Gemeinderat,
6. Sitzung vom 28.02.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 65 von 82
umfassenden Antidiskriminierung auf gesetzlicher Ebene fordert die IG Kultur Österreich die Einrichtung einer WohnbürgerInnenschaft, allgemeines, freies und gleiches Wahlrecht für alle.“ Was heißt das? Also auch für jeden, der einfach nur hier anwesend ist?
„Die Erweiterung des verfassungsrechtlichen
Gleichheitsgebotes auf alle Menschen, die in Österreich leben.“ Im Bereich der
Kulturpolitik noch weitergehend: „Zugang zu Förderungen, Stipendien und Preisen
für alle in Österreich wohnhaften Menschen, unabhängig von ihrer
Staatsangehörigkeit.
Paritätische Besetzung von Kulturbeiräten in der Höhe
des Anteils an Migrantinnen, von Migranten sowie der ethnischen Minorität an
der Bevölkerung.“
Und dann noch weiter: „Nicht nur eine
gleichberechtigte Förderung, sondern auch eine kulturpolitische und
förderpolitische Bevorzugung von kultureller Betätigung von Migrantinnen und
Migranten sowie der ethnischen Minoritäten.“
Also das heißt, da wird nicht Integrationspolitik in
irgendeiner Form gefördert, sondern hier wird wirklich beinhart nur das Fremde
hochgehalten, geschätzt und soll zusätzlich subventioniert werden. Hier soll
das Geld hineingesteckt werden. Die eigene Bevölkerung und auch die eigene
Kultur kommen nicht einmal am Rande vor.
Das ist nicht Kulturpolitik, wie wir sie uns
vorstellen, aber auch nicht allgemeine Politik. Und wenn schon, dann sollte man
sich auf das beschränken, was Thema der IG Kultur ist und sich nicht in
derartige Forderungen versteigen.
Bezeichnend sind natürlich auch
Mitgliedsorganisationen wie zum Beispiel no-racism.net, die ganz glücklich berichten,
dass sie das Ernst-Kirchweger-Haus am 1. Juli 2005 zu zwei Dritteln wieder
neu besetzt haben. Also das sind diejenigen Organisationen, die dann
dahinterstehen.
Es gibt aber auch andere Vereine, die sehr wohl
unglücklich sind mit diesem allgemein-politischen Auftreten der IG Kultur und
die das gerne etwas anders sehen würden, aber auf Grund der Serviceleistungen,
der indirekten Subvention, die dort drüberfließt, dann dabeibleiben.
Hier ein klassischer Fall dafür, wie es nicht sein
sollte, wie wir es uns nicht wünschen. Heute hat der Kollege Baxant die
Möglichkeit, seinen Ekel über meine Aussagen auszudrücken, ohne dass er dafür
im Nachhinein gestraft wird. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu
Wort gemeldet ist Herr GR Baxant. Bitte schön.
GR Petr Baxant (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Stadtrat! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Berichterstatter! Sehr
geehrte Damen und Herren!
Die FPÖ kann natürlich diesem Akt überhaupt nicht
zustimmen, weil die IG Kultur steht für alles, wogegen Sie verzweifelt
versuchen zu kämpfen. Nämlich, die IG Kultur ist ein wichtiger Dachverband für
gesellschaftskritische - pfui -, innovative - pfui -, zeitgenössische -
grauslich -, junge, freche, spartenübergreifende, europäische, internationale,
antirassistische, alternative, komplizierte und komplexe Kunst- und
Kulturprojekte. Und, Herr GR Stefan, die IG Kultur steht nicht jenseits der
KPÖ, sondern jenseits Ihres Verständnisses! (Beifall bei der SPÖ.)
Weil die IG Kultur so ist, wie sie ist, fördern wir
sie. Die Wiener Kulturpolitik ist sich dessen bewusst, dass die so genannte
Hochkultur ohne die so genannte Basiskultur nicht leben kann. Mir ist das verständlich,
und Sie verstehen es nicht, dass die Basiskultur und die Hochkultur sich
gegenseitig bedingen. Deswegen ist es uns so wichtig.
Der Innovationspreis wurde vor drei Jahren
vorgeschlagen, und er erfüllt zwei Funktionen. Unbekannte, noch nicht etablierte
Kulturinitiativen bekommen ein Forum und eine Öffentlichkeit. Das ist extrem
wichtig für Kulturschaffende. Und was natürlich noch wichtiger ist, ist, dass
sie Geld gewinnen können, und das nicht wenig. 3 500 EUR sind nicht
wenig.
Nebenbei sei erwähnt, dass die Entscheidungsfindung
auch basisdemokratisch abläuft, und das ist Ihnen wahrscheinlich auch ein Dorn
im Auge.
Dass der Preis erfolgreich ist und sich gut
entwickelt, sieht man daran, dass es immer mehr und mehr Einreichungen gibt,
und nicht nur nationale, sondern auch internationale und europäische. Deswegen
haben wir uns dazu entschlossen, den Förderungsbeitrag von 7 000 EUR
auf 10 000 EUR zu erhöhen.
Ich möchte nicht länger reden. Ich bin erst kurz im
Gemeinderat, aber ich wundere mich überhaupt nicht darüber, dass die FPÖ diesem
Akt nicht zustimmen kann, denn Sie sind eine rückschrittliche Partei, und das
bleiben Sie. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr
Wolfgang Ulm: Zu Wort gemeldet ist nunmehr Herr GR Dr Aigner. Bitte
schön.
GR Dr Wolfgang Aigner
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Wenn wir über Kulturförderung sprechen: Die
wesentlichste Kulturtechnik ist das Lesen und Schreiben, und das lernt man bei
uns spätestens in der Volksschule. Wir haben heute schon über den baulichen
Zustand unserer Volksschulen gesprochen, und die Sicherheit unserer
Volksschülerinnen und -schüler liegt uns sehr am Herzen.
Deswegen bringen meine Kollegin Anger-Koch und ich
einen Antrag ein, der hoffentlich Ihre Zustimmung finden wird, einen
Beschlussantrag, dass das Kontrollamt der Stadt Wien eine umfassende
sicherheitstechnische Überprüfung aller Wiener Pflichtschulen, die älter als
20 Jahre sind, vorzunehmen hat und auch entsprechende statische Gutachten
einholen soll. Wir beantragen die sofortige Abstimmung. – Danke. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr
Wolfgang Ulm: Eine weitere Wortmeldung liegt mir nicht vor. Die
Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort.
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