Gemeinderat,
6. Sitzung vom 28.02.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 82
richtigerweise zitiert haben, basiert auf der Annahme, dass 20 Prozent Co-Finanzierung für die Transeuropäischen Netze zustande gebracht werden können. Dies wurde aber nie zum Beschluss erhoben, und der Finanzminister der Republik Österreich hat diesen Beschluss im Ecofin immer verhindert. Außerdem hat er, gemeinsam mit Ihrem Bundeskanzler, verhindert, dass in der finanziellen Vorschau die Projektfinanzierung für extrem wichtige Infrastrukturprojekte – wie Sie selbst sagen und sogar die Bundesregierung anerkennt – auch von der Europäischen Union kommen kann. Im Gegenteil! Und wenn man Schwarzböck am Wochenende gehört hat, dann weiß man, dass Sie sich massivst dafür einsetzen, dass die Agrarförderung weiterhin im bisherigen Ausmaß erfolgt, dass der für größere Teile der Bevölkerung und für mehr Aktivitäten in der Wirtschaft notwendige Infrastrukturausbau eben nicht stattfinden kann und wird.
Wenn Sie mir erklären, wie man diese Liste, die im
Zusammenhang mit einer Finanzierung von 20 Milliarden EUR vorgesehen war,
mit rund 4,5 bis 5 Milliarden EUR auch umsetzen kann, dann sind Sie
ein Meister der Arithmetik! Diese hohe Arithmetik ist mir wiederum nicht
zugänglich!
Wenn es jetzt darum geht, welche Projekte für die
Vienna Region von besonderer Bedeutung sind, dann kann ich nur wiederholen: Für
uns ist von Bedeutung, dass wir den Knotenpunkt Wien als Verknüpfung der
Verkehrsströme aus allen Windrichtungen dazu nutzen können, die
Wirtschaftskraft dieser Region zu stärken. Und die Stärkung der
Wirtschaftskraft funktioniert nur dann, wenn eine entsprechende Qualität der
Verkehrsinfrastruktur gegeben ist. Daher steht für mich die
Schieneninfrastruktur im Vordergrund. Diese basiert allerdings immer noch auf
den Notwendigkeiten der Reichs-Haupt- und Residenzstadt aus der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts, währenddessen die Infrastruktur für den
Individualverkehr wesentlich jüngeren Datums ist. Daher ist es notwendig, dass
man den Zentralbahnhof auch mit Hilfe der TEN-Mittel der Europäischen Union
finanzieren kann. Dazu ist es weiters notwendig, dass wir den Hafen Freudenau
zu einem ordentlichen Containerterminal ausbauen können, und dazu ist es
schließlich notwendig, dass wir endlich auch bei der Planung für das
Güterzentrum Metzgerwerke Inzersdorf zu einer Realisierung kommen.
Das sind die drei
wesentlichen Projekte zur Gestaltung der Drehscheibe Wien in der
mitteleuropäischen Zentralregion, und das hat insgesamt noch wenig mit der
Pendlerproblematik zu tun. Es hat aber sehr wohl etwas damit zu tun, dass die
Wirtschaftskraft und die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Ostregion auch
wirklich gewährleistet werden können. Danach überlegen wir die
Pendlerproblematik, das ist ein anderes Thema. Über die ÖPNRV-Reform, die Herr
Staatssekretär Kukacka so gerne durchführen möchte, und zwar zum Schaden aller
Länder und Gemeinden, werden wir noch heftig zu diskutieren haben.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke schön. - Herr GR Baxant.
GR Petr Baxant (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Herr Stadtrat!
Welche Projekte der Vienna Region könnten von den
Kürzungen betroffen sein, und welche Auswirkungen hätte das auf die
Standortqualität in Wien?
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker: Grundsätzlich: Wenn
wir keine Co-Finanzierung aus den Mitteln für die Transeuropäischen Netze
bekommen, dann wird es extrem schwierig sein, die Finanzierung für viele
größere wichtige Projekte darzustellen. Auf der Westbahn sind sehr viele
Abschnitte gerade erst in Bau, manche wurden noch nicht einmal in Angriff
genommen. Ich nenne nur ein Beispiel, das gar nicht Wien oder den Nahbereich
Wiens betrifft: Die Strecke von Salzburg bis Attnang-Puchheim unterliegt
derzeit einer Geschwindigkeitsbeschränkung von weniger als
80 Stundenkilometer, und zwar nicht zum Lärmschutz, sondern weil die
Gleisanlagen sehr schlecht und alt sind. Eine entsprechende Neutrassierung
wurde jedoch noch nicht einmal in Planung genommen, es ist aber auch im
Interesse Wiens notwendig, diese Finanzierung sicherzustellen und die
Co-Finanzierung zu bekommen.
In Wien selbst ist der
Bahnhof Wien – Europa Mitte das entscheidende Projekt. Wenn die
Bundesregierung den Österreichischen Bundesbahnen und der
Infrastrukturbaugesellschaft die Mittel auch so, ohne Inanspruchnahme der
Europäischen Union, zur Verfügung stellen kann, dann soll uns das recht sein!
Ich verstehe aber nicht, warum man diese Mittel nicht nehmen und abholen
möchte! Außerdem befürchte ich, dass ganz wesentliche Projekte dann wiederum
nicht allein von denen getragen werden sollen, die Eigentümer der
Österreichischen Bundesbahnen sind, sondern eben von jenen, die regional auch
dort ihre Gebietskörperschaftsfunktion wahrnehmen. Wenn ich etwa daran denke,
dass die Planung der Spange vom Flughafen zur Ostbahn entlang der Fischa von
den Bundesbahnen nicht einmal in der Planung allein finanziert werden kann,
dann zeigt das doch, welche Misswirtschaft auf diesem Gebiet der
Verkehrspolitik in Österreich betrieben wird!
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke schön. Somit ist die 1. Anfrage beantwortet.
Wir kommen zur 2. Anfrage (FSP – 00959-2006/
0001 – KFP/GM). Sie ist von Herrn GR Madejski an die Frau amtsführende
Stadträtin der Geschäftsgruppe Umwelt gerichtet. (Im Zusammenhang mit der
Bewilligungspflicht bei den geplanten Probebohrungen in der Lobau sagten Sie im
“Standard“ vom 1. Februar wörtlich, „es sei ein Beamtenverfahren und
sicher kein Politikum“. Sehen Sie sich als vorgesetzte Stelle der
Magistratsabteilung 58 eher als Politikerin oder als Verwaltungsorgan?)
Bitte.
Amtsf StRin Mag Ulli Sima:
Sehr geehrter Herr Gemeinderat!
Meine Antwort lautet: Ich sehe mich als Politikerin.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
1. Zusatzfrage, Herr Dr Madejski.
GR Dr Herbert Madejski
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Ich stelle immer klare Fragen und
erwarte auch immer klare Antworten. Die Antwort ist natürlich richtig,
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