«  1  »

 

Gemeinderat, 16. Sitzung vom 15.12.2006, Wörtliches Protokoll  -  Seite 24 von 129

 

2011/2012/2013 realisiert wird, wird man nämlich vor allem im 4. Bezirk sehr wohl Garagen brauchen. Darüber brauchen wir gar nicht zu diskutieren!

 

Überall dort, wo so etwas in Wien abgelehnt wurde, sind nämlich innerhalb von drei Monaten alle Bürger gekommen und haben gesagt: Wo stellen wir unser Auto jetzt hin? Jetzt haben wir keine Garage! Der Grund dafür war, dass das Abstimmungsverfahren der Stadt Wien leider nicht optimal gelaufen ist. Herr Stadtrat! Ich höre, dass dieses Verfahren jetzt geändert beziehungsweise insofern etwas verbessert wurde, als in Zukunft nur jene Anrainer im Umkreis von 300 m abstimmen sollen, die fünf Jahre in Österreich wohnen, die fünf Jahre hier sind und für fünf Jahre eine Aufenthaltsgenehmigung haben. Das halte ich für sehr vernünftig, denn dann stimmen tatsächlich nur jene Leute ab, die den Inhalt dieser Resolutionen auch verstehen.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir werden uns dann anhand des Flächenwidmungsplanes noch einmal kurz mit einigen anderen Problemen beschäftigen. Dann möchte ich auch auf das Problem Meidling eingehen. Meidling ist zwar nicht sehr betroffen vom Zentralbahnhof, spielt aber eine ganz maßgebliche Rolle zur Realisierung, und damit werde ich mich dann noch kurz auseinandersetzen. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr Mag Chorherr hat sich gemeldet. – Ich erteile ihm das Wort.

 

GR Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub im Rathaus): Meine Damen und Herren!

 

Zu diesem wirklich wichtigen Projekt möchte ich meinen Vorredner, Herrn Hora, kurz zitieren, seine Rede hat mich nämlich ein bisschen an das österreichische Verhältnis zu den Schifahrern erinnert: Österreich feiert bei Schirennen nie Siege, sondern immer nur Triumphe, unter Triumphen tun wir es nicht! Und genauso ist es mit dem Bahnhof. Warum bauen wir nicht einen ordentlichen Bahnhof? Warum muss man sich immer so aufblasen und behaupten, die wichtigste europäische Drehscheibe zu bauen?

 

Es wäre doch auch ganz okay, zu sagen, dass wir einen wirklich ordentlichen Bahnhof bauen! Aber irgendwie haben wir es mit dem Größenwahn: Wenn wir nichts zusammenbringen, dann wird es zum Triumph, und die simpelsten Dinge kann man nicht einmal entscheiden, und das ist nicht das Nebensächliche.

 

Herr Hora! Stellen Sie sich vor, Sie haben ein Kind bekommen, und obwohl es schon jahrelang auf der Welt ist, sagen Sie: Wie es heißt? – Nun ja: Seppi oder vielleicht Fritzi oder doch Peter oder irgendwie halt. – Ich bin mir nicht ganz sicher, wenn ich jetzt ganz geschwind jeden von Ihnen auffordere, ohne nachzudenken zu sagen, wie denn das Projekt heißt, das wir heute historisch beschließen, ob es alle aufschreiben können!

 

Wie wäre es, wenn Sie heute in Ihre Sektion gehen und sagen: Wir haben heute einen wichtigen Zentralbahnhof beschlossen? Das wäre doch etwas! Aber nein! Da denkt man kurz nach und sagt: Das heißt „Wien-Europa Mitte“! – Stellen Sie sich diese Verwirrnuss einmal in der Praxis vor! „Wien Mitte“ haben wir schon, Sie stiften also nur Verwirrung. Machen Sie doch ein paar simple Dinge!

 

Jetzt kommt noch ein Redner heraus. Ich schlage vor: Nennen wir das Ganze doch entweder „Hauptbahnhof“ oder „Zentralbahnhof“! Nennen wir es jedenfalls irgendwie normal, aber hören wir auf, uns aufzublasen, als wäre es mehr oder etwas anderes! (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Ein zweiter Punkt: Ich halte das in der Tat für ein wichtiges und auch sinnvolles Projekt. Ich bin mir aber nicht ganz so sicher, ob die Finanzierung gesichert ist. Ich habe jetzt kurz noch „nachgegoogelt“, und wie das genau mit der Finanzierung der ÖBB ist – das geht nicht die Stadt Wien an –, das ist noch ein bisschen fragwürdig.

 

Außerdem ist Folgendes fragwürdig: Wenn in einigen wenigen Jahren Wienerinnen, Wiener und Wien-Besucher in das erst zu errichtende Gebiet südlich des Gürtels gehen, was sehen sie dort? – Herr Hoch hat gesagt: Das, was Wien wirklich einmalig, hervorstechend und einzigartig macht, ist ein ordentliches Shoppingcenter. – Okay! So viel zu der wichtigsten europäischen Drehscheibe. Wir werden dort also ein Super-Einkaufszentrum bekommen. Soll sein!

 

Dahinter werden wir eine enorme Dichte an Bürobauten haben. Warum ist das so? – Weil es der Herr Stadtrat oder der Masterplan gesagt haben: Ordentlich dicht, wenig Licht, schön hoch, das wollen wir. In der Stadtentwicklung bilden sich immer sozusagen die grundlegenden Kräfte ab, die in einer Stadt wirken. Die ÖBB brauchen viel Geld, damit sie den Bahnhof verwirklichen können. Wie erzielt ein internationaler Investor viel Geld? – Indem er die Schrauben ordentlich anzieht und möglichst viele Quadratmeter herausquetscht. Früher habe ich geglaubt, die ÖBB sind dafür da, dass sie Bahnhöfe und Schienen bauen. Bei diesem Projekt ließ ich mich eines Besseren belehren: Die ÖBB sind nicht dazu da! Die ÖBB machen andere Dinge! Sie sind offenbar dazu da, um Gründe bestmöglich zu verwerten, damit sie so nebenbei einen Bahnhof finanzieren können. Das sagt doch etwas über unsere Zeit aus, wenn das dann dort auf einem großen Schild in den dunklen Schluchten nördlich und südlich des historischen Einkaufszentrums Wien-Europa Mitte steht! Das wäre doch ein Name für das Einkaufszentrum! Nennen wir den Zentralbahnhof doch „Einkaufszentrum Wien-Europa Mitte“! Wenn man in diesen dunklen Straßenschluchten dann herumgeht, dann kann man lesen: Grundstücksspekulation der ÖBB.

 

Schön wäre es, wenn ich mir etwas wünschen dürfte! Das ist ja in der Tat eine wichtige Stadtentwicklung, immerhin sind es 55 Hektar. Wie wäre es, wenn man – Stichwort Klimawandel – sich dazu entschlösse, dass vor allem die Bürobauten dort jetzt im Passivhausstandard gebaut werden! Im Masterplan steht jetzt zwar nicht, dass das angestrebt wird. Wie aber soll sichergestellt werden, dass dort etwas in Richtung Klimawandel gemacht wird? – Dazu möchte ich zum Abschluss erwähnen: Der Klimawandel wird nicht auf internationalen

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular