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Gemeinderat, 8. Sitzung vom 24.04.2006, Wörtliches Protokoll  -  Seite 18 von 57

 

wenn dort, was kolportiert wurde, 2010 ein Stadion eröffnet wird? - Wir würden berühmt werden als Hauptstadt der Groteske.

 

Denn wie kommt man derzeit dort hin? Wie wird man 2010 dort hinkommen? - Wenn man mit dem Auto oder mit dem Bus von der Stadt kommt, gibt es eine große Hürde, das ist die Donauländenbahn, wo schon jetzt laufend der Schranken zu ist und durch den Bau einer zusätzlichen Donaubrücke für die ÖBB dieser Schranken noch mehr zu sein wird. Dort kommt man schlicht und einfach nicht hin. Dort gibt es derzeit keine Straßenbahn. Dort gibt es von der Stadt keine vernünftige Erschließung mit dem PKW. Dort gibt es gar nichts. Dort gibt es einen großen Acker im Süden Wiens. Noch einmal, dieser Acker ist zwei Drittel des 7. Bezirks.

 

Wovon träumt jeder Grundstücksspekulant, wie immer er heißen möge? - Er träumt davon, dass die öffentliche Hand signifikante Vorleistungen macht, zum Beispiel eine U-Bahn hinbaut, zum Beispiel eine Straße hinbaut. Denn was passiert dann mit diesem Grundstück? - Die Werte dieses Grundstücks explodieren. Und wovon träumt jeder Spekulant? Was ist die lukrativste, was ist die phantasievollste, was ist die 08/15-Nutzung? - Ein großes Einkaufszentrum. Das finden natürlich alle unsympathisch. Darum sagt man nicht: „Liebe Stadt, bau uns eine U-Bahn hinaus, weil wir wollen ein großes Einkaufszentrum bauen." Nein, man geht den Umweg und sagt: „Wir wollen ein Stadion bauen." Das wirkt irgendwie sympathisch, da gibt es ein paar Fans, die das wollen und da kann auch einiges passieren.

 

Zum Glück, da zitiere ich jetzt durchaus positiv den Herrn Bürgermeister, sind die Funktionäre von Sportorganisationen schwatzhaft. Insofern reicht es zu googlen, um darauf zu kommen, was dort immer geplant war. Was haben die Grundstücksspekulanten in diesem Bereich schon immer geplant? - Ich zitiere hier "NEWS" aus folgendem Grund, weil die Verflechtungen so sind, dass der Vizepräsident der Austria zu dem Zeitpunkt, wo "NEWS" diesen Artikel publiziert hat, der Vizepräsident der Austria ist, also insofern, was im "NEWS" über dieses Projekt stand, durchaus über den Herrn Pelinka doch einen gewissen Wahrheitsgehalt hat. Am 17. November 2005, wo der Bau des Stadions schon unmittelbar bevorstand: „Gigantisch ist auf alle Fälle, was auf den 32 000 m² entstehen soll, ein Stadion für die Austria mit 31 000 Sitzplätzen, ein kleines Stadion für die Amateure sowie Österreichs größtes Shoppingcenter." - Darum geht es. Es geht darum, die Stadt Wien dazu zu bringen, 300, wahrscheinlich 400, 500 Millionen EUR in die Hand zu nehmen, damit einige Private dort eine weitere Kannibalisierung der Nahversorgung vor sich nehmen können.

 

Das Ganze erinnert mich an die Stronachkugel, die im Vordergrund gestanden ist, die nie gekommen ist. Was aber gekommen ist, ist in Ebreichsdorf ein Megagrundstücksdeal, eine Umwidmung von Grünland auf Bauland mit den entsprechenden Entwicklungen.

 

Die Frage ist nur, warum gibt sich der Bürgermeister dafür her, in einer aus meiner Sicht sehr bedenklichen Unvereinbarkeit. Er ist Austria-Fan und Kuratoriumsvorsitzender. Vor wenigen Tagen wurde wieder im ORF-Sport, dem Ort, wo die großen Stadtentwicklungsdinge bekannt gegeben werden, verlautbart: „Stadion fix, 2010 Inbetriebnahme."

 

Die Groteske wird sein, jetzt schafft es die Stadt Wien mit Müh und Not, meine Damen und Herren, dass zur Eröffnung der EM 2008 hoffentlich die U-Bahn dort fährt, fix ist das noch nicht, und parallel denkt dieselbe Stadt darüber nach, wie sie in einem Bereich, wo man, außer vielleicht mit dem Fahrrad, überhaupt nicht hinkommt, 2010 ein Stadion für 30 000 Menschen eröffnet. Das ist wirklich eine Groteske der Sonderklasse, wenn es nicht um so viel Geld ginge! Da sollten wir wirklich genauer hinschauen, für wen hier öffentliche Gelder verwendet werden.

 

Ehrenwerte Kuratoriumsmitglieder verhandeln um diese Grundstücke. Ein Nebensatz, wie schlau das ist, gegenüber einem Grundstücksverhandler zu sagen, in sechs Wochen müssen die Verträge unterschrieben sein, wissend, dass die Stadt Wien, die MA 69, kaufen soll. Da wird sicher der Grundstückseigentümer sagen: „Wenn das in sechs Wochen unterschrieben werden muss, dann muss ich über meinen Preis nachdenken. Der ist wirklich zu hoch. Da muss ich den Preis ein bisschen senken, weil der Bürgermeister sagt, in sechs Wochen ist es unterschrieben." - Das ist ein Wahnsinn, was da passiert! Das ist wirklich der dümmste Weg, den Preis zu Lasten der öffentlichen Hand in die Höhe zu schrauben und gleich zu sagen, wir bauen eh eine U-Bahn hin, wir bauen eh eine Straße hin! Hallo Grundstücksspekulationen, ihr seid herzlich willkommen!

 

Wer verhandelt denn da reinen Herzens für die Austria? - Alles wunderschön im Internet nachzulesen. Da gibt es einen Hauptverhandler, der Ing Ferdinand Hager heißt. Der verhandelt für die Austria und kauft dort Grundstücke. Er hat ein kleines Nebengeschäft, er ist Geschäftsführer der Logistik und Businesspark Rothneusiedl. Also der, der dort ein großes Einkaufszentrum bauen will, verhandelt für die Austria, macht Druck auf die Stadt Wien, missbraucht den Kuratoriumsvorsitzenden Häupl, der sagt nur, das ist eh alles schon unter Dach und Fach, damit die entsprechenden Voraussetzungen gemacht werden.

 

Wo ist die übliche Herangehensweise? - Die übliche Herangehensweise ist ein vernünftiger Masterplan: Nicht bekannt.

 

Wo war das im Planungsausschuss? - Nicht bekannt.

 

Widmungen, Studien: Nicht bekannt.

 

Ein Acker im Süden Wiens, der für die verschiedensten Dinge nutzbar wäre, wird verwendet, um kurzfristig Druck auf die Stadt Wien auszuüben, um einen Sponsor bei der Austria zu halten, der für die Austria notwendig ist. Ob er bei der Austria bleibt, ist vollkommen unklar. Es ist vollkommen unklar, wer die Träger der Austria in einigen Jahren sein werden.

 

Tatsache ist, ein Riesen-Shoppingcenter auf diesem Standort ist absolut unverträglich und kannibalisiert die Nahversorgung von ganz Favoriten. Die Favoritenstraße als Einkaufszentrum kann man sich abschminken, wenn

 

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