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Gemeinderat, 57. Sitzung vom 27.06.2005, Wörtliches Protokoll  -  Seite 85 von 136

 

zustimmen: Es würde sich dabei um eine Privatisierung handeln. Wir haben bereits mehrfach über den Bereich des FSW diskutiert, es handelt sich um eine Einrichtung der Stadt. Die neu geschaffenen GesmbHs sind zu 100 Prozent Töchter, die Steuerung erfolgt durch die Stadt, ebenso ist auch die Kontrolle sichergestellt. Wenn ich an die letzte Beiratssitzung des FSW erinnern darf, so muss diese auch für die Opposition sehr erfolgreich und zufriedenstellend gewesen sein, weil dort keine einzige schriftliche Anfrage eingebracht wurde.

 

Der FSW finanziert soziale Dienstleistungen für die Menschen in dieser Stadt im Ausmaß von rund 700 Millionen EUR - nur um die Dimension noch zu verdeutlichen -, vermittelt Leistungen, führt eigene Dienstleistungen durch und arbeitet mit über 300 Wiener Organisationen und Hilfseinrichtungen zusammen. Die steigende Zahl der Sozialhilfeempfänger, die in der Generaldebatte und jetzt auch von den Kolleginnen Korosec und Jerusalem angesprochen wurde, ist aber Ausdruck einer verfehlten Arbeitsmarktpolitik der Bundesregierung. Hier die Verantwortung des Bundes auf die Länder oder auf soziale Projekte abzuwälzen, muss entschieden zurückgewiesen werden! (Beifall bei der SPÖ.)

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich komme daher bereits zum Schluss und meine, dass der Rechnungsabschluss 2004 der Geschäftsgruppe Gesundheit und Soziales in beiden Bereichen sehr eindrucksvoll die hohen Standards und die hohe Qualität der Leistungen dokumentiert, die stationär und ambulant in Einrichtungen der Stadt, in Kooperation mit dem niedergelassenen Bereich, aber auch in privaten Einrichtungen erbracht werden. Gleichzeitig werden aufgrund der neuen Herausforderungen auch Strukturveränderungen in Angriff genommen und Schritt für Schritt - unter Einbeziehung der Betroffenen, was ganz wesentlich ist - auch umgesetzt.

 

Daher möchte ich abschließend allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der gesamten Geschäftsgruppe, in den Geriatriezentren, in den Krankenanstalten, im Fonds Soziales Wien, bei Rettung und Feuerwehr und in allen Abteilungen für ihren Einsatz, ihre Engagement und ihre Bereitschaft, diese notwendigen Veränderung mitzutragen, ganz herzlich danken! (Beifall bei der SPÖ.)

 

Vorsitzender GR Dr Herbert Madejski: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Cordon. Ich erteile es ihr.

 

GRin Waltraud Cécile Cordon (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Stadträtin!

 

Ein Thema, über das ich heute noch nicht sehr viel gehört habe, ist die Pflege durch Angehörige. Sie und wir alle wissen, was sich in der demographischen Entwicklung für unsere Gesellschaft anzeichnet, nämlich ein langes, unter Umständen bis zu einem gewissen Alter gesundes Leben, aber auch ein Ansteigen von Demenzerkrankungen in den verschiedensten Formen und in verschiedenen Stärken.

 

Was bedeutet das für die Politik? Dringende Vorsorge, damit alle die Menschen in höherem Alter, die eine Pflege brauchen, eine Betreuung und Pflege auch bekommen, mit ihrer Devise, so lang wie möglich in den eigenen vier Wänden bleiben zu können. Das wünschen sich sicher die meisten Menschen auch, und ich würde sagen, das wünscht sich sicher auch die Politik, denn das ist wesentlich billiger, als sie in Heime aufzunehmen. Sind Angehörige da, die sich um die oder den zu Pflegenden kümmern können, ist das natürlich möglich. Dass es meist Frauen sind, die sich die Last aufladen - neben der Kindererziehung, neben dem Haushalt, neben einem Beruf -, das wissen wir, und es ist eigentlich erschütternd, wie wenig für diese Gruppe unserer Gesellschaft getan wird. Die Stadt Wien könnte da, weil der Bund hier nichts Wesentliches tut, eine Vorreiterrolle spielen.

 

Es werden uns immer wieder Vorschläge gebracht, von Sozialvereinen ebenso wie von Familienangehörigen, welche Maßnahmen für viele Pflegende etwas Erleichterung bringen könnten. Denn die Kräfte dieser Menschen sind auch nicht unbegrenzt. Dabei wird in einigen Jahren, wenn die jüngere Bevölkerungsschicht geringer wird und die Frauen wieder vermehrt in den Arbeitsprozess einsteigen wollen, können, ja wahrscheinlich auch müssen, die Hauspflege ein Problem werden; abgesehen davon, dass allein in Wien 50 Prozent Single-Haushalte sind.

 

Mobile Pflege schön und gut! Drei Stunden sind bis jetzt möglich - so hat es mir ein Sozialverein vermittelt -, mehr Personal haben sie nicht, und drei Stunden von 24 sind immerhin noch 21 Stunden, in denen die Menschen allein sind. Ich glaube, die nächste Reihe von Workshops wäre hier fällig, um etwas zu entwickeln, was in Zukunft gebraucht und gewünscht wird, von den Pflegenden und den zu Pflegenden. Am Rande bemerkt, die Workshops in der Geriatriekommission waren eine gute Sache, wenn auch dann die Brutalität der Realität zugeschlagen hat, als es um die Verfassung eines Papiers ging, eines Umsetzungspapiers, was zum Teil leider durch Mangel an Annahme von innovativen und progressiven Ideen und der Bereitstellung der Finanzierung durch die regierende Partei scheiterte. Aber ich nehme an, dabei hat auch sie etwas dazugelernt.

 

Zurück zur Pflege zu Hause: Eine Einrichtung, die eine Erleichterung für die Angehörigen schaffen würde, sind durchaus Tageszentren. Nun ist es aber leider so, dass die Tageszentren um 16 Uhr schließen, dass also die Menschen, die dann nach Hause gebracht werden, genau zu dem Zeitpunkt, zu dem der- oder diejenige, die dann die Pflege durchführen, von der Arbeit kommen und müde sind, noch zu Hause etwas vorbereiten müssen und dann auch noch einen müden zu Pflegenden übernehmen müssen.

 

Wir wünschen uns, dass diese Tageszentren wenigstens einen Tag länger offen haben, was natürlich für die Personen, die dort sind, auch wieder nur möglich ist, wenn sie Gelegenheiten zum Ausruhen haben, sonst wird es für sie eine zu große Belastung, das ist klar. Wir wünschen uns auch, dass es an einem Wochenende, wenn es gewünscht wird, die Möglichkeit gibt, die zu Pflegenden dort hinzubringen, um einmal ein

 

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