Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.01.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 78
Vorsitzender GR Dr
Wolfgang Ulm: Zum Wort gemeldet ist der Klubobmann der ÖVP, Herr
Dr Tschirf. - Bitte schön.
GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Ich werde hier jetzt nicht
auf den bundespolitischen Frust von Freiheitlichen und GRÜNEN eingehen, den wir
wieder einmal gehört haben. Ganz nachvollziehbar ist es nicht, warum sich hier
jetzt gerade die Freiheitlichen in einem Antrag, der uns nicht einmal
zugegangen ist, zu den Studiengebühren äußern. Als Augenzeuge der Situation des
Jahres 2000 weiß ich, dass das damals sehr wohl auch von der
Freiheitlichen Partei durchgetragen wurde. Ich möchte auch darauf hinweisen und
auch meine Kollegin Cortolezis-Schlager wird darauf eingehen, dass der Gedanke
der Studiengebühren ein richtiger, ein wichtiger war und dass man sich hier
etwas getraut hat und von dem sollte man auch nicht zurückgehen, meine sehr
geehrte Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)
Das ist politisches
Kleingeld, was die Freiheitlichen hier versuchen herauszuholen, aber auf das
gehe ich nicht ein. Genauso wenig wie ich mich mit dem Frust der GRÜNEN
beschäftigen möchte, die offensichtlich nachtrauern, dass sie als Wiener GRÜNE
2003 gegen ihren eigenen Bundesvorsitzenden protestiert haben, weil er es
gewagt hatte, in Verhandlungen mit der ÖVP zu treten, um in eine
Bundesregierung einzutreten. Die Zeit ist vorbei. Offensichtlich beginnt da ein
bissel verspätet die Trauerarbeit, aber damit sollen sich die GRÜNEN selbst
beschäftigen. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist heute
ein anderes Thema, nämlich das Thema der Zukunft dieser Stadt. Ich verhehle
nicht, dass ich mir von einer Regierungsumbildung einen Paukenschlag erwartet
hätte. Ich hätte mir erwartet, dass hier herausgegangen wird und klar und
deutlich gesagt wird, was die Themen dieser Stadt sind und wie man die Probleme
angeht, etwa die Frage des viel zu niedrigen Wirtschaftswachstums oder die
Situation am Arbeitsmarkt. Wien hat im Bundesländervergleich mit Abstand die
höchste Arbeitslosigkeit. Oder wie das im weiteren Bereich der Integration ist,
wie hier tatsächlich die Probleme gelöst werden sollen oder auch die Baustelle
Gesundheit und Pflegebereich. Wer hier für heute Zukunftsantworten erwartet
hat, der vermisst sie und außer einer Rochade Ressortwechsel tut sich
eigentlich nichts.
Ich habe mir gestern in Vorbereitung zum heutigen Tag
gedacht: Was finde ich auf der Homepage der Stadt Wien? Wenn ich mir diese
Homepage der Stadt Wien anschaue, dann ist schon bemerkenswert, dass man sie
mit dem Titel überschreiben könnte: „Mir san mir, die Stadt gehört der SPÖ.“
Warum sage ich das? Ich habe es vor mir liegen und da gibt es ein Plakat mit
den Stadträtinnen und Stadträten, die heute erst gewählt werden sollen. Aber da
ist nur die Rede davon, dass sie angelobt werden sollen, das heißt,
offensichtlich erfolgt die Wahl in der SPÖ und hier darf angelobt werden. Das
ist alles, womit wir uns auseinanderzusetzen haben. Das ist aber nicht konform
unserer Verfassung in Wien und auch nicht dem Geist der Demokratie, der hier
herrschen sollte. Überlegen Sie sich, meine sehr geehrten Damen und Herren
Sozialdemokraten, hier einen anderen Weg einzuschlagen, einen Weg, der dem
21. Jahrhundert besser entsprechen würde! (Beifall bei der ÖVP.)
Es ist auch bemerkenswert, dass dieses Bild auf der
offiziellen Homepage ist. Dahinter ist das Logo der SPÖ. Aber das ist nicht die
Homepage vom Herrn Prof Kopietz, sondern wirklich die der gesamten Stadt Wien!
Ebenso ist es bemerkenswert, dass sich hier nur jene Stadträte finden, die die
SPÖ vorschlägt. Dass beispielsweise aber auch ein Stadtrat der ÖVP
vorgeschlagen wird - und mit Norbert Walter haben wir hier einen exzellenten
Vorschlag unterbreitet -, das gibt es auf dieser Homepage eigentlich nicht! (Beifall
bei der ÖVP.)
Ich würde hier wirklich bitten, das ist nicht die
Homepage der Wiener SPÖ, sondern die der Stadt Wien. Vielleicht ist hier
wenigstens ein Ansatz für die Zukunft, um in eine andere Art zu gehen. Das ist
nicht kleinlich, sondern letztlich für die SPÖ peinlich. Um das geht es, meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Diese Regierungsumbildung hätte eigentlich dazu
genutzt werden sollen, dass die SPÖ aus der Lethargie der letzten Jahre
herauskommt. Die Zeiten sind anders geworden. Da haben sogar auch die GRÜNEN
recht, dass man sich nicht mehr darauf ausreden kann, dass es da den bösen Bund
gibt und dass man in Wien eh nichts machen kann, weil dort alles so grauslich
ist und nichts geschehen kann, sondern es muss hier gearbeitet werden und das
ist gut so.
Ich hätte mir erwartet, dass man bei der Umbildung
der Regierung auch die Zusammensetzung der Ressorts überlegt hätte. Gerade
durch die Situation des niedrigen Wirtschaftswachstums und der hohen
Arbeitslosigkeit in Wien würde sich ein Ressort für Wirtschaft anbieten. Es
würde sich für diese Stadt ein Ressort für den Bereich der Infrastruktur und
Innovation anbieten. Es würde sich auch ein eigener Bereich hinsichtlich der
Integration anbieten. Diese Chancen hätte es gegeben, aber sie sind nicht
genutzt worden, obwohl die Arbeitsmarktdaten, auf die meine Kollegin
Cortolezis-Schlager später noch eingehen wird, für Wien im
Bundesländervergleich mit Abstand die schlechtesten sind. Ich vermisse auch die
Ansätze zur Verwaltungsreform. Da waren wir in der Zeit der großen Koalition in
dieser Stadt viel weiter.
Der Gesundheitsbereich wird jetzt wieder so irgendwie als Pokal weitergegeben. Dabei ist es so, dass hier einiges an Baustellen besteht. Der Zustand einiger Spitäler in Wien ist einer, der einer modernen Stadt wie Wien nicht adäquat ist. Vielleicht könnte der Herr Präsident des ÖGB das ja auch in seiner neuen Funktion unterstützen, dass sich hier etwas ändert. Wenn Primarärzte zu mir kommen und mir schildern, wie die Situation ist, dass man sich ansehen soll, wie die WC-Anlagen in verschiedenen Spitälern sind, dann ist das nicht irgendwas, sondern zeigt letztlich, wie man mit den Menschen in dieser Stadt umgeht.
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