Gemeinderat,
57. Sitzung vom 27.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 86 von 136
Wochenende für sich zum Ausspannen zu haben. Ich
glaube, das käme allen zugute, nämlich den Pflegenden und den zu Pflegenden.
Denn jemand, der ausgeruht ist und ein bisschen Abstand von seiner Last und
seiner Pflicht hat, ist dann wesentlich liebevoller und tut seine Arbeit sicher
wieder noch lieber.
Ein weiterer Punkt, der zu dem Thema gehört, ist, so
lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu bleiben. Durch das Älterwerden
der Gesellschaft, wie schon gesagt, steigen auch die Demenzerkrankungen. Die
Diagnose Morbus Alzheimer kommt oft zu spät, und die medikamentöse und
therapeutische Behandlung, die auch eine organisatorische und finanzielle
Umstrukturierung im Umgang mit dieser Erkrankung nach sich zieht, erfolgt zu
spät. Wir haben heute schon gehört, wenn es zum Beispiel in einem
Pensionistenwohnhaus früher zu einer Therapie kommen kann, ist es sicher
möglich, etwas aufzufangen und den Menschen doch wieder ein Leben zumindest in
einer betreuten Wohnung zu ermöglichen.
Wir
wünschen uns daher eine Aufklärungskampagne zur Früherkennung von Alzheimer und
die begleitenden Erhebungen. Ich weiß, dass dieser ganze Bereich der Pflege,
sowohl was die murale als auch die extramurale Pflege betrifft, eine große,
sicher nicht leicht zu bewältigende Aufgabe ist, aber die Menschen unter den
jetzigen Bedingungen mit der Devise "So lange wie möglich in den eigenen
vier Wänden!" allein zu lassen, wird in einer Katastrophe enden.
Eine weitere Möglichkeit, den Pflegenden eine
Erleichterung zu verschaffen, ist die Validation. Es sehen sich pflegende
Angehörige in der Betreuung von Demenzerkrankten – hier vor allem die
dramatisch steigende Anzahl der an Alzheimer Erkrankten – nicht in der Lage,
mit Desorientiertheit adäquat umzugehen. Die seelischen, körperlichen, aber
auch materiellen und sozialen Belastungen machen die Pflegenden selbst oft zu
Kranken. Andererseits erleben Organisationen im Betreuungsbereich immer wieder,
dass ehemals pflegende Angehörige nach Beenden der Betreuung ihre
Erfahrungswerte genau auf diesem Gebiet gerne weitergeben möchten. Eine
entsprechende Lehrpraxis sowie eine beratende Begleitung durch ausgebildete
ValidationsanwenderInnen oder ValidationslehrerInnen für pflegende Angehörige
sollen dafür Sorge tragen, dass die Demenzerkrankten länger in ihrem gewohnten
Umfeld leben können und damit eine Aufnahme in ein Pflegewohnheim hinausgezögert
wird. Regelmäßig stattfindende Supervisionsgespräche bieten den ValidationsanwenderInnen
und ValidationslehrerInnen in den oft schwierigen und belastenden Situationen
die notwendigen Reflexionen. Diese Ausbildung ermöglicht eben später ehemals
pflegenden Angehörigen, dem Wunsch nachzugehen, ihre Fähigkeiten weiterzugeben.
Wie es mit dem Wunsch, so lange wie möglich in den
eigenen vier Wänden zu bleiben, wirklich aussieht, werde ich ebenfalls hier
ansprechen, obwohl es eigentlich in den Geschäftsbereich der Frau
Vizebürgermeisterin gehört, aber da Sie ja jetzt Vizepräsidentin im Vorstand
des Kuratoriums der Wiener Pensionistenwohnhäuser sind, werde ich es ebenfalls
hier gleich ansprechen und erspare Ihnen damit eine zweite Rede.
Wie wir schon vor kurzem in der Vorstandssitzung des
Kuratoriums der Wiener Pensionistenwohnhäuser besprochen haben, gibt es eine
Anmeldung für diese Häuser von über 74 000 Senioren und Seniorinnen, die
sich zumindest einmal anmelden. Wir haben gehört, dass letztendlich dann
natürlich nicht alle auch wirklich hineinwollen, vielleicht nicht einmal die
Hälfte, das wären immerhin noch 37 000, aber sagen wir, 10 Prozent
möchten hinein. Von diesen 10 Prozent, also von 8 000, konnten im
Jahr 2004 nur 1 156 aufgenommen werden.
Dieser Ansturm auf die Häuser zeigt einerseits, dass sie
einen sehr guten Ruf haben, andererseits aber auch, dass viele Menschen doch
nicht ganz allein bis ins hohe Alter in ihrer Wohnung bleiben möchten. Ich
kenne einige ältere Menschen, die sagen auch, eigentlich möchten sie nicht von
ihren Kinder betreut werden, weil es auch gar nicht geht, weil die berufstätig
sind, und sie möchten auch nicht unbedingt von ihnen abhängig sein. Auch das,
warum auch immer, ist möglich.
Nun ist Wien eine großzügige Stadt im Gegensatz zu
den Bundesländern und schießt hier einiges zu, wenn das eigene Geld nicht
reicht, wenn die Pension nicht reicht. Das ist sicher eine großartige soziale
Geste. Hier zahlt die Stadt abgerundet 51 Millionen EUR, das sind
63,4 Prozent für die Einzelappartements und 56 Prozent der
Doppelappartements, das sind 5 844 EUR pro Person und pro Jahr für
die Bewohnerinnen und Bewohner. Aber selbst die Vollzahler zahlen nicht den
ganzen Betrag, sondern da ist immer noch etwas, was sowieso die Stadt Wien in
ihrer Subjektförderung übernehmen muss. Wobei ich ehrlich sagen muss, ich finde
350 EUR für das doch sehr kleine Appartement eigentlich ziemlich
überbezahlt.
Aber was mir zu denken gibt, ist, dass das Kuratorium
bereits im Minus steckt, dass es sehr kostenaufwändige Renovierungen
durchführen muss, dafür Kredite aufnehmen muss, wofür wiederum nicht zu
niedrige Zinsen bezahlt werden müssen, und ich frage mich, wo diese Spirale
hinführt. Dafür habe ich noch keine Lösung gehört, auch nicht, was hier geplant
ist. So, glaube ich, kann es nicht weitergehen.
Bedauerlich ist zum Beispiel, dass die Stadt Wien
sehr wenig Unterstützung übrig hat für Eigeninitiativgruppen. Ich kenne einige,
die versuchen, kleinere Wohneinheiten, kleinere Häuser zu finden und in
Selbstorganisation, in Selbstverwaltung und in gegenseitiger Hilfe etwas auf
die Beine zu stellen, wobei es möglich wird, billiger zu arbeiten als eben in
verschiedenen anderen Residenzen. Aber da kommt leider von der Stadt Wien kein
Zeichen einer Unterstützung. Es wird dies aber wahrscheinlich das Wohnen für ältere
Menschen in der Zukunft sein, deshalb sollte von der Stadt Wien dringend eine
Informationskampagne durchgeführt und eine finanzielle Unterstützung angeboten
werden, um für die Zukunft den Ansturm auf Betreuung und Pflege meistern und
finanzieren zu können.
Ich weiß schon, dass es Projekte
gibt – erst jetzt am
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