Gemeinderat,
16. Sitzung vom 15.12.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 129
ausgewählten Entwurf wird anschließend die Flächenwidmungs- und Bebauungsplanänderung vorgenommen.“
Meine Damen und Herren! Zur Entwicklung von
14 000 m² wird ein städtebauliches Expertenverfahren durchgeführt,
wir berufen dafür eine Jury ein, und darauf aufbauend werden dann der
Flächenwidmungs- und Bebauungsplan geändert. Beim Steinhof hingegen läuft die
ganze Geschichte vollkommen umgekehrt. Es geht allerdings um das Tausendfache
an Entwicklung. Es geht darum, dass wir dort ein kulturhistorisches Erbe zu
verteidigen haben, mit dem wir in Zukunft schonungsvoll umgehen sollen. Und es
geht darum, dass wir dieses Gebiet auch im Einklang mit der gesamten
Infrastruktur entwickeln, also mit der Verkehrsinfrastruktur, der
Lebensmittelversorgung, der öffentlichen Verkehrsanbindung et cetera.
Wenn es der Stadt Wien passt, dann machen wir bei so
kleinen Projekten eine ordentliche Entwicklung. Aber dann, wenn man
offensichtlich keine Zeit hat, weil man das Geld sehr rasch braucht, dann gehen
wir den umgekehrten Weg. Und das lehnen wir eindeutig ab! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Es ist nun knapp 100 Jahre
her, dass Otto Wagner die Spitalsgründe errichtet und fertiggestellt hat. Am
1. Oktober konnten wir die Neueröffnung der renovierten Kirche am Steinhof
feiern. Nächstes Jahr wird das 100-jährige Jubiläum gefeiert. Und der Bürgermeister
hat versprochen, das Kulturgut dort zu sichern. Er hat dabei aber
offensichtlich vergessen, dass seine beiden Stadträte Brauner und Schicker
schon zu Beginn dieses Jahres ein Transparent mit einem Flächenwidmungsplan
ausgerollt hatten, auf dem gestanden ist: Das Gebiet wird neu entwickelt, und
wir bauen Luxuswohnungen dort hin. – Das passt übrigens zum heurigen Wort
des Jahres: „Penthäuser-Sozialismus“. Ist glaube, das ist gestern zum Wort des
Jahres gemacht worden, und das passt eindeutig auch zum Steinhof, wenn es bei
den Luxuswohnungen bleibt, die StR Schicker und StRin Brauner angekündigt
haben!
Vier Monate später hat Kollege Schieder, nunmehr im
Nationalrat, bei einer Bürgerversammlung angekündigt: Es gibt keine
Luxuswohnungen, sondern Sozialwohnungen. Die Luxuswohnungen wurden in der
Bezirkszeitung angekündigt. (GR Christian
Oxonitsch: Zeigen Sie mir das!) Das kann ich Ihnen zeigen, Kollege
Oxonitsch! Ende April wurde im Bezirksjournal angekündigt, dass dort
Luxuswohnungen errichtet werden sollen. Das ist keine Erfindung!
Wir kommen danach in das andere Extrem. (GR Christian Oxonitsch: Zeigen Sie mir das
Zitat!) Der Begriff Penthäuser-Sozialismus in diesem Zusammenhang kommt von
mir, das habe ich jetzt im Hinblick auf die Wohnungen gesagt. Das haben nicht
die beiden Stadträte gesagt. Das gestehe ich zu, keine Frage!
Nun heißt es aber auf einmal, dass es Sozialwohnungen
werden sollen! Auch das ist mit dem Gebiet dort wahrscheinlich nicht
100-prozentig verträglich! In dem jetzigen Plandokument ist in der gesamten
Struktur nicht enthalten, wie die zukünftige Wegestruktur des Gebietes aussieht
und wie in Zukunft gesichert wird, dass das Gesamtensemble des
Otto-Wagner-Spitals erhalten bleibt. Das ist in diesem Flächenwidmungsplan
nicht gesichert. Der Protest der Oppositionsparteien, der ÖVP, der GRÜNEN und
der Bürgerparteien sowie der Bürger hat aber jedenfalls dazu geführt, dass Sie
die Verbauung des Grünlandes östlich und westlich vom Steinhof nunmehr und für
die Zukunft verhindert haben Das gestehe ich Ihnen zu, dafür bedanke ich mich
und das anerkenne ich, und ich denke, dass das auch die GRÜNEN anerkennen! Das
war ein wertvoller Schritt in der Entwicklung dieses Flächenwidmungsplanes.
Weitere Stellungnahmen, die eingegangen sind, wurden
jedoch nicht weiterverarbeitet, wiewohl dieses Plandokument in dieser
Legislaturperiode mehr Stellungnahmen erhielt als irgendein anderes. Über
2 000 Einsprüche wurden von Seiten der Bürger gegen dieses Plandokument
abgegeben. Der Effekt am Ende des Tages, als die Bürgerversammlung
abgeschlossen war und dann drei Monate benötigt wurden, in denen es im
Ausschuss gelegen ist, war jedoch, dass wir letztlich keine Änderung
vorgefunden haben, außer dem, was schon bei der Bürgerversammlung gemacht
wurde. Ist das Ihrer Meinung nach wirklich ein Ernstnehmen der Anliegen der
Bürger? Wir sind jedenfalls nicht dieser Meinung! 2 000 Einsprüche
hätten sich einen anderen Flächenwidmungsplan verdient!
Meine Damen und Herren! Mehr als
5 000 Unterschriften wurden dafür geleistet. Inständigst wurde
ersucht, dass man dieses Plandokument noch einmal überarbeitet. Es konnte aber
nur erreicht werden, dass das Grünland oben nicht verbaut wird. Es konnte aber
nicht erreicht werden, dass insbesondere in dem Waldstreifen zwischen der Pulmologie
und dem restlichen Spitalsareal eine verträgliche Verbauung gemacht wird. Sie
holzen den Wald dort zu 40 Prozent ab. Es konnte nicht erreicht werden,
dass die Verbauung zwischen den Pavillons auf das nötige Ausmaß reduziert wird,
dass nämlich nur die Baufluchtlinien so gestaltet werden, dass man die
entsprechenden Zubauten und Anbauten für die Sicherung des
Behindertentransports ermöglicht.
Im Gegenteil: Mit der Bestimmung, die Sie aufgenommen
haben, wäre ein Haus mit 100 mal 30 m Grundfläche mit maximal 9 m
Höhe mit zusätzlich 60 Wohnungen innerhalb des Gesamtensembles möglich.
Meine Damen und Herren! Das kommt aus der Sicht der ÖVP nicht in Frage! (Beifall
bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren von der Regierungsfraktion! Es
ist mir eben leider zu wenig, wenn Sie ständig sagen, dass Sie das sowieso
nicht vorhaben. Dann frage ich mich: Warum ändern Sie das nicht im
Flächenwidmungsplan? Warum schreiben Sie das nicht hinein?
Deswegen, um Ihnen
noch einmal eine Möglichkeit zu geben, das auch wirklich zu tun, stellen wir
einen Abänderungsantrag zum Flächenwidmungsplan, in dem wir Sie ersuchen, die
mit 5 Prozent angegebene Bebaubarkeit der Grünflächen zwischen den
Pavillons in Form
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