Gemeinderat,
6. Sitzung vom 28.02.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 82
alles Themenschwerpunkte, die wir mit entsprechenden Instrumenten betreuen. Auch hier nur exemplarisch aufgelistet: Der Wiener Wirtschaftsförderungsfonds, das Zentrum für innovative Technologie oder jene Institution, die sich vor allem mit den Creative Industries auseinander setzt und beschäftigt. Und hier geht es vor allem darum, diese Forschungs- und Förderungsinstrumente einzusetzen, um mit den Wissenschaftsbetrieben auch Unternehmen in Verbindung zu bringen und Privat Public Partnerships erzielen zu können.
Mit dem Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und
Technologiefonds haben wir noch ein spezielles Instrument geschaffen, das über
Stiftungsprofessuren, aber auch durch Preise für hervorragende Leistungen im
Wissenschaftsbereich zusätzliche Projektförderungen durchführen kann. Das
heißt, Wien hat eine ganz bewusste, strategische Entwicklung im Bereich der
Wissenschaft und Forschung in den letzten Jahren entwickelt und hat sich
dadurch auch zu einer Wissensmetropole im zentraleuropäischen Raum entwickelt.
Bei all diesen Zukunftsperspektiven spielen unsere
Partner im universitären Bereich auch eine ganz besondere Rolle. Ich möchte
hier erwähnen, dass von den 195 000 an Österreichs Universitäten
inskribierten Personen 117 500 in Wien studieren, das sind
60 Prozent aller österreichischen Studentinnen und Studenten, und nur
36 Prozent davon kommen aus Wien. Der überwiegende Anteil von
48 Prozent kommt aus den Bundesländern. Ich glaube, das ist ein schönes
Zeichen dafür, dass wir uns in Wien Kooperationen mit unseren angrenzenden
Bundesländern nicht versperren und hier besondere Kooperationsmöglichkeiten
auch suchen.
Nur muss man auch sagen, dass die Universitäten
leider eine Dauerbaustelle der Bundesregierung sind. Das reicht von der Frage
der EU-konformen Zugangsbestimmungen bis hin zu den finanziellen Ausstattungen
der österreichischen Universitäten. Denn auch das, was Bundeskanzler Schüssel
versprochen hat, nämlich ein Mehr an Geld für die österreichischen
Universitäten, greift ja erst 2007. Und wenn man sich die Beträge
zusammenrechnet, dann ist das noch immer weniger Geld als 1999 die
damalige Bundesregierung für die österreichischen Universitäten ausgegeben hat!
Also das heißt, die Universitäten, wichtiger Kooperationspartner im Bereich
Forschung und Entwicklung, werden systematisch von dieser Bundesregierung
leider nicht in dem Ausmaß behandelt, wie es für die Zukunft notwendig wäre.
Wenn man sich jetzt anschaut, wie die Diskussion rund
um die so genannte Elite-Universität in Maria Gugging gelaufen ist, so brauchen
wir als sozialdemokratische Opposition im Parlament jetzt gar nicht zu
argumentieren, sondern man braucht sich nur die Zeitungsmeldungen und
Überschriften wie zum Beispiel "Nur die Regierung will nach Gugging"
oder "Wissenschaftler orten politische Motivation" anzuschauen. Die
Journalistinnen und Journalisten schreiben ja in diesen Artikeln, dass es
offensichtlich mehr um parteipolitische Strategie geht, dass es offensichtlich
um eine Kooperation zwischen der ÖVP-Ministerin Gehrer und dem
ÖVP-Landeshauptmann Pröll geht. Und das lesen wir nicht nur in den
österreichischen Zeitungen, sondern - und in diesem Fall muss man sagen, leider
- auch in der internationalen Presse, wenn nämlich nicht gerade als
sozialdemokratisch verdächtige Zeitungen wie die "Frankfurter
Allgemeine" oder "Die Neue Zürcher Zeitung" von ähnlichen
Erscheinungen berichten und auf die politische Einflussnahme hinweisen.
Aber was noch gravierender ist, als dass die
österreichischen und internationalen Zeitungen diese Entwicklung kritisieren,
ist der Umstand, dass die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dieses
Landes, die eigentlich Träger einer solchen Exzellenz-Universität sein sollten,
sich klar gegen diese Vorgangsweise aussprechen.
Es gibt einen öffentlichen Brief, den der Klub der
Wittgenstein-Preisträger an die Frau Bundesministerin Gehrer gesandt hat und wo
sich dieser Klub - dazu muss man sagen, der Wittgenstein-Preis ist die
höchstdotierte Wissenschaftsauszeichnung, die es in Österreich gibt, man kann
lapidar sagen, das ist ein bissel so etwas wie ein Austro-Nobelpreis - und die
18 Träger, die es seit 1996 gegeben hat, gegen die Vorgangsweise, die
von der Frau Bundesministerin Gehrer und Bundeskanzler Schüssel gewählt worden
ist, aussprechen, wenn sie zum Beispiel in diesem dringenden Appell schreiben:
„Die Entwicklung dieses als Exzellenzzentrum geplanten Instituts nimmt einen
ausgesprochen unglücklichen Verlauf.“ Und weiter ist in diesem Brief zu lesen,
dass das von Seiten der wissenschaftlichen Proponenten Anton Zeilinger, Peter
Schuster, Arnold Schmidt vertretene Konzept vorsieht, dass es nur inhaltliche,
wissenschaftliche Entscheidungskriterien geben soll und dass hier
offensichtlich ein Kräfteparallelogramm der österreichischen Politik dominant
war.
Das ist hier in diesem offenen Brief, den der Klub
der Wittgenstein-Preisträger an das Bundesministerium geschickt hat, zu lesen
und da ist es in Wirklichkeit bedauerlich zu sehen, wie diese Bundesregierung
mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in unserem Land umgeht.
Wenn man beispielsweise dann noch hört, dass der
Lhptm Pröll davon spricht, dass Anton Zeilinger ein wankelmütiger Professor sei
oder dass die Kritiker dieses Konzepts taxfrei als Feinde hochstilisiert werden
und man den ganzen Bereich verpolitisiert, so ist das, wenn man so will, der
eigentliche Skandal.
Genau das wollten wir in Wien nicht. Wir wollten eine
gemeinsame Lösung mit Niederösterreich. Wir wollten eine Lösung in der
Ostregion, um zu zeigen, dass Wissenschafts- und Forschungspolitik keine Frage
von Stadtgrenzen ist, sondern von europäischen Regionen. Das ist die Politik,
die wir in Wien im Unterschied zur Bundesregierung verfolgen! (Beifall bei der SPÖ.)
Ein
Exzellenzzentrum lebt auch nicht von den baulichen Maßnahmen eines Campus, auch
wenn ich mir schon die Frage erlauben möchte, ob jetzt wirklich die Nachnutzung
eines Landeskrankenhauses eine Entscheidungshilfe bei so einer schwerwiegenden
Investition sein sollte oder ob die Transparenz beim Ablauf
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