Gemeinderat,
58. Sitzung vom 30.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 104
Wir werden auf jeden Fall auf der Wiener Ebene mit einer,
wie ich meine, tatsächlich sehr guten Leistungsbilanz vor die Wienerinnen und
Wiener treten. (Zwischenruf von GR Dr Wolfgang Aigner.) Wir können
dann durchaus auch in ein Zwiegespräch eintreten. (GR Dr Wolfgang Aigner: Nein, sagen Sie es jetzt!) Ich verstehe
schon, dass man die Leistungsbilanz jetzt nicht hören will, denn die ist
besonders unangenehm. Da muss man halt ein bisschen dazwischenschreien. Okay,
ich nehme es zur Kenntnis. Das ist Ihre Aufgabe. Nichtsdestotrotz werde ich es
Ihnen nicht ersparen.
Wir sind mit dem Versprechen angetreten, das Leben in
Wien weiter zu verbessern, und ich glaube, dass uns in diesem Bereich
tatsächlich viel gelungen ist. Das bestätigt ja auch die Kampagne des Herrn
Hahn derzeit: "Wien kann mehr!" Ja, es stimmt, Wien kann mehr. Das
haben wir schon immer gesagt. Die ÖVP hat jetzt ein bisschen einen
Meinungsschwenk gemacht, einmal mehr, aber es macht nichts. Wir sind immer
davon überzeugt gewesen, dass Wien mehr kann. Darum sind wir auch jene
Millionenstadt mit der höchsten Lebensqualität. Wien kann mehr, darum sind wir
auch einer der beliebtesten Kongressstandorte. Wien kann mehr, darum fühlen
sich die Wienerinnen und Wiener – das belegen die Umfragen sehr, sehr deutlich
– in dieser Stadt wohl. Wien kann mehr, darum sind wir Wirtschaftsmotor in
Österreich und Nummer eins bei den Betriebsansiedlungen. Wien kann einfach mehr
– einer der wenigen Punkte, wo man der ÖVP in den letzten Tagen nur zustimmen
kann, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)
Wir haben die Chance der Ostöffnung, glaube ich – das
belegen auch alle Zahlen aus dem Wirtschaftsbereich – hervorragend genutzt. Es
finden 900 000 Menschen in dieser Stadt Arbeit. Wir haben in dieser Stadt
durch unsere Qualifizierungs- und Bildungsprogramme den Menschen
zukunftsträchtige Berufschancen geben können. Wir haben die Investitionen in
dieser Stadt erhöht, wir haben die Wirtschaftsförderungen erhöht. Und weil wir
in den letzten Jahren massiv in Forschung und Technologie investiert haben, ist
Wien zu einem Standort mit Weltruf im Bereich der Biotechnologie und auch der
Kommunikationstechnologien geworden.
Wir haben in Bildungs- und Aufstiegschancen
investiert in dieser Stadt. Wir haben die Schulen modernisiert und mit
Computern ausgestattet. Wir unterstützen aktiv die Lehrlingsausbildung, wir
unterstützen aktiv die Fachhochschulen. Es ist ja vieles gerade zum Bereich
Bildung, der uns ein besonderes Anliegen ist, auch in der Aktuellen Stunde
bereits gesagt worden.
Wir haben einfach mit einer Vielzahl von Maßnahmen
die Lebensqualität in dieser Stadt verbessert. Wir haben neue Stadtteile
entwickelt. Es wurden neue Wohnungen geschaffen. Wir haben unser
Wohnbauprogramm erfüllt, ja sogar übererfüllt, und wir haben massiv in die
Stadterneuerung investiert.
Wien ist Umweltmusterstadt geblieben und ist durch
viele Ideen – man muss das immer wieder hervorstreichen – derzeit durchaus auf
dem Weg zur Klimamusterstadt.
Wir sind aber auch – und darauf sind wir stolz –
trotz vieler Querschüsse in einzelnen Bereichen Kulturhauptstadt geblieben. Wir
haben massiv in den Bereich der Kultur investiert, während in anderen Bereichen
gekürzt wurde. Wir haben einfach durch vielfältige Integrationsbemühungen – und
hier ist Kultur auch ein Bestandteil – das Zusammenleben der Menschen in dieser
Stadt maßgeblich verbessert.
Über die Kinderbetreuungseinrichtungen wurde schon
viel gesagt. Die Erwerbsquote von Frauen, die sich deutlich von Restösterreich
abhebt, und die vielen Maßnahmen gerade auch im Bereich der Frauenförderung
seien hier der Ordnung halber erwähnt. Sie kennen die Bilanz. Sie haben Sie ja
nicht zuletzt auch in den letzten Tagen bereits diskutiert.
Wir haben die U-Bahn verlängert. Wir haben in den
öffentlichen Verkehr massiv investiert. Heuer wird der tausendste Kilometer
Radweg eröffnet. Die Umfahrung Wien wird gebaut und vieles anderes mehr.
Mir ist bewusst – ich kann es nur noch einmal sagen
–, diese Leistungsbilanz will man nicht immer hören. Tatsache ist jedenfalls:
Wir haben den Menschen in dieser Stadt, entgegen allen Unkenrufen, Sicherheit
in allen Lebenslagen gegeben. Es ist zu keinen Kürzungen, sondern, ganz im
Gegenteil, zu massiven Ausweitungen im Bereich des Sozialbudgets gekommen. Wir
sind vor allem eine soziale Stadt geblieben, die niemanden ausgrenzt. Und
darauf sind wir gemeinsam stolz, meine Damen und Herren. (Beifall bei der
SPÖ.)
Aber man muss es schon noch einmal sagen: Es
irritiert natürlich trotz alledem ein bisschen, dass, wenn man jetzt die Wahlen
vier Monate vor dem letztmöglichen Termin festlegen will, es drei andere
Parteien in diesem Haus gibt, die alles andere tun wollen, als neu zu wählen.
Ich kann es ja noch beim BZÖ und bei der FPÖ halbwegs verstehen. Da sagt man:
Okay, danken wir lieber dem Herrgott. So lange wir noch da sitzen können,
versuchen wir, zu sitzen. Der eine oder andere wird vielleicht ein Leiberl
erringen. Also da kann man es noch verstehen. Jeden Tag länger, den man da
sitzt, kann man dem Herrgott – oder eigentlich müsste man eher Wotan sagen oder
so ähnlich – danken. Man kann da sitzen, da kann ich es ja verstehen.
Was ich nicht ganz verstehe, ist
schlicht und ergreifend die ÖVP in dieser Frage. Warum sollte man nicht das
Ziel haben, möglichst rasch stärker zu werden, so wie man es ja durchaus immer
wieder behauptet. Die ÖVP zögert, sie scheut anscheinend den Wählerwillen ein
bisschen. Ein leicht Hamlet'scher Zug, wobei es bei ihr ohnehin nicht ums Sein
oder Nichtsein geht. Das trifft bei anderen zu, aber da kann man es eigentlich
nicht wirklich nachvollziehen. Gerade nach den Aussagen der letzten Woche, muss
ich eigentlich feststellen, dass es ja der ÖVP rein rational gar nicht schnell
genug gehen kann, die roten Hausmeister irgendwie auszumisten. Das war ja den
Aussagen durchaus zu entnehmen, auch wenn sich der Herr Bundeskanzler in diesem
Bereich sehr gepflegt ausgedrückt hat. Im Übrigen ist das derjenige – das sei
heute durchaus wieder ein bisschen in
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