Gemeinderat,
58. Sitzung vom 30.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 104
Früh über die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln bis hin zum Heimkommen in die mit Gas oder Fernwärme wohlig beheizte eigene Wohnung."
Dies findet sich in einem Inserat der Wiener
Stadtwerke vorgestern in einer Gratiszeitung. Gestern finde ich in derselben
Gratiszeitung ein ebenfalls ganzseitiges Inserat von den WIENER LINIEN. Heute
finde ich ein derartiges ganzseitiges Inserat von den Wiener Wasserwerken, nur
mit noch viel weniger Text.
Ich meine, dass der Informationsgehalt, der aus
diesen Publikationen für den Konsumenten zu gewinnen ist,...
Vorsitzende GRin Inge Zankl (unterbrechend): Die Frage, bitte!
GR Ing Herbert RUDOLPH (fortsetzend): ...darin besteht, dass er
ab dem Zeitpunkt, wo er den Lichtschalter betätigt, auch schon ein Inserat
mitfinanzieren darf - denn das ist es ja dann de facto -, jedes Mal, wenn er
Wasser konsumiert, ein Inserat mitfinanzieren darf. Da stelle ich mir dann
natürlich schon...
Vorsitzende GRin Inge Zankl (unterbrechend): Eine Frage, bitte!
GR Ing Herbert RUDOLPH
(fortsetzend): ...die Frage, ob das wirklich in diesem Umfang notwendig
ist. Und angesichts der doch nicht unerheblichen Gebühren und Erträge, die auch
die Stadt Wien in diesem Bereich lukriert, frage ich Sie, Herr Bürgermeister,
ob Sie sich dafür verwenden würden, dass in demselben Umfang, in dem hier Geld
für derartige Informationsarbeit - etwa von Wasserwerken, Stadtwerken, Wien
Energie - aufgewendet wird, zumindest einmal die Tarife gesenkt werden, denn
dann haben die Menschen in dieser Stadt einen doppelten Nutzen: Sie haben diese
wertvolle Information, und gleichzeitig haben sie dann vielleicht doch auch
eine adäquate Kostenreduktion. (Beifall von GR Heinz-Christian Strache.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr
geehrter Herr Gemeinderat! Ich kann Ihrer Argumentation, dass man die Inhalte
von Inseraten, die die Stadt Wien schaltet, auch qualitativ im Hinblick auf
ihren Informationsgehalt bewerten sollte, eine ganze Menge abgewinnen. Ich
halte das durchaus für richtig, und man sollte sich - und ich werde das auch
veranlassen - durchaus genauer und näher anschauen, welche Informationen mit
diesen Inseraten verbreitet werden und wie nützlich sie natürlich dann auch für
den Leser selbst sind. Gerade bei den Wiener Stadtwerken kann ich es ja vom
Prinzip her nachvollziehen: Sie stehen im Energiewettbewerb; wie ich den
heutigen Zeitungen entnehmen kann, auch im innerösterreichischen
Energiewettbewerb noch sehr viel mehr, nachdem sich der Verbund nun bemüßigt
fühlt, auch an die Sekundärkunden direkt entsprechend heranzutreten und im
Billigstrombereich den Wettbewerb aufzunehmen, was ich ja für sehr gut halte. Umso
mehr wird natürlich für Öffentlichkeitsarbeit auch bei den Wiener Stadtwerken
sowie vom Verbund zu machen sein.
Aber ich darf Ihnen eines mit ganz großer Sicherheit
versprechen: Dass ich mir die Inhalte der Inserate, die in der nächsten
Gratiszeitung der FPÖ erscheinen werden, sehr genau anschauen werde!
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. -
Letzte Zusatzfrage: Frau GRin Mag Vassilakou, bitte.
GRin Mag Maria Vassilakou (Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrter Herr Bürgermeister! Die Diskrepanz, die ich vorhin angesprochen habe,
natürlich im Zusammenhang mit einem einzigen Verbindungsbüro, erscheint
zunächst einmal auf den ersten Blick gering, aber bei einer zehnjährigen
Vertragsdauer, monatein, monataus, ergibt das auch einen Millionenbetrag. Nun
hat bereits 1998 der Rechnungshof die Leistungsverträge im Zusammenhang auch
mit den Verbindungsbüros kritisiert, und wir sind gerade dabei, die Laufdauer
dieser Verträge um weitere 10 Jahre zu verlängern, unserer Ansicht nach
noch dazu zu weitaus schlechteren Konditionen.
Haben Sie vor, ist es für Sie denkbar, dass Sie sich,
bevor wir diesen Beschluss fassen, doch noch selbst überzeugen, ob es
tatsächlich ein für die Stadt Wien optimaler Vertrag ist? Haben Sie vor,
vielleicht ein derartiges Büro zu besuchen oder besuchen zu lassen? Möchten Sie
sich das nicht vielleicht genauer anschauen, bevor der Gemeinderat den
Beschluss fasst, der uns ja für weitere 10 Jahre verpflichtet?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Also mit
Verlaub gesagt, Frau Klubvorsitzende, die Büros sind mir ja nicht fremd! Ganz
im Gegenteil: Wenn dem Wiener Bürgermeister diese Büros, die Informationsbüros
in den anderen Städten fremd wären, dann hätten sie ihre Aufgabe ja völlig
verfehlt und müssten eigentlich auf der Stelle eingestellt werden, denn dann
würden wir sie nicht nutzen - alle zusammen, die Stadtverwaltung, die
Wirtschaft und andere -, sondern es wäre a priori ein verlorener Aufwand.
Natürlich kenne ich sie! Aber es ist auch hier festzustellen, dass man einen
bestimmten Leistungsumfang auch bezahlen muss. Und Investitionen werden hier
getätigt werden müssen, denn eine der Grundideen, um die ich mich ja auch
selbst gekümmert habe, ist eine tendenzielle Umstellung, die natürlich auch ihre
Zeitumstellung braucht. Das heißt im Konkreten: Es werden die Büros, die in
Städten sind, die nunmehr Mitgliedsländer der Europäischen Union sind,
tendenziell - nicht von heute auf morgen, aber tendenziell - natürlich
zurückgenommen und verkleinert, dafür in den Städten jener Länder wie etwa in
der Ukraine, in Russland, in der Türkei und anderen - auch am Balkan in
besonderem Ausmaß – entweder überhaupt neu gegründet oder entsprechend
verstärkt, intensiviert, so wie wir das in der Vergangenheit etwa in Bukarest
oder Sofia auch schrittweise gemacht haben. Das braucht seine Zeit, hier sind
auch Investitionen zu tätigen - ich sagte es -, und daher habe ich durchaus
auch Verständnis, wenn derjenige, der das für uns betreibt, dann auch sagt:
Gut, aber dazu brauche ich einen bestimmten Zeitvorlauf!
Also mir ist das an sich schlüssig
erschienen, und ich
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