Gemeinderat,
8. Sitzung vom 24.04.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 27 von 57
dieses Privatspital spricht, jetzt sozusagen als Kundschaft gewonnen
werden, und man hätte dafür viel Geld für die eigenen sozialen Aufgaben und die
medizinische Versorgung der Bevölkerung. Faktum ist, dass in der neoliberalen
Gesundheitspolitik der Wiener Sozialdemokraten mittlerweile die kleinen Leute
zur Kasse gebeten werden. Das sind auf einmal nicht etwa die großen Bonzen,
sondern die adipösen Kinder, also Kinder mit Übergewicht, die auf einmal als...
(Zwischenruf von amtsf StRin Mag Renate
Brauner.)
Doch, Frau Stadträtin! Im AKH - nur damit wir es hier auch einmal gesagt
haben - wurden die Kinder von... (Amtsf
StRin Mag Renate Brauner: Deswegen wird es leider auch nicht wahrer, Frau
Kollegin!) Es ist leider wahr, dass die Kinder von Reinigungskräften und
Migranten und Migrantinnen im AKH gegen die Gebühr von 250 EUR im Monat
gegen Fettleibigkeit behandelt werden, und wenn sie die 250 EUR nicht
bezahlt haben, dann konnten sie an dem Programm nicht teilnehmen. Wenn Sie Nein
sagen, dann kann man auch sagen, der Mond ist die Sonne - das wird auch nicht
wahrer. (Amtsf StRin Mag Renate Brauner:
Haben wir das abgestellt?)
Sie haben es erst abgestellt, Frau Stadträtin, nachdem ich Sie darauf
aufmerksam gemacht habe. Sie mussten von der GRÜNEN... (Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Das nächste Mal sagen Sie es früher!)
Ich sage es Ihnen, sobald ich es weiß, Frau Stadträtin. Und der Umstand, dass
Sie es nicht wissen, lässt tief blicken. (Zwischenrufe
bei der SPÖ.)
Es ist ein Skandal, dass Sie es zulassen, dass im AKH Kinder, die mit
massivem Übergewicht kämpfen, vom Personal zur Kasse gebeten werden - kein
Kleingeld, große Summen! Dazu kommt noch, Herr Ebinger: Genützt hat es nichts.
Ich habe viele Eltern gesprochen, die mir berichtet haben, wie sie bar das Geld
über den Tisch rücken mussten für die Honorarnoten, die sie an verschiedenen
Adressen - sei es innerhalb oder außerhalb des AKH - bedecken mussten, und die
Therapie war für gar nichts.
Frau Stadträtin! Wenn das die private neue, schöne Welt ist, von der Sie
sprechen, dann: Gute Nacht, Gesundheitsversorgung! Es ist eben sehr, sehr
bezeichnend, dass Sie sagen, Frau Stadträtin: Tut mir Leid, für die Herren
Professoren im AKH bin ich nicht zuständig, darum muss sich schon die Uni
kümmern - und die kümmert sich eben nicht um diese Art von Abzocke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Das war der Auftakt. Wir werden diese Projektentwicklungs-GmbH ablehnen,
denn wir glauben, dass Sie und auch der Krankenanstaltenverbund genügend
kompetente Führungskräfte haben. Es gibt Generaldirektoren, es gibt Direktoren,
es gibt eine Teilunternehmung, die sich mit der Technischen Direktion
beschäftigt. Alle die sollten ihre Arbeit tun, da muss man nicht noch weiter
auslagern und Kompetenz zukaufen, die man offensichtlich intern nicht hat.
Denn wohin das führt, Frau Stadträtin, das sehen Sie am Bericht des
Kontrollamts über die Prüfung der Technischen Direktion der Teilunternehmung im
AKH. Dort hat man festgestellt, dass diese Betriebsführungsgesellschaft - auch
eine dieser ausgelagerten Strukturen - teurer als vergleichbare
Universitätskliniken geführt wird, dass zu viel Geld investiert wurde, dass
kein Überblick über die Leistungen gegeben war und dass die Erstellung eines
Pflichtenheftes ausständig ist.
Das muss man sich einmal vorstellen: Da gibt es einen Auftraggeber, eine
Auftraggeberin und eine Unternehmung, die Pflichten hat - in dieser
Unternehmung waren im Übrigen im Wesentlichen ausgelagerte Beamte und Beamtinnen,
Bedienstete des Magistrats tätig, da fangen ja die Grauzonen gleich an -, und
über die Definition dieser Pflichten gab es in der Vertragsbeziehung eine
derartige Eskalation, dass man vereinbaren musste, wie man die Situation wieder
deeskaliert! Das muss man sich vorstellen: Man bedient sich eines Unternehmens,
das den Betrieb zu führen hat, und ist nicht imstande, die Führungsaufgabe
wahrzunehmen. Nichtsdestoweniger hat man den Vertrag mit dieser
KMB-Betriebsführungsgesellschaft verlängert - natürlich ohne die Zustimmung der
GRÜNEN -, weil man gemeint hat, man hätte damit eine Lösung gefunden, die der
Sache dient. Tatsächlich zahlt man viel Geld und bekommt dafür nicht die
adäquate Leistung.
Die Privatklinik, die jetzt im AKH in Rede steht, ist ein besonders
gutes Beispiel für die Hoffnungen, die die Stadträtin - oder das AKH, man weiß
ja nicht, wer da eigentlich wirklich dafür ist - in die künftige, neue Welt der
Privatwirtschaft setzt. Man hat offensichtlich noch keine Abstimmung zwischen
dem AKH und der Stadträtin gemacht. Denn was Herr Direktor Krepler als fixe
Entscheidung verkauft, von dem sagt die Frau Stadträtin in einer Aussendung, es
wäre das Projekt noch nicht entscheidungsreif. Da fragt man sich schon: Wie
kann denn da überhaupt politische Führung sichergestellt werden, wenn der Herr
Direktor A sagt, und die Frau Stadträtin sagt, vielleicht wird es auch B?
Ich glaube, Sie haben hier eine Verantwortung zu tragen, und Sie haben
vor allem eine Verantwortung für die Menschen im AKH, die behandelt werden,
ohne dass sie mit der goldenen Kreditkarte kommen, für die Menschen, für die
Sie politisch und gesundheitsverwalterisch zuständig sind. Da müssten Sie
zuerst Ihre Hausaufgaben machen, Hausaufgaben, die überfällig sind: Eine
Struktur im AKH herstellen, die Führung sicherstellt. Denn im Moment ist es
immer ein Hin- und Hergeschiebe von Verantwortung; da sagt der AKH-Direktor, er
weiß nichts, und da sagt die Uniklinik: Ich muss Ihnen nichts sagen. Das sind
Zustände, die Sie ja wohl wirklich nicht dulden können.
Das negative Beispiel mit der Therapie für übergewichtige Kinder habe
ich Ihnen schon erläutert. Es passt aber ins Bild der anderen Vorkommnisse im
AKH, mit denen wir uns in den letzten Monaten beschäftigen mussten.
Da hat der Rechnungshof einen
Bericht zum Institut für Pathologie vorgelegt, Sie haben das vielleicht
mitverfolgt. Am Institut für Pathologie betreibt der Leiter des Instituts eine
Privatordination, in der 24 Ärzte und
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