Gemeinderat,
16. Sitzung vom 15.12.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 71 von 129
vergangenen sechs Wochen, nein mehr, in den vergangenen sieben Wochen,
seitdem die Asfinag die
Möglichkeit hat, die nötigen Bohrungen durchzuführen, viel Zeit dafür
verwendet, Rechtsgutachten zu finden, nach denen ausschließlich die Asfinag zuständig ist, dass gebohrt
wird und dass sie sich selbst helfen muss. Das, was ich vermisse, ist, dass Sie
sich in den sieben Wochen die Mühe gemacht hätten zu überlegen: Wie können wir
es gemeinsam schaffen? Wie können wir es mit denen schaffen, die vielleicht
dasselbe Interesse haben wie wir? Aber Sie haben sich offensichtlich
zurückgelehnt, haben die Rechtsjuristen arbeiten lassen und sagen den Juristen:
Überlegen wir uns doch, wie wäre es möglich, dass die Bohrungen gar nicht
notwendig sind. Darauf läuft es jetzt hinaus. Das ist des Pudels Kern. (Bgm
Dr Michael Häupl: Ein Jurist wird die Frage nie beantworten! Das müssen
Techniker beantworten!)
Das ist vollkommen richtig, dass die Frage nicht ein
Jurist beantwortet, aber Sie haben als Erster sozusagen die Juristen damit
befasst: Überlegt euch, wie könnten wir das machen und wäre das rechtlich auch
möglich. (Bgm Dr Michael Häupl: Woher
wissen Sie das?) Wäre das, wenn es natürlich technisch möglich ist,
machbar? (Zwischenruf von GR Franz Ekkamp.) Okay. Sie waren
wahrscheinlich nicht dabei bei der Versammlung, bei der folgende Erklärung
verabschiedet worden ist. Sie waren sicher nicht dabei, und daher können Sie es
auch nicht wissen, das ist mir schon vollkommen klar. Ich muss jetzt nur diese
Erklärung finden. (Der Redner sucht etwas
in seinen Unterlagen.) Egal.
Es gab eine Zusammenkunft der Bürgermeister der
Umlandgemeinden und der Vorsteher von Donaustadt und Floridsdorf, mit denen Sie
vielleicht doch irgendwas gemein haben, bei der sie erklärt haben, dass der Bau
der S1 rasch zu realisieren wäre. Bei dieser Veranstaltung war auch der
Stadtbaudirektor Weber anwesend, und bei dieser Veranstaltung wurde auch die
Frage erörtert: Kann es nicht ohne Bohrungen gehen? Ich gehe einmal davon aus,
dass Stadtbaudirektor Weber das nicht ohne irgendein Zutun der Verantwortlichen
der Stadt Wien getan hat.
Das heißt, Sie haben die letzten Wochen dafür
verwendet, zu schauen, wie kommen wir aus der Geschichte raus, indem wir nichts
tun und indem wir es vielleicht schaffen können, dass wir der Asfinag erklären, fangt einmal an zu
bauen, und dann schauen wir, wie wir weiterkommen.
Meine Damen und Herren! Wenn innerhalb der nächsten
vier Wochen die Asfinag nicht
beginnen kann, die Bohrungen vorzunehmen, dann schafft sie das vorgegebene
Programm, nämlich das innerhalb von sechs Wochen bis zum 22. März
abzuschließen, nicht mehr. Das bedeutet, dass wir jedenfalls eine weitere
Verzögerung von einem Jahr für die Realisierung der Nordostumfahrung haben.
Ich bitte Sie daher, unsere Dringliche Anfrage auch
dahin zu verstehen, dass es uns wichtig ist, dass das, wozu sich die Stadt Wien
gemeinsam mit dem Bund, konkret in den Personen des Vizekanzlers Gorbach, des
Bgm Häupl, des StR Schicker, des Vorstandes der Asfinag, vor einem Jahr verpflichtet hat, auch durchgesetzt
wird. Wozu anders, könnte man meinen, ist ein Politiker denn verpflichtet: Dass
die Verträge, die er ausgemacht hat, auch eingehalten werden, denn schon ein
alter lateinischer Spruch lautet: Pacta sunt servanda. Und das, meine Damen und
Herren, Herr Bürgermeister, erwarte ich mir auch von der Regierungspartei SPÖ in
Wien. (Beifall bei der ÖVP.)
Die
Frage ist nämlich, ob Ihr Bekenntnis zum Regionenring vielleicht nur ein
Bekenntnis am Sonntag ist. Denn anders ist es nicht zu erklären, dass Sie nun
bereits seit eineinhalb Jahren verhindern, dass die Asfinag die Bohrungen durchführt, die notwendig sind. Oder
ist es Ihnen zweitrangig, wo die Nordostumfahrung im Grunde nun errichtet
werden wird, ob sie innerhalb von Wien errichtet wird oder ob sie vielleicht in
Niederösterreich errichtet wird?
Meine
Damen und Herren! Ich bin sicher, dass die Mehrheit der Wienerinnen und Wiener
es so sieht wie auch viele hier in diesem Saal: Dass das, wozu sich Wien
verpflichtet hat, nämlich den Regionenring rasch zu bauen und weitere Staus in
Wien und um Wien zu vermeiden, auch durchzuführen ist. Ich bin sicher, dass sie
derselben Meinung sind wie wir, die wir diese Meinung hier vertreten.
Meine
Damen und Herren! Eine Regierung wird nicht gewählt, damit sie nichts tut. Der Wähler
erwartet sich von einer Regierung, dass sie das, was sie beschließt, auch
durchsetzt, und vor allem auch das, wozu sie sich verpflichtet hat. Eine
rechtlose Gesellschaft ist keine demokratische. Es ist Teil der
österreichischen Bundesverfassung, dass wir dem Wunsch, der auf rechtmäßigem
Weg zustande gekommen ist, auch zum Durchbruch verhelfen. (Beifall bei der
ÖVP.)
Meine
Damen und Herren! Ihre Haltung in der Frage des verhinderten Bohrbescheides
verlangt nach einer Konsequenz. Wie können wir, wenn Sie es sieben Wochen lang
nicht geschafft haben, die nötigen Genehmigungen zu ermöglichen, davon
ausgehen, dass Sie es in den nächsten Wochen schaffen werden? Wenn wir dieses
Jahr die Bohrungen nicht machen und damit einen weiteren wirtschaftlichen Schaden
für Wien erleiden, nämlich die Verschlechterung der weichen Faktoren, der
Verkehrsinfrastrukturfaktoren, der Lebensqualitätsfaktoren für die
Bezirke 21 und 22 vor allem, aber auch für all diejenigen, die entlang der
Tangente wohnen, so ist die Konsequenz daraus, dass dafür eine Klage notwendig
ist, eine Klage auf Schadenersatz für Wien für den Schaden, den Sie im Bereich
der Wirtschaft zufügen, den Sie im Bereich der Lebensqualität zufügen. Wenn es
nicht anders geht, muss man sich auf diesen Weg konzentrieren.
Sie, meine Damen
und Herren, haben aber wahrscheinlich auch einen Partner, einen stillen
Koalitionspartner in Ihrem Verhalten der Duldung, in Ihrem Verhalten der
Duldung des Nichtstuns, der sich zu Ihrer Linken befindet, ein Partner, dem Sie
wahrscheinlich auch den Bescheid gegeben haben, mit dem die Asfinag
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