Gemeinderat,
18. Sitzung vom 02.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 104
GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr
Bürgermeister! Bekanntlich gehört ja auch das Neurologische Krankenhaus am
Rosenhügel zu der Stiftung – es ist ja auch der größere Anteil in der Stiftung.
Ich habe eine Kopie eines Briefes der StRin Brauner, der damaligen
Gesundheitsstadträtin, in Händen, die zu einem Nutzungskonzept Stellung nimmt,
wobei sie in diesem Brief von „Nachnutzung" spricht.
Für mich bedeutet
„Nachnutzung", dass es die ursprüngliche Nutzung nicht mehr geben soll.
Bedeutet das, dass das Areal am Rosenhügel verkauft werden soll?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Herr Bürgermeister, bitte.
Bgm Dr Michael Häupl:
Mir persönlich sind zur Stunde derartige Pläne nicht bekannt. Aber das ist auch
wieder eine Frage dessen, was man sich anschauen muss im Zuge, generell
gesehen, der ja von allen, insbesondere auch von der vorherigen und von der
jetzigen Bundesregierung gewünschten Kosteneffizienz bei den Spitälern. Aber
mir ist zur Stunde nichts bekannt.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke,
Herr Bürgermeister. - Die 2. Zusatzfrage von Herrn GR Dipl-Ing Margulies.
GR Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Der Zusammenhang mit
dem Nationalsozialismus wurde von Ihrer Kollegin Klicka hergestellt. Ich habe
von einer Enteignung gesprochen, und wenn Sie in der Aktuellen Stunde zuhören,
werde ich auch herausarbeiten, weshalb ich davon spreche.
Aber eine Vorbemerkung vielleicht: Eine Enteignung
ist es dann, wenn man entgegen einem bestehenden Rechtsstand versucht, schon
mit der Absicht, alle rechtlichen Fragen so umzuinterpretieren, dass man in
Wirklichkeit dann auch noch unter Ausschluss der Öffentlichkeit das Geld
einfach jemandem anderen überweisen kann.
Die Rothschild-Stiftung ist eine Stiftung in der
Verwaltung der Stadt Wien. Das Geld wird durch die Stadt Wien verwaltet, ist
aber getrennt zu handhaben. Und wenn es in Wirklichkeit unrechtmäßig ausgegeben
ist, dann ist das so, wie wenn ich jemandem Geld borge und sage: Pass auf das
Geld auf!, und er gibt es aus. - Das ist einfach nicht in Ordnung. Und wenn es
sich um eine Größenordnung handelt wie bei der Rothschild-Stiftung, dann ist
das eine Enteignung.
Ich komme zurück zu meiner Frage - und das ist ganz
wesentlich! -, wo Sie sie nicht beantworten wollten, weil es natürlich nicht um
die ganz persönliche Einschätzung gegangen ist, sondern um die Einschätzung des
Bürgermeisters und Politikers Michael Häupl.
Zu einem Zeitpunkt, wo Stiftungsverwaltung und im
Übrigen auch der Stiftungskurator, das Pflegschaftsgericht, die Stadt Wien
selbst in ihrem Ansuchen beim Pflegschaftsgericht und dann die Stiftungsbehörde
davon ausgehen, dass es Stammvermögen ist, kann man doch prinzipiell nicht
davon ausgehen, dass man das Geld einfach durchschleusen kann! Daher konkret
die Frage: Haben Sie schon vor dem Jahr 2002 die Absicht gehabt, den Erlös
aus der Krankenanstalt Maria-Theresien-Schlössel - zu einem Zeitpunkt, wo alle
davon ausgegangen sind, dass es sich um Stammvermögen handelt - direkt an den
Krankenanstaltenverbund weiterzuleiten?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Herr
Bürgermeister, bitte.
Bgm Dr Michael Häupl: Zunächst noch
einmal: Ich glaube nicht, dass man Frau GRin Klicka da in dieser Form
hereinziehen kann, denn der Titel heißt ganz eindeutig: „Die zweite
Enteignung ...", und damit haben Sie
diesen Zusammenhang hergestellt zwischen der nationalsozialistischen Enteignung
und dieser Vorgangsweise, die vom Jahre 1998 beginnend in diesem
Zusammenhang gewählt wurde - und nicht Frau GRin Klicka! Diese Ausrede lasse
ich hier politisch gesehen auch überhaupt nicht gelten, und ich bitte um
Verständnis, dass ich bei solchen Vergleichen besondere Sensibilitäten habe,
und wenn sie ausgerechnet von Ihnen kommen, dass ich dann in doppelter Hinsicht
Sensibilitäten entwickle. Ich halte das für eine Niederträchtigkeit, um das
relativ eindeutig zu sagen! (Beifall bei der SPÖ.)
Was die Wiederholung Ihrer Fragestellung betrifft, so
kann ich mich nur genauso wiederholen mit dem, was ich vorhin gesagt habe. Es
geht nicht darum: Wenn Sie der Auffassung sind, dass es sich hier - was Sie
hier zwar nicht gesagt haben, aber unterstellt haben - um eine Veruntreuung
handelt, dann steht Ihnen der Weg zur Staatsanwaltschaft ja entsprechend offen.
Ich frage mich nur, warum Sie es fünf Jahre lang nicht getan haben.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke,
Herr Bürgermeister.
Wir kommen zur 6. Anfrage (FSP -
00940-2007/0001 - KVP/GM). Sie wurde von Herrn GR Alfred Hoch gestellt und
ist an den Herrn Bürgermeister gerichtet. (Wien wird zu Lasten der
Nahversorgung und letztlich auch zu Lasten der Arbeitsplätze mit
überdimensionierten Einkaufszentren auf der grünen Wiese zugepflastert. Nun
soll als Morgengabe für einen großen Konzern in Rothneusiedl ein Mega-EKZ mit
mindestens 60 000 m² Verkaufsfläche entstehen – dies, obwohl das Projekt auch
magistratsintern heftig umstritten ist. Wie rechtfertigen Sie dieses geplante
Mega-EKZ vor dem Hintergrund der komplett fehlenden Verkehrsinfrastruktur und
der von vielen Seiten massiv geäußerten Kritik?)
Bitte um Beantwortung, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter
Herr Gemeinderat!
Ein nächstes Thema, das vermutlich heute auch noch in
entsprechender Ausführlichkeit diskutiert wird, weshalb ich jetzt versuchen
will, mich mit einer möglichst knappen Antwort hier einzustellen.
Rothneusiedl ist eines der im Stadtentwicklungsplan
STEP 05 ausgewiesenen 13 Zielgebiete, im Übrigen auch im
Strategieplan entsprechend verankert.
Der Bereich Rothneusiedl wurde als
Entwicklungsoption ausgewählt, weil er auf Grund der Nähe zu hochrangiger
Infrastruktur Ansätze und Möglichkeiten für eine
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