Gemeinderat,
12. Sitzung vom 05.10.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 83
einzelnen Bereiche einfach durch!
Zudem schwächt dieser Organisationsplan unserer
Meinung nach wichtige Bereiche, insbesondere, was die Versorgung von Kindern
betrifft. So birgt die Eingliederung des St Anna-Kinderspitals, wie sie jetzt
geplant ist, die Gefahr der Vereinnahmung des St Anna-Kinderspitals in
seinen Aufgaben und ist als bedrohlicher Verlust für dessen Unabhängigkeit zu
werten. Auch die Eingliederung der Allgemeinen Pädiatrie in die Neonatologie
halten wir für kein modernes zukunftsweisendes Konzept, da sich an anderen
Universitätskliniken in Österreich die Spezialisierung als sinnvoll und gut
erwiesen hat. Weiters fehlt uns die Gliederung in die Subspezialitäten,
insbesondere für seltene Erkrankungen in der Pädiatrie. Diese ist längst
eingefordert, bleibt aber in dieser Organisationsänderung aus.
Die Situation Medizinische Universität –
Allgemeines Krankenhaus macht es offensichtlich für die einzelnen Akteure und
Akteurinnen möglich zu agieren, wie sie gerade wollen. Und das ist vor allem
dort ein Problem, wo die Versorgung der Patienten und Patientinnen darunter
leidet. – Ich möchte Ihnen jetzt das eine oder andere Beispiel dafür
geben, was wir damit meinen.
Wir haben in diesem Zusammenhang hier schon einmal
ausführlich über die Betreuung fettleibiger Kinder diskutiert, und ich hatte
den Eindruck, dass es Konsequenzen haben wird und gewisse Dinge abgestellt
werden, wenn man einmal ordentlich auf den Putz haut und die Missstände
aufzeigt. – Dem ist aber leider nicht so! Es bleibt weiterhin bei diesem
Verantwortungsmix zwischen AKH und MUW, bei dem die Patientinnen und Patienten
übrig bleiben, und zwar deshalb, weil es offensichtlich keine Führung gibt, die
dem Personal dort auf die Finger schaut, wo offensichtlich Einzelne tun, was
sie wollen, ohne hiefür die notwendige Autorisierung seitens ihrer Vorgesetzten
zu haben.
Erinnern Sie sich an das Beispiel adipöser Kinder: Da
wurde sozial schwachen Familien und auch allen anderen für eine dringend
notwendige Versorgung von Kindern Geld abgenommen, die schon im medizinischen
Sinne unter ihrem Übergewicht leiden und deren Versorgung uns allen ein
Anliegen sein müsste.
Nachdem ich das öffentlich sehr stark kritisiert
habe, hat man zugesagt, dass all jenen Familien, die da unrechtmäßig durch die
MUW und das AKH zur Kasse gebeten wurden, das Geld zurückbezahlt wird. –
Faktum ist jedoch, dass das nur in jenen Fällen erfolgt ist, in welchen man die
Rückzahlung mit zusätzlichem nachhaltigem, politisch begleitetem Druck eingeklagt
hat.
Jetzt im Sommer hat mich ein Schreiben erreicht, das
sehr symptomatisch für die Situation ist: Eine junge Frau, die an erheblichem
Übergewicht leidet, schreibt, wie es ihr ergangen ist, als sie das Geld
zurückgefordert hat. – Sie schreibt mir, dass sie in der “Presse“ einen
Artikel über Fettleibigkeit gelesen hat und dass sie, nachdem sie selbst an
einem Spezialprogramm teilgenommen hat, dafür im Jahr 3 600 EUR
bezahlt hat. Nehmen Sie sich diese Summe einmal vor, und rechnen Sie sie ins
alte Geld um! Das sind 50 000 ATS für eine Familie, in der die Mutter
Alleinerzieherin ist!
Der Leidensdruck, für das eigene Kind etwas zu tun,
war sehr groß, denn der Bodymaßindex betrug bei dem Mädchen 40, und es musste
dringend auch aus medizinischen Gründen abnehmen. Die junge Frau hat dann an
das AKH in der Hoffnung geschrieben, dass diese Summe endlich zurückbezahlt
wird. Man hat ihr jedoch mitgeteilt, dass nicht etwa das AKH, sondern die
Medizinische Universität als Veranstalter dieses Programms zuständig wäre und das
AKH daher die Unterlagen weiterleiten würde.
Ich zitiere jetzt aus dem Schreiben, das mir
zugegangen ist: „Aber als wir die Einzahlungsbestätigung nachbrachten, ging das
Schreiben weiter an den Rektor Univ Prof Schütz, und der schrieb, dass die
MedUni Wien beziehungsweise die Kinderheilkunde in keiner Verbindung stand, und
auch die Gelder wurden nicht auf ein Konto der Uniklinik überwiesen. Aber wir
dachten, es gehört alles zusammen. Ich habe alle meine Behandlungen und Termine
in der Uniklinik für Kinder- und Jugendheilkunde wahrgenommen. Am Anfang musste
ich einen Krankenschein bringen, und die Blutabnahme musste ich in einem Labor
machen und in die Uniklinik mitbringen.“
Weiter schreibt die junge Frau: „Wir nehmen aber an,
dass dieses Konto und der Verein nur zu diesem Zweck gedient haben, um eben die
Verantwortung nicht auf das AKH zu lenken. Wahrheitsgetreu sage ich nochmals,
dass alle Therapien an der Uniklinik stattgefunden haben. Das Programm sowie
den Schriftverkehr mit dem AKH lege ich bei."
Stellen Sie sich das einmal vor! Da ist eine junge
Frau, die sich wirklich in einer schweren psychischen und physischen
Belastungssituation befindet. Sie wendet sich ans AKH und meint, dass sie dort
gut behandelt wird, stellt dann aber fest, dass sie gar nicht vom AKH selbst,
sondern von einem Verein für optimales Gewichtsmanagement betreut worden ist!
Die Medizinische Universität schreibt an die junge
Dame, die um Rückerstattung des Geldes ersucht hatte: „Mit 14.6.2006 stellten
Sie den Antrag auf Refundierung von Mitteln, die Ihnen auf Grund der Teilnahme
an einem Spezialprogramm für Fettleibigkeit, welches von einem Verein für
optimales Gewichtsmanagement durchgeführt wurde, im Jahr 2003 erwachsen sind.“
In weiterer Folge stellt der Rektor fest: „Als Gesamtrechtsnachfolgerin der
teilrechtsfähigen Einrichtungen der seinerzeitigen Medizinischen Fakultät der
Medizinuniversität Wien werden von dieser auch all jene Kosten refundiert, die
auf ein Konto der Uniklinik eingegangen sind. Mit dem Verein für optimales Gewichtsmanagement,
der offenbar ein anderes Programm gegen Fettleibigkeit durchführte, stand die
MedUni Wien jedoch zu keiner Zeit in Verbindung. Wir bedauern daher, Ihnen die
Mittel nicht rücküberweisen zu können.“
Das ist eine interessante Aussage
angesichts des Umstands, dass die junge Frau eine Broschüre ausgehändigt
bekommen hat, in der vom “Optifast 800 – Junior Programm“ die Rede ist und
in deren Subzeile steht: „Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde,
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