Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 49 von 108
Budgetverhandlungen verlangt hat, relativ rasch
erkennen müssen, dass die Finanzen des Bundes in Ordnung sind und dass darauf
aufgebaut werden kann. (Zwischenruf von
GR Mag Thomas Reindl.) Es ist ganz einfach sehr wesentlich, Kollege
Reindl, dass wir das Wirtschaftswachstum erhalten, weil es insbesondere für die
Arbeitnehmer und Arbeitgeber von äußerstem Vorteil ist, wenn wir weiterhin ein
solches Wirtschaftswachstum haben. Wien ist nicht, wie Sie in Ihrem Vorwort
sagen, der Motor der Wirtschaft. Vielmehr liegt Wien bei der Wertschöpfung, wir
wissen es, im unteren Drittel. Es wäre aber sehr wichtig, wenn wir dieser Motor
wären!
In einer Pressekonferenz am 24. Oktober, Herr
Vizebürgermeister, haben Sie auch erwähnt, dass man Chancen der Ostöffnung
bestens nütze und nützen müsse, damit die Vienna Region und auch das Twin
City-Konzept wirklich zu weiterem Erfolg durchstarten können. Das
Wirtschaftswachstum ist natürlich in dieser Region größer und die Wiener und
die ganze österreichische Wirtschaft können und müssen davon profitieren.
Meine Damen und Herren! Ich darf ergänzen: Wien ist
natürlich die Stadt der Headquarters der Betriebe, der Industriebetriebsstandorte
beziehungsweise der Banken. Wien ist Bankenhauptstadt, und auf den Fokus Wien
blickt die ganze internationale Wirtschafts- und Finanzwelt.
Meine Damen und Herren! Allerdings war der
30. Oktober 2006 für den Wirtschaftsstandort sicherlich kein sehr
glücklicher Tag. – Die ÖVP bekennt sich zu Transparenz und Kontrolle.
Untersuchungsausschüsse des Nationalrates sind bedeutende Instrumente der
parlamentarischen Demokratie und Kontrolle, die insbesondere die Aufgabe haben,
politische Verantwortung zu untersuchen und zu klären. Und sicherlich müssen
auch Kontrollinstanzen wie zum Beispiel die Finanzmarktaufsicht kontrolliert
und immer wieder evaluiert werden, damit effizient gearbeitet werden kann. Aber
Untersuchungsaufträge dürfen nicht letztlich zu Vorverurteilungen,
Unterstellungen, Rufschädigung oder kreditschädigenden Aussagen verwendet
werden. (GR Ernst Nevrivy: Das
entscheiden Sie!) Das entscheiden nicht nur wir, sehr geehrter Herr
Kollege! Sie werden gleich von mir hören, wie viele prominente Wirtschaftsfachleute,
Wirtschaftstreibende und Generaldirektoren von Betrieben ihre Meinung geäußert
haben, dass der Untersuchungsausschuss betreffend Finanzmarktaufsicht BAWAG,
Hypo Alpe Adria und weitere Finanzdienstleister dem Renommee und dem Ruf des
Standortes Wien sozusagen nicht zum Vorteil gelangt, sondern diese über alle
Maßen ins Zwielicht bringt. Wenn Formulierungen verwendet werden und behauptet
wird, dass von den Banken eine Verschleierung von Eigentumsverhältnissen
vorgenommen wird und fragwürdige Kundenbeziehungen eingegangen wurden, ist das
sicherlich für uns nicht günstig! Und wenn den Betrieben sogar die Begünstigung
von groß angelegter Geldwäsche unterstellt wird, dann ist das meiner Meinung
nach eine Vorgangsweise, die wir nicht brauchen! (Beifall bei der ÖVP.)
Ich darf daher mit meinem Kollegen Alexander Neuhuber
folgenden Beschluss- und Resolutionsantrag gemäß § 27 der Geschäftsordnung
einbringen:
„Der Wiener Gemeinderat bekennt sich mit Stolz zu den
wirtschaftlichen Erfolgen der heimischen Banken, insbesondere jener
Geldinstitute, die auf Grund ihrer ökonomischen Leistungskraft und
unternehmerischen Entscheidungsstärke erfolgreich in die osteuropäischen Länder
exportiert haben. Diese Erfolge haben nicht zuletzt den heimischen Arbeitsmarkt
gestärkt und Wien zu einem international anerkannten Bankplatz gemacht. Der
Wiener Gemeinderat distanziert sich im Interesse des Wirtschafts- und
Arbeitsplatzstandortes Wien entschieden und mit aller Deutlichkeit von den in
der oben stehenden Begründung genannten unhaltbaren, unterstellenden und den
Wirtschafts- und Bankenstandort Wien gefährdenden Bestimmungen des Prüfantrages
betreffend den Untersuchungsausschuss Finanzmarktaufsicht, BAWAG, Hypo Alpe
Adria und weitere Finanzdienstleister.
In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige
Abstimmung.“ (Beifall bei der ÖVP. –
GR Mag Wolfgang Jung: Das ist eine Minderheitenfeststellung!)
Das ist keine Minderheitenfeststellung, Herr Kollege!
Ich glaube, es ist in der Wirtschaft ein relativ anerkannter Standpunkt, dass
der Ruf unserer Betriebe und Banken hier nicht mutwillig in Mitleidenschaft
gezogen werden soll!
Meine Damen und Herren! Eine weitere Erfolgsstory der
österreichischen Wirtschaft sind die Exporte. Heuer wird Österreich um über
100 Milliarden EUR exportieren, das ist ein neuer Erfolg für
28 000 Exporteure. Und dieser Erfolg ist natürlich auch ein Erfolg der
Wirtschafts- und Finanzpolitik der vorigen Regierung.
Meine Damen und Herren! Ich darf an dieser Stelle
einen weiteren Antrag einbringen, in dem wir die Beibehaltung der so genannten
Gruppenbesteuerung fordern, die ein wesentliches Element der Steuerreform zur
Stärkung des heimischen Wirtschaftsstandortes ist. Gerade an diesem Punkt geben
wir jenen 28 000 Betrieben steuerliche Hilfe und setzen wirklich
Maßnahmen, dass diese Exporte durchgeführt werden können. Finanzstadtrat Sepp
Rieder hat selbst in einer Anfragebeantwortung im März dieses Jahres
ausgedrückt, dass er die Gruppenbesteuerung für sehr richtig empfindet, und ich
glaube, es wäre daher notwendig, dass die neue Bundesregierung diesen Weg
weiterhin beschreitet.
Ich darf daher folgenden Beschlussantrag gemäß
§ 27 einbringen:
„Der Wiener Gemeinderat bekennt sich zur
österreichischen Gruppenbesteuerung als einem wesentlichen Element der
Steuerreform zur Sicherung und Stärkung des Unternehmerstandortes Österreichs.
Nicht zuletzt die Headquarter-Funktion Wiens könnte durch die
Gruppenbesteuerung attraktiviert werden. Die künftige österreichische Bundesregierung
ist aufgefordert, an der Gruppenbesteuerung als einem wesentlichen Element der
Steuerreform 2005 festzuhalten. – In formeller Hinsicht wird die sofortige
Abstimmung beantragt.“ (Beifall bei der
ÖVP.)
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