich von
Seiten des Bundeslandes Wien Initiativen überlegen, wie man hier in diesem
Bereich helfen kann.
Aber die Konsequenzen eben dieser falschen
Wirtschaftspolitik, dieser falschen Budgetpolitik, führen ja auch dazu, dass
wir heute einfach festhalten müssen, dass die Zahl der Sozialhilfeempfänger
exorbitant angestiegen ist. Eine unglaubliche Steigerung vom Jahr 2000, da
haben wir 41 737 Personen gehabt, die Sozialhilfeempfänger in Wien
waren, im Jahr 2004 - heute haben wir die Zahlen noch nicht, - aber im
Jahre 2004, sind es 75 782 Personen, die schon
Sozialhilfeleistungen in Anspruch nehmen. (GRin
Erika Stubenvoll: Das habt Ihr ihnen weggenommen!)
Und schon jetzt wird die Sozialhilfe hier in Wien
unterhalb der Teuerungsrate angepasst und in den letzten drei Jahren gab es
überhaupt nur eine Erhöhung von 2,8 Prozent, und die Teuerungsrate lag aber bei
4,5 Prozent. (GRin Erika Stubenvoll:
Sie sitzen ja da drinnen!) Und jetzt stelle ich schon die Frage, wenn Wien
der teuerste Fleckerlboden Österreichs ist, warum man es dann genau die
Sozialhilfeempfänger spüren lässt. Wir haben die teuersten Lebenshaltungskosten
im Vergleich zu allen anderen Städten und Bundesländern und Sie laden es wieder
auf dem Rücken der kleinen Leute, der Armen, der sozial Schwachen, ab.
Das ist eben genau der falsche Weg, und wenn man
jetzt auch die EU-Freizügigkeitsrichtlinie, die bis Mai nächsten Jahres
umgesetzt werden soll, hernimmt, da kriegt man dann überhaupt natürlich eine
große Panik und dann fragt man sich, was haben Sie schon versucht, gegen diese
Entwicklung zu machen und zu unternehmen, was da nämlich auf uns zukommen wird.
Da wird also das Sozialhilfesystem gänzlich aus den Fugen geraten, weil bei
dieser Richtlinie verschärft sich einfach die Situation, dass sich
Nichterwerbstätige aus Osteuropa mit ihren Familien ohne jegliche
Übergangsfristen bei uns niederlassen können - so ist das dort festgehalten -,
und wenn sie keine Mittel haben, so besteht das Anrecht, dass sie hier unsere
Sozialhilfeleistungen in Anspruch nehmen können. Na bumm, denn wir haben heute
schon Missbrauch genug mit den Ein-Mann-Firmen und Betrieben, die heute schon
angesprochen worden sind, aber da müssen wir aufpassen, da müssen wir initiativ
werden, da müssen wir Druck machen, dass wir hier die Übergangsfristen verlängern,
dass wir hier darauf schauen, dass es nicht in diese Richtung gehen kann, dass
jeder Nichterwerbstätige zu uns kommen kann und dann hier alle Ansprüche
genießt. Da soll es schon so sein, dass, wenn ein Nichterwerbstätiger zu uns
kommt und eben im Grunde genommen nicht arbeitet, er auch nicht den Anspruch
haben kann, sondern höchstens den Sozialhilfeanspruch in seinem Heimatland,
nach den Regelungen, die dort vorhanden sind, aber sicherlich nicht nach
unseren. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich wundere mich auch, dass Sie
eigentlich nicht aufgeschrieen haben, als die Slowakei jetzt sogar ihren
Arbeitslosen Wanderungsprämien versprochen hat für die Zukunft, wenn sie ins
Ausland gehen und sich hier im benachbarten EU-Land einen Arbeitsplatz suchen.
Also, das ist ja alles abstrus, da muss man doch endlich
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