Gemeinderat,
18. Sitzung vom 02.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 104
Entwicklung bietet. Das Zielgebiet umfasst ein zirka
105 ha großes landwirtschaftlich genutztes Gebiet zwischen
ÖBB-Pottendorfer Linie, Rosiwalgasse, Himberger Straße, Stadtgrenze beziehungsweise
S1.
Bereits im STEP 94 wurde dieser Bereich als
potenzielles Stadterweiterungsgebiet erkannt und ausgewiesen. Wichtige
infrastrukturelle Maßnahmen wurden inzwischen fertig gestellt beziehungsweise
sind in Bau oder in Planung. Nennen möchte ich hier stellvertretend die S1, die
Pottendorfer Linie, das Güterverteilzentrum Inzersdorf Metzgerwerke, die
U1-Verlängerung.
Durch den Ausbau der Straßen- und
Schieneninfrastruktur ist jedenfalls eine bedeutende Entwicklungsdynamik zu
erwarten. Allerdings machen die breit gestreuten Grundbesitzverhältnisse -
Stadt Wien, ÖBB, Stiftung und Private - für eine zielführende Planung
grundstücksrechtliche Maßnahmen notwendig. Daraus ergeben sich folgende
Entwicklungsziele, Strategien und Maßnahmen:
Als Ergebnis einer Studie wurde bereits die
Errichtung eines Businessparks mit Schwerpunkt betriebliche Nutzung im
Zusammenhang mit dem Güterverteilzentrum der ÖBB empfohlen. Durch die
Entstehung eines stadtteilbestimmenden Parks, mindestens 10 ha, soll eine
attraktive Adresse für Ansiedlungen aus der Technologiebranche geschaffen
werden. Auch Sportanlagen für publikumsträchtige Sportarten werden als sinnvoll
erachtet. Die Errichtung eines Einkaufszentrums/Fachmarktzentrums wird als
vertretbar angesehen.
Zur Umsetzung dieser raumplanerischen Zielsetzung ist
vorerst der Aufbau einer Organisationsstruktur notwendig. Dieser wurde mit dem
Zielgebietsmanagement bereits eingeleitet und im Rahmen der
Stadtentwicklungskommission präsentiert.
Seit November 2006 wird unter der Federführung der
MA 18 an der koordinierten Entwicklung des Zielgebiets Rothneusiedl
gearbeitet. Dabei wird das Ziel verfolgt, aufbauend auf einem abgestimmten
Leitbild und einem Strukturkonzept noch im Jahre 2007 einen Masterplan zu
entwickeln, der die Grundlage für weitere rechtliche Verfahren - SUP, UVP,
Flächenwidmung und so weiter - bilden soll. Die notwendige Strategische
Umweltprüfung - SUP - ist jedenfalls vor der Flächenwidmung durchzuführen.
Es wird festgehalten, dass derzeit kein konkreter Antrag
auf die Errichtung eines Einkaufszentrums vorliegt. Die konkrete Größenordnung
eines Einkaufszentrums wäre erst im Zuge des Flächenwidmungsverfahrens zu
bewerten, wobei ich hinzufüge: Es liegt zur Zeit überhaupt kein entsprechendes
planerisches Projekt vor, das zu bewerten wäre. Deswegen handelt es sich auch
nicht um einen Kaufvertrag, sondern um einen Optionenvertrag.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke.
- Die 1. Zusatzfrage stellt der Anfragesteller, Herr GR Hoch.
GR Alfred Hoch (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien): Danke, Herr Bürgermeister, für die Beantwortung.
Im Optionenvertrag steht sehr wohl drinnen, dass die
Möglichkeit besteht, ein riesiges Einkaufszentrum zu bauen. Die MA 18 hat
sich bei Sitzungen gegen ein solches in diesem Zielgebiet ausgesprochen.
Jetzt wollte ich Sie in diese Richtung fragen: Dieses
EKZ dürfte wahrscheinlich der Preis sein, damit die Wiener Austria
wirtschaftlich überleben kann; sportlich werden wir es dann noch sehen. - Wie
wird Ihre Argumentation sein, sollte dieses EKZ gebaut werden? Da ist die Größe
egal, ob 100 000 oder 160 000 m²: Wie ist Ihre Argumentation
gegenüber den Geschäftsleuten der betroffenen Einkaufsstraßen Simmeringer
Hauptstraße, Meidlinger Hauptstraße und Favoritenstraße bezüglich des Umstands,
dass Sie beziehungsweise die Stadt Wien dieses Einkaufszentrum forcieren?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Herr
Bürgermeister, bitte.
Bgm Dr Michael Häupl: Zunächst einmal:
Kehren wir einmal, bevor wir da wieder die Quadratmeter zu zählen anfangen, von
denen heute ja keiner weiß, ob sie nun in der Tat so realisiert werden oder
auch nicht, zum Prinzip zurück, was letztendlich der Zweck dieses
Optionenvertrags ist.
Wenn man sich - und Sie kennen die Gegend natürlich als
ortsansässiger Gemeinderat, wenn ich das so sagen kann, noch viel besser als
ich - die Gegend anschaut, dann kann man natürlich erkennen, dass dieses Gebiet
zwischen der Südbahn mit all den von mir aufgezählten Imponderabilien, dem
geplanten Ausbau der U1 - von der wir auch wissen, dass dies im Vorhaben längst
auch dort drinnen enthalten ist und wir nur auf Grund dessen, dass wir die
Entscheidung getroffen haben, die Wiener Messe neu zu gestalten, eine andere
Reihung des Ausbaus der U-Bahnen vorgenommen haben -, der real existierenden
S1, also der Autobahn im Süden von Wien, und dem heutigen realen Stadtrand als
ein Entwicklungsgebiet, ein Developing-Gebiet für die Wirtschaft von
exorbitanter Wichtigkeit ist.
Es kann nicht sein - ich sage das in aller Offenheit
-, dass auf niederösterreichischer Seite Betriebsansiedlungen erfolgen und auf
Wiener Seite auf Fahnenparzellen die Bauern ihre Äcker bewirtschaften. Das,
glaube ich, ist nicht wirklich ein wirtschaftsfreundliches und sinnvolles
Unternehmen.
Und das ist der Grund, warum ich - völlig unabhängig
von meinem violetten Herzen, das hat mit dem überhaupt nichts zu tun - durchaus
dieses Projekt befürworte, weil es sich zu einer Art Motor, natürlich auch
dafür, entwickeln kann.
Wir haben heute eine Unzahl von Bewerbern, die am
Südrand der Stadt eine Betriebsansiedlung machen wollen, Anker beispielsweise
und andere. Das ist eine hochinteressante Geschichte. Ja, selbstverständlich
wird es darunter auch Handelsbetriebe geben, so wie es sie in der Stadt auch
immer gibt - ob es diese Größe sein muss, weiß ich nicht; ich kenne vorläufig
auch keinerlei Berechnungen dazu. Und das ist ein Weg, den ich grundsätzlich
für vernünftig halte.
Ich meine, natürlich kann man mit
der Austria auf dem Platz, auf dem sie zur Zeit steht, eine ganze Menge
spötteln. Ich hoffe, dass sich das am Sonntag fundamental ändert und vielleicht
dann nicht mehr so gespöttelt
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