Gemeinderat,
57. Sitzung vom 27.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 126 von 136
Ich möchte weiters sagen, das Thema "Leistbares Wohnen" ist von der Arbeiterkammer in den letzten Tagen massiv in die Diskussion gebracht worden. Es wurden von der Arbeiterkammer die zu hohen Mieten beklagt. Vor allem der Begriff der Zuschläge und die Zuschlagshöhe zum Richtwert sind im Mittelpunkt der Kritik gestanden. Ich möchte aber feststellen, dass gerade das Richtwertgesetz, damit auch die Zuschläge und der Richtwert selbst, ein Produkt der großen Koalition war und dass bei der damaligen Debatte gerade die Arbeiterkammer eine ganz besonders heftige Verteidigerin dieses damals neuen Gesetzes gewesen ist, genauso natürlich wie die Sozialdemokratische Partei.
Ich glaube, die Richtwertbestimmungen sind
grundsätzlich sowieso eine ziemlich verfehlte Angelegenheit. Ich glaube, dass
sich in Wien ein von gesetzlichen Bestimmungen unabhängiger Markt
herausgebildet hat. In manchen Gegenden wird der Richtwert erreicht - mit Zuschlägen
oder ohne -, in manchen Gebieten wird er nicht erreicht. Das heißt, im Grunde
genommen findet der Mietwohnungsmarkt über weite Strecken jenseits und
außerhalb des Gesetzes statt. Ein Zeichen dafür ist eben das Unterlassen der
Aufgliederung der Zuschläge als solche, es wird ja, glaube ich, nur der
Lagezustand als solcher ausgewiesen und der Rest nicht, womit sich automatisch
eine Grauzone ergibt.
Ich möchte aber auch sagen, dass im
Gemeindebaubereich die Gemeindewohnungen vom Preislichen her heute bei Gott
nicht so gestaltet sind, dass sie von besonderer Billigkeit strahlen, und dass
sie von einem günstigen Mietsystem weit entfernt sind.
Die SPÖ, möchte ich sagen, und ihre Partei hat genau
dieses Mietrecht gegen unsere Stimmen damals massiv diskutiert und auch gegen unsere
Stimmen beschlossen. Ich erinnere mich noch genau an die vielen Debatten, die
wir auch in diesem Haus mit Edlinger und Ihren Vertretern hatten, in denen wir
uns gegen dieses Gesetz und dessen Undurchführbarkeit, von der wir schon damals
überzeugt waren, gewehrt haben.
Die generelle Begrenzung der Zuschläge auf
25 Prozent, die die Arbeiterkammer fordert, halte ich für relativ
realitätsfremd. Ich kann mir aber vorstellen, dass eine Überprüfung der Höhe
der Zuschläge als solche, vielleicht auch eine schriftliche Aufgliederung der
einzelnen Zuschläge, eine Lösung wäre. Allerdings muss man wahrscheinlich zur
Kenntnis nehmen, dass damit ein zweifelhafter Erfolg erzielt werden würde, weil
die rechtlichen Diskussionen und die Streitigkeiten einen Rattenschwanz von
Gerichtsverfahren zur Folge hätten.
Kurz noch zum neuen Wohnrecht 2006, das in Entstehung ist: Was die
Erhaltungspflicht der Vermieter betrifft, ist das eine gute Sache. Bis zu einem
gewissen Maß entspricht das bereits der heutigen rechtlichen Situation. Die
Beseitigung von erheblichen Gefahren für die Gesundheit der Mieter ist richtig
und gehört natürlich auch durchgeführt. Ich glaube allerdings, es gehören parallel
dazu selbstverständlich Überlegungen angestellt, wieder eine steuerfreie
Rücklage für Investitionen einzuführen, umso mehr, als die bisherigen
Ersatzlösungen durch ein Verfassungsgerichtshoferkenntnis aus dem Jahr 2004 ausgelaufen sind.
Aus meiner und unserer Sicht abzulehnen ist
natürlich das Ende der automatischen Umwandlung befristeter Mietverträge in
unbefristete, wenn der Vermieter den Fristablauf versäumt und keine Handlungen
setzt. Das ist sicherlich eine massive Schädigung und Schlechterstellung der
Mieter. Aber ob die Hauptmieten in diesem Fall massiv verteuert werden, ist eine
Frage, die zumindest umstritten ist.
Ich glaube, unbestritten sind die Kosten, die
von der Stadt Wien über den Weg der städtischen Tarife und Energiekosten auf
die Mieter abgewälzt werden. Es gibt massive Belastungen durch Wasser-, Kanal-
und Müllsteuern, die eben Steuern sind und keine Tarife, weil sie nämlich keine
Kostendeckung, sondern eine weit überhöhte Kostenrelation darstellen. Es ist
daher zu verlangen - und ich fordere den Stadtrat dazu auf -, endlich über eine
Rückführung auf das Kostendeckungssystem nachzudenken und es durchzuführen. Ich
glaube, dass sowohl im Bereich der Tarifgestaltung bei der Kanal-, Müll- und
Wassersteuer ein Betrag von 120 EUR im durchschnittlichen Haushalt als
auch im Strom- und Gasmarkt, wenn einmal dieses Kartell wegfiele und ein
Wechsel zu einem günstigen Anbieter möglich wäre, ein Betrag von 80 bis
100 EUR im Durchschnitt pro Haushalt erzielbar wären.
Mit anderen Worten, teures Wohnen ist nicht
nur eine Frage der Mieten und der Zuschläge, sondern es ist selbstverständlich
auch ein Problem der Abkassierer-Mentalität der regierenden
sozialdemokratischen Mehrheitspartei. Im wohnpolitischen Programm der SPÖ ist
ja, wie ich gelesen habe, grundsätzlich die Senkung der Betriebskosten
vorgesehen. Allerdings hat die SPÖ mit ihrer absoluten Mehrheit nichts dafür
getan. Kein Menschen hat Sie daran gehindert, in diesem Sinn tätig zu werden
und dafür Sorge zu tragen, dass eben Wasser-, Kanal- und Müllsteuern zu Tarifen
werden und das Kostendeckungsprinzip eingeführt wird. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich darf noch auf das Thema Handymasten
eingehen, worauf in Niederösterreich eine Steuer eingehoben wird; auch andere
Bundesländer überlegen sich bereits eine solchen Schritt. Interessanterweise war
in Wien von solchen Überlegungen bisher nichts zu hören - erfreulicherweise,
wie ich sagen würde. Allerdings glaube ich, es gibt auch Gründe dafür. Es liegt
nicht daran, dass die sozialdemokratische Mehrheit sich sozusagen einer neuen
Einnahmequelle entziehen wollte oder dass hier in irgendeiner Form
sozialistischer Edelmut zum Tragen käme, sondern ich glaube, es ist schlicht
die Tatsache, dass der Großteil der Handymasten sich auf den Dächern von
Gemeindebauten befindet, womit man sagen kann, dass die SPÖ letztendlich nicht
das städtische Wiener Wohnen damit belasten und zur Kasse bitten will.
Es sind
sicher tausende Masten auf Gemeindebaudächern vorhanden. (GR Dr Herbert
Madejski: So ist es! 2 857!) Ich weiß nicht, was der Stadtrat dafür
pro Mast kassiert; ich kann es mir in etwa vorstellen, zwischen 10 000 und
12 000 EUR - in Niederösterreich ist es noch
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular