Gemeinderat,
58. Sitzung vom 30.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 104
sagen, das Institut für Höhere Studien hat in den letzten Jahren und Jahrzehnten eine Vielzahl von Studien geliefert, wo ich noch nie gehört habe, dass es irgendwo eine Kritik an der Methodik gegeben hat, das bleibt Ihnen vorbehalten, diese zu finden, weil Sie offensichtlich mit der substantiellen Kritik dieser Studie nichts anfangen können beziehungsweise hier keine Einwände finden. Aber wie gesagt, die Antwort auf dieses Einsparungspotential ist eine Erhöhung um 20 Prozent bei den Spitalskostenbeiträgen.
Und dass Sie bei den Stadtentwicklungsgebieten, ob
inneren oder äußeren, wie Aspern und Aspang jahre-, um nicht zu sagen
jahrzehntelang nichts weiterbringen, ist auch symptomatisch.
Dass Sie überhaupt keine wesentlichen Reformen auf
die Reihe bringen und wenn, dann für kleine, ganz ausgewählte Gruppen wie die
Wiener Landesbeamten, wo man dann eine spezielle Pensionsregelung schafft, die
weit von jeglichen nationalen Harmonisierungsbemühungen entfernt ist, die aber
den Wienerinnen und Wienern, den Wiener Steuerzahlern konservativ gerechnet in
den nächsten 11 Jahren pro Jahr 60 Millionen EUR kosten wird,
ein Geld, das man für andere Dinge wesentlich besser einsetzen könnte, auch das
haben Sie zu verantworten. (Beifall bei der ÖVP.)
Dass wir in Wien eine Bürokratie haben, die die
Wienerinnen und Wiener und die Wiener Wirtschaft nicht nur belastet, ja sogar
behindert, ist auch auf Ihrer Kappe zu verbuchen. Wir haben in Wien eine
Situation, dass auf 22 Wienerinnen und Wiener ein Beamter kommt. In
Oberösterreich kommt auf 36 Oberösterreicher und Oberösterreicherinnen ein
Landes- oder Gemeindebediensteter. Der österreichweite Schnitt ist 27. Wir
haben doppelt so viele Beamte wie in Brüssel. Damit da kein Missverständnis
entsteht: Das ist keine Kritik an den Wiener Beamten, das ist eine Kritik an
der zuständigen Politik, an Sie von der SPÖ. Sie sind für derartige Strukturen
verantwortlich, Sie haben sie geschaffen, Sie hegen und pflegen sie und Sie
entwickeln sie in Wahrheit weiter. (Beifall bei der ÖVP.)
Die Konsequenz ist dann etwa, dass
Genehmigungsverfahren – Bürokratie muss sich ja auch beschäftigen – in Wien
doppelt so lange dauern wie in Österreich. Wir haben Bezirke, wo wir einen
Rückstau von mehr als 400 Akten haben und de facto Genehmigungsverfahren für
Betriebe mehr als ein Jahr dauern.
Wir haben eine Situation, und auch das haben Sie zu
verantworten, dass in Wien immer mehr Menschen unter die Armutsgrenze gerutscht
sind, und auch da haben Sie keine probaten Antworten.
Und Sie müssen sich auch gefallen lassen, weil Sie ja
immer so gerne Rankings zitieren – Herr VBgm Rieder ist ja hier ein Fan, jede
Woche ein Ranking –, aber es gibt auch ein Ranking, das Sie nicht gerne
zitieren oder eigentlich nie zitieren, da hat Wien auch aufgeholt, aber leider
Gottes negativ. Vor drei Jahren war Wien noch an 77. Stelle, was die Frage
anbelangt hat, was ist die teuerste Stadt der Welt. Wo sind wir jetzt? Sie
haben es geschafft, unter die Top Ten zu rutschen. Wien gehört
mittlerweile zu den 10 teuersten Städten dieser Welt. Und auch das haben Sie zu
verantworten und nicht die Bundesregierung. (Beifall bei der ÖVP.)
Und dass wir auch österreichweit die höchsten
Kindergartentarife haben und Sie das noch im Herbst mit einer weiteren
Verteuerung um 3 EUR toppen werden, ist auch eine hausgemachte Geschichte
Wiens und nicht eine der Bundesregierung.
Und dass Sie dabei gleichzeitig zehntausende
Kinderbetreuungsplätze in Wien noch immer nicht angeboten haben, liegt
letztlich auch in Ihrer Verantwortung, obwohl Sie letztlich schon lange über
diesen Bedarf Bescheid wissen.
All das, meine Damen und Herren von der SPÖ, sind
Dinge, die wir Ihnen hier und auch an anderer Stelle schon oft gesagt haben und
die wir Ihnen auch noch in den nächsten Monaten oft genug sagen werden, weil
leider Gottes eine große Verlässlichkeit gegeben ist, dass sich daran nichts
ändert. In Wien ist im Gegensatz zu dem, was Sie immer zu vermitteln versuchen,
in der Tat nicht alles paletti. Aber wir werden Sie auch daran erinnern, dass
Sie außer dem Feiern von Festen und dem gigantischen Hineinpulvern in Eigen-PR
nicht wirklich etwas auf die Reihe bringen und im wahrsten Sinn des Wortes
davon leben, dass die einnahmenseitige Verantwortung im Wesentlichen nicht bei
Ihnen, sondern beim Bund liegt und dass Sie im Windschatten des Finanzausgleichs
die dann aufzuteilenden Gelder bekommen und sich in der Rolle des Good Guy
gefallen.
Würden Sie nach all den Erfahrungen, die wir mit der
Wiener SPÖ als Regierung machen mussten, und mit Ihrem grundsätzlichen
wirtschaftlichen Verständnis Verantwortung in der Republik tragen, dann Gnade
uns Gott. (Beifall bei der ÖVP.) Denn da bin ich überzeugt, und das
können wir auch belegen, dass die Steuerbelastung mittelfristig um mindestens
20 Prozent in die Höhe schnellen würde, weil Sie mit dem Vorhandenen nie
und nimmer das Auslangen finden.
Worauf ich aber jetzt noch zu sprechen kommen möchte,
auch aus gegebenem Anlass, weil es so symptomatisch für die Veränderung des
politischen Klimas in der Stadt ist, ist der Umgang mit Ideen und deren
geplanter Umsetzung, wenn sie von anderen, vorzugsweise von politischen
Mitbewerbern kommen. Als wir etwa die Idee hatten, die Nachtautobuslinie auf
der Strecke des 13A umzusetzen, was übrigens nichts anderes war als das reale
Umsetzen eines Vorschlages, den alle Parteien des 4. und 8. Bezirkes mit
den Bezirksvertretungen durch Jahre hindurch, also auch die SPÖ
Bezirksorganisationen, beschlossen haben, war einmal das Erste, dass uns die
WIENER LINIEN mit einer Reihe von Auflagen betonieren wollten, so nach dem
Motto: Über die könnt ihr eh nicht drüberhupfen. Ich sage ganz offen: Wären wir
schreckhaftere Gemüter, hätten wir es wahrscheinlich bleiben lassen, aber wir
sind ja von euch über die Jahre und Jahrzehnte hochtrainiert und haben uns
daher ja auch keine Sekunde vom geplanten Vorhaben abschrecken lassen.
Was aber das wirklich
Bemerkenswerte war, war,
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