Gemeinderat,
58. Sitzung vom 30.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 104
dem einen oder anderen Fall. Man kann schon festhalten, dass die ÖVP gerade in der letzten Zeit den Zickzackkurs tatsächlich zum Programm erhoben hat, wenn man sich das anschaut in vielen, vielen Punkten.
Da hätte man noch schmunzeln können bei der
Diskussion um die Rasenheizung, wo Herr Strobl zunächst einmal fordert, wir
brauchen dringend diese Rasenheizung, am Tag darauf, am 17. Februar, sagt
Frau Korosec auf einmal, das kann ja nur ein verfrühter Aprilscherz sein. Am
18. Februar sagt die ÖVP: Die ÖVP hat sich mit ihrer Forderung nach der
Rasenheizung durchgesetzt. Gut, Zickzack ist Programm. Bei so einem Punkt kann
man noch schmunzeln darüber, da ist es nicht so dramatisch, wenn es nicht im
Endeffekt auch um wesentlichere Themen gehen würde.
Zickzack erhoben zum Programm auch am Beispiel des
Wiental-Radweges. Da gibt es zunächst einmal die Forderung nach diesem
Wiental-Radweg. Dann kommt die ÖVP drauf und vermeldet in der APA: Der
Wiental-Radweg kann ja nur eine Schnapsidee sein. Das wäre ein Wahnsinn. Und
die ÖVP sagt, wir werden das mit allen Mitteln verhindern. Am Tag darauf jubelt
man wieder, dass man es durch- und umgesetzt hat. Zickzack ist schlicht und
ergreifend Programm.
Spannender wird die Frage schon zum Beispiel bei der
Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Paare. Da haben wir vor zwei Tagen auch
einen entsprechenden Antrag eingebracht. Heute tönt Herr Hahn wieder, man ist
ohnehin für bundesgesetzliche Änderungen. Dem Beschluss- und Resolutionsantrag
in diesem Haus wurde meiner Erinnerung nach nicht nahegetreten.
Und spannend wird es natürlich gerade auch in Fragen,
die für diese ÖVP immer so Kernkompetenzfragen sind. Jetzt wissen wir alle
schon, in wirtschaftspolitischen Fragen – das zeigt ja auch das Agieren dieser
Bundesregierung – ist die ÖVP schon seit längerem abgemeldet (GR Dr Matthias Tschirf: Das ist ein
Scherz!), aber wenn es um doch nicht unwesentliche Infrastrukturprojekte
geht, zum Beispiel um die Nord‑Ost‑Umfahrung, da kommt zuerst Herr
Maier und sagt, wir machen eine Stockautobahn über der Tangente, wir brauchen
keine Nord‑Ost‑Umfahrung, dann kommt plötzlich vor wenigen Wochen
wieder das Bekenntnis: Ja, wir brauchen das. Es muss endlich mit dem Bau begonnen
werden.
Wir haben einfach Wahlkampf. Jetzt fängt die ÖVP
wieder davon an, jetzt prüfen wir Alternativen, und das zu einem Zeitpunkt, wo
die Entscheidung bereits gefallen ist, durchaus auch im Einklang mit den
Verantwortlichen in dieser Bundesregierung.
So geht man, meine Damen und Herren, mit
Wirtschaftsprojekten, mit bedeutenden Projekten für diese Stadt nicht um. Es
ist einfach Wahlkampf, und all das ist ein Beleg dafür, meine Damen und Herren.
Man sieht das Ganze auch – das ist das jüngste Beispiel
– im Verhalten zum Beispiel bei der Flughafenmediation. Da gibt es am
23. Mai – noch nicht lange her – den Herrn Pfeiffer, der sagt, die
Ergebnisse sind zufriedenstellend, die Ergebnisse sind aus der Wiener Sicht
erfreulich. Am 15. Juni, derselbe Herr Pfeiffer: Das Ergebnis zeigt keine
Zukunftsperspektiven auf. Das innerhalb von drei Wochen! – Zickzack ist zum
Programm erhoben. Ich kann dazu eigentlich nur Eiertanz sagen, aber gewählter
ist es wahrscheinlich – darauf legt ja die ÖVP in letzter Zeit besonderen Wert
– schlicht und ergreifend Zickzackkurs zu sagen.
Nicht nur in inhaltlichen Fragen kann man den
Wahlkampf in den letzten Wochen und Monaten klar erkennen. Man will sich auf
nichts mehr festlegen. Man versucht, gerade die Botschaften an den Mann oder
Frau zu kriegen, von denen man sich erwartet, das eine oder andere Stimmchen
dazuzubekommen.
Wir können ja auch die Vorbereitungen terminlich
durchaus festmachen. Es haben am 16. Jänner die Grünen schon ihre Kandidatenlisten beschlossen für eine Wahl,
die, wohlgemerkt, zum letztmöglichen Termin 13 Monate später hätte
stattfinden können. (StR David Ellensohn:
Wir sind immer früh dran!) Ja, ihr seid immer früh dran. Kein Problem. (GR Heinz-Christian Strache: Das war mit
euch abgesprochen!) Also eines kann ich auf jeden Fall ausschließen genauso
wie das andere. Dass ihr das Ganze schon zwei Jahre vorher gemacht habt und den
Spitzenkandidaten gekürt habt, das schließe ich jedenfalls aus, dass das
abgesprochen war. Und ich schließe auch das andere aus. Es ist einfach
Wahlkampfvorbereitung zu verzeichnen gewesen. Und wir merken es, wie gesagt,
auch schon an den angesprochenen Plakatkampagnen.
Und genauso hat es die ÖVP gemacht. Auch sie hat am
14. Dezember bereits ihren Spitzenkandidaten gekürt und der Öffentlichkeit
präsentiert. Sie hat dann zwar ein bisschen länger gebraucht für das
Beschließen. Das kennen wir von der ÖVP in letzter Zeit. Sie braucht einfach
länger mit den entsprechenden Beschlüssen. Es hat halt ein halbes Jahr
gedauert, aber der Öffentlichkeit ist es präsentiert worden. Und es ist jetzt –
so entnehme ich es zumindest der APA – genau jener Herr Hahn derjenige, der
sagt, er wird diesem Neuwahlantrag nicht zustimmen, jener Herr Hahn, der genau
da in die Kamera hinein in diesem Hause wahrscheinlich als Erster die Neuwahlen
in Diskussion gebracht hat. Man kann es nehmen, wie man will, er wurde schon
Monate davor zum Spitzenkandidaten kandidiert, er hat auch die Neuwahlen zum
ersten Mal in diesem Haus in den Raum gestellt. Ich nehme es zur Kenntnis. Soll
so sein.
All diese Aktionen und Aktivitäten
waren letztendlich begleitet von wahlkampfähnlichen Plakaten und Werbeaktionen.
Man braucht ja nur durch die Stadt zu gehen, man wird die entsprechenden
Konterfeis finden. Die Spitzenkandidaten haben sehr, sehr viel getan in den
letzten Wochen und Monaten, um entsprechende Aufmerksamkeit und Bekanntheit zu
erlangen. Ich habe gestern – weil es so dazupasst – das Bezirksjournal in die
Hand bekommen. Das ist ja wirklich auch interessant, wenn man sich das
anschaut. Man schlägt es auf und findet gleich einmal auf der fünften Seite
Herrn Strache, man findet auf der nächsten Seite... (GR Heinz-Christian
Strache: Das ist auch der Häupl drauf!) Was? (GR Heinz-Christian
Strache: Das ist auch der Häupl drauf!)
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