Gemeinderat,
6. Sitzung vom 28.02.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 63 von 82
Medienbereich Film, Foto, Video in den Bezirken, der Förderung der Gegenwartsliteratur mit vielen kleinen Theatergruppen, mit Aktivitäten zu Populärwissenschaften, von der Astronomie bis zur Zoologie, der Freude mit Musik mit vielen bekannten Gruppen wie der Bachgemeinde Wien, dem Chor Ars Vivendi oder der Singgemeinschaft Musica Sacra, und dem bunten Reigen der Volkskunde, vom Volkstanzen bis zum Trachtenverband, eine herausragende und vielfältige Basiskulturarbeit für unsere Stadt.
Viele freiwillige,
ehrenamtliche Mitarbeiter unterstützen zusätzlich uneigennützig und kostenlos
durch ihren Einsatz diese Aktivitäten. Es ist dies die große Chance von
kulturellen Aktivitäten für viele engagierte Menschen in dieser Stadt. Die
Leistungen des Volksbildungswerks für die Bezirkskultur kann man nicht hoch
genug schätzen.
Viele
Bezirksvorsteherinnen und Bezirksvorsteher finanzieren zum Teil umfangreiche
Kulturprojekte und verwenden dazu große Teile ihres Bezirkskulturbudgets über
das Volksbildungswerk. Die Beträge gehen von 30 000 bis
150 000 EUR.
Die organisatorische
Arbeit für viele Veranstaltungen in den Bezirken, die aus den Bezirksbudgets
finanziert werden, wird gänzlich allein von den Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern des Volksbildungswerks geleistet und selbstständig durchgeführt.
Für den Aufwand der Organisation erhält das Volksbildungswerk keine gesonderte
Abgeltung von den Bezirken.
Ein zentraler Schwerpunkt
des Vereins Wiener Volksbildung ist die Abwicklung der Bezirksfestwochen. Seit
1952 gibt es eigenständige Bezirksprogramme, die unter dem Motto Wiener
Festwochen durch einen Beauftragten des Kulturamtes in Zusammenarbeit mit den
Bezirksvorstehungen erstellt wurden. Anfänglich gab es
100 Veranstaltungen, heute sind es mehr als 2 000. Chorkonzerte,
Jugendsingen, Lesungen, Gesangs- und Klavierabende sowie Produktionen von Schauspielschulen
und Konservatorien dominierten früher das Programm. Heute finden jeweils unter
einem eigenen Motto kleine Großstadtfestivals, wie man sie nennt, statt, die
das vielfältige Kulturangebot für die mittlerweile mehr als 300 000
Besucher großteils kostenlos anbieten.
Bezirkskultur erfüllt beim
Prozess des Zusammenlebens in unserer Stadt eine wichtige Aufgabe. Sie findet
dort statt, wo die Menschen wohnen, leben und arbeiten. Durch das kulturelle
Angebot im öffentlichen Raum kommen so viele Menschen in unserer Stadt mit
Kultur in Berührung, die sonst nicht die Zeit und Muße dazu haben. Die Menschen
in den Bezirken sind vertraut mit den Besonderheiten ihres Grätzels und können
so auf die Wünsche der Bevölkerung besser eingehen, als dies die zentrale
Bürokratie schaffen würde.
52 Jahre wird heuer das
Volksbildungswerk. 52 Jahre, wo man sich immer wieder den gewandelten
Bedürfnissen der Menschen dieser Stadt angepasst hat. 52 Jahre, wo immer
wieder Reorganisation und Neuorientierung notwendig waren. Der Geschäftsführer
der SPÖ-Wien war dort einmal tätig. Ebenso ist der SPÖ-Vorsitzende des
Kulturausschusses über die laufenden Geschäfte informiert. Als Vorsitzender
eines Kulturvereines sollte er ein unmittelbares Interesse haben, dass dem
Wiener Volksbildungswerk auch genug Mittel zur Verfügung gestellt werden.
In den letzten zehn Jahren
haben sich aber die Aktivitäten des Volksbildungswerks deutlich gesteigert. Der
Arbeitsumfang jedes einzelnen Mitarbeiters hat zugenommen. Trotzdem mussten im
Vorjahr zwei Mitarbeiter entlassen werden, da die Mittel der Betriebssubvention
nicht ausreichten.
Übrigens wurde die
Abfertigung für diese Mitarbeiter aus dem eigenen Geld bezahlt. Im Allgemeinen
zahlt die Stadt Wien die Abfertigungen von Mitarbeitern, die im stadtnahen Bereich
Dienstnehmer sind.
Anscheinend passt die Art
und Weise des Volksbildungswerks nicht in die Kulturpolitik des Herrn StR
Mailath-Pokorny. Er will mit dem Aushungern des Volksbildungswerks Fakten
setzen, die den Bestand des Volksbildungswerks durch die Deckelung der
Subventionsbeträge gefährden, und dann nach eigenem Gutdünken entscheiden, wie
es weitergehen soll. Die Zeit des Absolutismus und Despotentums muss vorbei
sein, Herr Stadtrat! (Beifall bei der ÖVP.)
Am Beispiel
Volksbildungswerk weise ich auf die Problematik der Deckelung der
Subventionsmittel und der Frage der Abfertigungen hin, die beim
Volksbildungswerk besonders krass ist.
Wir stellen daher folgende
Beschlussanträge, den ersten gemeinsam mit meinem Kollegen Dr Franz
Ferdinand Wolf betreffend Valorisierung von Subventionen. Zahlreiche Vereine
klagen darüber, dass die Höhe ihrer Subventionen durch die Stadt Wien über
einen längeren Zeitraum unverändert blieb. Durch die Kostensteigerung in allen
Bereichen wird es für die Vereine zunehmend schwieriger, mit bewilligten
Mitteln, deren Höhe sich an einer veralteten Kalkulation orientiert, zu
wirtschaften. Trotz neuer Kalkulationen und entsprechend höherer
Subventionsansuchen blieben die bewilligten Summen unverändert.
Die gefertigten Gemeinderäte
stellen daher gemäß § 27 Abs 4 der Geschäftsordnung des Gemeinderats
folgenden Beschlussantrag:
„Der zuständige Stadtrat
für Kultur und Wissenschaft möge veranlassen, dass die Subventionen von Vereinen,
die durch ihre Arbeit die kulturelle Basisversorgung Wiens sichern und deren
Subvention seit 2000 unverändert blieb, valorisiert werden, sofern die Vereine
entsprechend lautende Subventionsansuchen vorlegen.
In formeller Hinsicht wird
die Zuweisung des Antrags an den Ausschuss der Geschäftsgruppe Kultur und
Wissenschaft verlangt.“
Und einen zweiten Antrag,
den wir ebenso einbringen, betreffend Finanzierung von Abfertigungen. Die
Entscheidungsgrundlage, ob und wann Abfertigungszahlungen, die Vereine an
Mitarbeiter zu zahlen haben, von der Stadt Wien übernommen werden, ist nicht
klar.
Die gefertigten
Gemeinderäte stellen daher gemäß § 27 Abs 4 der Geschäftsordnung des
Gemeinderats folgenden Beschlussantrag:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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