Gemeinderat,
6. Sitzung vom 28.02.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 54 von 82
fließt reichlich Geld. Oft reicht es schon, wenn man angibt, Material für systemische Aufbereitung einer Lesbenbewegung zu sammeln, und man bekommt für einen Zeitraum von drei Jahren über 80 000 EUR, das sind über 2,5 Millionen ATS, bitte.
Das Füllhorn der Stadt Wien
scheint in diesem Bereich nie leer zu werden. Dafür bürgen offenbar die mehr
als 50 Belastungen der Stadt Wien, die oft verdeckt in den letzten Jahren
eingeführt wurden. So sind im Jänner dieses Jahres zum Beispiel Gas und Strom
teurer geworden, im März werden die Müll- und die Kanalgebühr teurer, bald
werden vielleicht auch die Öffis teurer, und vielleicht bekommen wir im Herbst
die City-Maut auch noch. (Amtsf StR Mag
Sonja Wehsely: Nein, sicher nicht!) Der Ausschüttung von Fördermitteln an
solche Vereine steht letztendlich auch die großzügige Erhöhung der
Kindergartengebühren gegenüber. Lieber verlangt man zum Beispiel von einer
Durchschnittsverdienerfamilie für drei betreute Kinder im Kindergarten über
800 EUR im Monat, als dass man bei den heute diskutierten Subventionen einmal
einspart.
Eines, meine Damen und
Herren, ist klar: Die Politik, die hier betrieben wird, kann nicht mehr – wie
Sie es so gern in anderen Bereichen tun – mit sozialer Gerechtigkeit
argumentiert werden. (GR Godwin Schuster,
in Richtung FPÖ: Was ist los, Freunde? – GR Christian Oxonitsch: Das ist ja
peinlich, dass niemand klatscht!)
Dann möchte ich noch zum Beschlussantrag der grünen
Fraktion über die Schmieraktionen und dazu, dass das in den Gemeindebauten und
von Hausbesitzern entfernt werden soll, Folgendes sagen: Wir sind natürlich
dafür, dass das alles entfernt wird, aber bitte wirklich alles. Es sollen auch
rassistische Schmierereien entfernt werden, ebenso natürlich auch
Drogenhinweise, wo schon Adressen draufstehen, wo man nur anzurufen braucht.
Das sollte man auch einmal überdenken, das sollten Sie auch einmal entfernen
lassen, aber nicht hier nur so einseitige Sachen beschließen. Und darum sage
ich Ihnen: Wenn, dann alles.
Und eines muss ich Ihnen auch noch dazusagen. Ich
glaube, in zwei Tagen so etwas zu erledigen... (StR David Ellensohn: In
Leicester geht es!) Ja, wir
sind aber in Wien und nicht in Leicester. Ganz einfach. Das sage ich Ihnen auch
dazu. Das möchte ich gerne sehen, wie das funktioniert. Also ich würde sagen,
wir würden natürlich zustimmen, wenn sich das alles in einem angemessenen
Zeitraum abspielen würde, aber so können wir diesem Antrag sicher nicht
zustimmen. – Ich danke Ihnen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Mag Korun. – Bitte.
GRin Mag Alev Korun
(Grüner Klub im Rathaus): Ich
möchte meine Ausführungen mit einem Kommentar zur Rede meines Vorredners
beginnen. (GR Heinz Hufnagl: War das eine Rede?) Das würde uns sehr viel
Zeit kosten, über diese Frage zu diskutieren.
Auf
jeden Fall steht für mich und uns fest: Wer feministische Frauenprojekte als
Kaffeekränzchen bezeichnet, belegt damit nicht nur völlige Ahnungslosigkeit,
was Frauenpolitik betrifft, sondern belegt auch, dass er eigentlich sexistische
Aussagen tätigt. Genau das ist es nämlich, was Sie gemacht haben:
Frauenprojekte als Kaffeekränzchen abzutun. (Beifall bei den GRÜNEN und der
SPÖ.)
Auf die einzelnen Poststücke, die vorliegen, werde
ich nicht eingehen, ich möchte nur ein weiteres Mal unser Bestehen auf dem
Prinzip Freiwilligkeit betonen. Es ist für uns sehr erfreulich, dass auch
Vereine, denen sozusagen Kürzungen der angebotenen Kurse gedroht haben, diese
Kurse – teilweise auch nach unserer Kritik – weiterhin gefördert bekommen
sollen, dass sie weiterhin Deutsch- und Alphabetisierungskurse anbieten können,
und zwar so viele, wie sie das in den letzten Jahren getan haben.
Für uns bedeutet aber Diversitäts- und
Integrationspolitik auch konsequentes Eintreten gegen Rassismus. Deshalb
möchten wir heute zwei Anträge einbringen, die schon mehrfach angesprochen
wurden. Es freut uns sehr, dass sie Aufmerksamkeit erregt haben. Wir wollen
nämlich mit den Anträgen durchaus auch ein Bewusstsein schaffen im Gemeinderat.
Es kann nämlich nicht sein – und da würde es mich sehr freuen, wenn die Frau
Stadträtin ein bisschen zuhören könnte (Amtsf
StRin Mag Sonja Wehsely redet mit GRin Kato), nachdem es um ihr Ressort
geht; die Frau Stadträtin ist so beschäftigt, glaube ich, dass sie nicht merkt,
dass sie angesprochen ist. Frau StRin Wehsely, darf ich kurz um Ihre
Aufmerksamkeit bitten. (GR Godwin
Schuster: Von Ihnen hört auch niemand zu! – Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely
wendet sich der Rednerin zu.) – Danke vielmals! (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Bitte!) Wir sind nämlich der
Meinung, dass Rassismus im öffentlichen Raum in Wien in den letzten Jahren ein
echtes Problem geworden ist und auch ein Problem ist, das immer größer wird.
Sprüche wie – Zitat – "Neger raus!" oder sogar – Zitat – "Tötet
Neger!" sind zumindest vor zehn Jahren in Wien nicht so oft anzutreffen
gewesen, nicht in dieser Konzentration. Ich glaube, jeder der mit offenen Augen
durch die Stadt geht, sieht diese Sprüche. Das sind nicht nur rassistische
Sprüche, sondern teilweise Hetzparolen, die einfach zu Gewalt auffordern wie in
dem genannten Beispiel. Ich möchte es jetzt nicht wiederholen.
Wir sind der Meinung, dass in
einer Stadt, die sich offensiv zur Diversitätspolitik bekennt, dieser klar sichtbare
Rassismus im öffentlichen Raum bekämpft werden sollte. Da es offensichtlich
leider zumindest einige Menschen gibt, die es sich zur Aufgabe gemacht haben,
durch die Stadt zu gehen und Wände mit rassistischen Parolen zu beschmieren,
sollte die Stadt dagegen etwas unternehmen. Wir sind der Meinung, die Stadt
sollte sowohl bei den gemeindeeigenen Häusern etwas unternehmen als auch bei
den Häusern, die nicht der Gemeinde gehören, wo das Argument sehr oft lautet:
Wie komme ich als Hauseigentümer dazu, irgendwelche rassistischen Schmierereien
zu entfernen? Ich habe sie ja nicht angebracht. Das Resultat dieser
Wegschaupolitik ist, dass Menschen tage-, monate-, jahrelang an rassistischen
Parolen vorbeigehen, vorbeifahren, dass Kinder,
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