Gemeinderat,
8. Sitzung vom 24.04.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 57
Ärztinnen aus dem Institut ebenfalls beschäftigt sind; offensichtlich
ist dort alles vermeintlich vereinbar. Der Rechnungshof hat festgestellt, dass
dieses Institut, diese private Ordination eine Größe und einen fachlichen und
quantitativen Umfang angenommen hat, wie dies einer universitären Einrichtung
entspricht. Man hat es zugelassen und lässt es nach wie vor zu, dass dort die
Ärzte und Ärztinnen sozusagen unter der Leitung ihres Vorgesetzten im AKH im
Privatbereich munter die gleiche Arbeit erledigen, wie sie im AKH anfällt, dass
sie Großaufträge von Krankenhäusern im Burgenland und in Wien haben, dass sie
mit dieser Leistung ihre eigene Institution massiv konkurrenzieren und dass im
Rahmen der Regelung der Dienstzeit auch in keinem Fall sichergestellt ist, dass
die Ärzte und Ärztinnen sowie der Vorgesetze immer im Hause sind und ihre
Leistung für die Allgemeinheit erbringen, wenn sie das sollten.
Zustände wie diese motivieren die Stadträtin aber nicht, die Dinge
abzustellen. Sie zuckt mit den Schultern und sagt: Tut uns Leid, fürs
Uni-Personal ist eben der Rektor zuständig; und der AKH-Direktor weiß von
nichts. Wenn Sie es zulassen, dass das AKH, das Flaggschiff der
Gesundheitsversorgung und der Spitzenmedizin in Wien, so verwendet und - ich
würde, wenn ich den Rechnungshofbericht richtig lese, dieses Wort verwenden -
ausgenützt wird, in den Ressourcen, die der Allgemeinheit zur Verfügung stehen,
wenn Sie das zulassen, dann sind Sie dafür auch politisch zur Verantwortung zu
ziehen.
Frau Stadträtin! Sie sollten schon wissen, dass es im AKH so zugeht.
Denn Sie haben schon vor einem Jahr im Ausschuss einen Kontrollamtsbericht
diskutiert, der Ungereimtheiten hinsichtlich der Gebarung mit diesen
Aktivitäten für Dritte aufzeigte. Diese Ambulanzgebarung war Gegenstand eines
kritischen, besorgniserregenden Kontrollamtsberichtes.
Da wurde festgestellt, dass erbrachte Leistungen uneinheitlich und
unvollständig dokumentiert werden, dass nur 19 Prozent der
spitalsambulanten Leistungen überhaupt im System erfasst werden, dass es keine
Aussage darüber geben kann, wer welche Einsendungen macht und was dafür bezahlt
wird. Man hat Subsysteme in der EDV installiert, die eine routinemäßige
Kontrolle nicht ermöglicht haben. Das muss man sich einmal vorstellen: Das AKH
wusste nicht, welche Leistungen für Dritte dort erbracht werden, wer was
einsendet, wer was bezahlt oder vielleicht auch nicht bezahlt, denn die
Regelkreise haben nicht im Gesamtsystem geendet! Manche Belege wurden überhaupt
nur händisch verrechnet. Man hat auf diese Weise nur 19 Prozent dieser
Leistungen erfasst, und man weiß nicht, ob alle Selbstzahler überhaupt die
Leistungen mit Rechnungslegung beglichen haben.
Das heißt, die Struktur im AKH lädt in eine Grauzone ein, in der nicht
klar ist, welche Aufgaben für das Haus erbracht werden und wo Leistungen für
die eigene Honorarerzielung erledigt werden. Wenn Sie nun im AKH ein
Privatspital etablieren, dann wird sich herausstellen, dass man nicht einmal
mehr durch die schiere Abwesenheit der Ärzteschaft feststellen kann, ob jemand
für das Haus arbeitet. Denn er wird ja dann im Hause sein, und weil wir keine
Dienstzeit einfordern und keine Sicherstellung darüber fordern, welche Honorare
von wem wofür eingehoben werden, wird die Möglichkeit, dort auf private
Interessen unter Ausnutzung der öffentlichen Ressourcen abzuzielen, ausgebaut
und intensiviert, statt dass man das abstellt.
Frau Stadträtin! Wir fordern Sie auf, sich nicht durch weitere
Auslagerung Ihrer politischen Funktionen zu entledigen. Wir fordern Sie auf,
dass Sie dort, wo klar ist, dass es Missstände gibt, sich nicht nur darauf
beziehen zu sagen: Ich habe es eh abgestellt.
Denn wenn man die Kindermedizin anschaut, dann muss man Ihre Bilanz
sehr, sehr kritisch betrachten, Frau Stadträtin. Sie haben zum Beispiel
versprochen, dass eine Ordination eines Kinderarztes am Wochenende die
Ambulanzen entlasten wird; ein Kinderarzt oder eine Kinderärztin soll außerhalb
der Ambulanzzeiten des AKH an Wochenenden für Entlastung sorgen. Die
Bevölkerung hat diese Botschaft gehört, und sie hat ihr geglaubt. Faktisch ist
es so, dass die Ambulanzen mehr denn je überlaufen werden - nur der Kinderarzt
ist nicht da, Frau Stadträtin! Es war eine große Versprechung, sie wurde nicht
eingelöst; bis heute gibt es keinen Kinderarzt, der im AKH ordiniert.
Nebenbei ist das AKH der schlechteste Ort für die an sich sinnvolle
Kooperation zwischen niedergelassenem und ambulantem Bereich. Denn wir wollen
ja nicht, dass die banalen Erkrankungen verstärkt ins AKH kommen, sondern wir
wollen, dass sie möglichst außerhalb, also in den anderen Häusern, erledigt
werden, damit die Spitzenmedizin nicht durch banale grippale Infekte und so
weiter blockiert wird. Daher hätte sich ein anderes Haus wesentlich eher dafür
angeboten. Aber es ist ohnehin gleichgültig, denn es gibt ihn ja gar nicht, den
Kinderarzt, den Sie der Bevölkerung fürs AKH versprochen haben.
Sie haben rund um diese ärgerliche und schlimme Sache mit dem
Versorgungsprogramm für übergewichtige Kinder gesagt, dass Sie die Zustände
abgestellt haben. Sie haben auch das Programm abgestellt, Frau Stadträtin! Das
ist der wahre Skandal, dass Sie sagen: Das findet heute eh nicht mehr statt.
Jetzt gehen die Eltern, die mit ihren Kindern diese Probleme haben - und das
ist ein sehr massives, ein wachsendes Problem, ich habe mit Ärzten und
Ärztinnen darüber gesprochen: Bei Kindern, die schon mit 14 Jahren
110 Kilo auf die Waage bringen, weiß man, dass die Folgekosten groß sein
werden, weil das eine massive Belastung für den Bewegungsapparat ist, für den
Stoffwechsel und so weiter und so fort. Es ist nicht zuletzt auch ein Problem
der Ausgrenzung, wenn Kinder so übergewichtig sind.
Sie haben nicht etwa die einzige
Konsequenz gezogen, die sinnvoll wäre: Dass man sagt, das Programm ist wichtig,
das Programm wird ausgebaut und ist selbstverständlich gratis, kostenfrei für
die Eltern und für die Kinder. Nein, das haben Sie nicht gemacht. Das Programm
ist abgewandert, es wird jetzt, sozusagen ohne das Deckmäntelchen der
kommunalen Versorgung, in Privatordinationen und/oder im Rudolfinerhaus
durchgeführt,
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