Gemeinderat,
18. Sitzung vom 02.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 104
50 zu 50-Lösung, die ja nur durch
Finanzminister Grasser im letzten halben Jahr torpediert wurde, bereits
unterschriftsreif, weshalb es eigentlich nichts mehr gegen den Baubeginn
einzuwenden gibt. Das Geld ist offensichtlich gesichert.
Die gesamte, jetzt kurz beschriebene Entwicklung hat
alle teilnehmenden Personen, insbesondere Politiker und Investoren, aber auch
die dort Lebenden, die Grundstückseigentümer und Gewerbetreibenden relativ
verunsichert, und zwar vor allem hinsichtlich der Preisgestaltung des dortigen
Bodens. Die Vorgangsweise der roten Stadtregierung war ja in Wirklichkeit eine
Aufforderung zur Bodenspekulation: Wenn man nämlich sehr lange über ein Thema
redet und jeder etwas anderes erzählt, alle aber trotzdem wissen, dass das
Ganze wahrscheinlich irgendwann kommt, dann werden Grundbesitzer natürlich
versuchen, das Beste aus ihrem Grund und Boden für sich herauszuholen.
Es ist unbestritten, dass dieses Gebiet, dieser
Entwicklungsstadtteil Rothneusiedl einer der ganz wenigen ist, der fast jeden
Tag in den Medien genannt wurde, im Radio, im Fernsehen, in den Zeitungen, in
den Bezirksparlamenten, aber auch hier in den Ausschüssen. Und eines frage ich
mich jetzt schon: Alle Leute wussten, dass dort etwas passiert, aber wo sind
all die Investoren geblieben, die gesagt haben: „Ui, das interessiert mich,
dort möchte ich einsteigen, dort baue ich ein Stadion, dort werde ich
Gewerbebetriebe bauen, dort werde ich Sozialeinrichtungen, Wohnungen, und, und,
und, und bauen." Wo sind die Investoren geblieben? Schlussendlich - und es
ist wurscht, wie man zum Stronach steht, man kann ihn mögen, man kann ihn nicht
mögen, man kann ihn ablehnen, das ist in dieser Sache vollkommen bedeutungslos
– aber hat es nur einen Interessenten und nie einen anderen als ihn gegeben,
der sich hier gemeldet hat? Und daher komme ich jetzt zum Optionsvertrag. (GR
Mag Alexander Neuhuber: Das ist ein Blödsinn!) Das ist kein Blödsinn, Herr
Kollege, das stimmt so. Wenn Sie etwas anderes haben, dann hätten Sie es eh ja
schon lange in den Zeitungen veröffentlicht. Vielleicht hätten Sie sich mit
einer Investorengruppe beteiligt? Ich weiß es nicht, das kann durchaus sein.
Nur glaube ich nicht, dass das hier so gewesen wäre.
Nun kommen wir zum Optionsvertrag. Bei großen
Stadtteilplanungen ist das sinnvoll. Es ist nicht immer sinnvoll, aber gerade
bei großen Stadtteilneuplanungen ist diese Vorgangsweise sicher sinnvoll, und
das werden Ihnen in der Immobilienbranche auch die meisten sagen. Ob es der
Kollege Neuhuber sagen wird oder nicht, das weiß ich nicht, aber ich habe auch
genug Freunde in der Immobilienbranche und jeder wird Ihnen sagen: Bei Großprojekten
ist diese Vorgangsweise - die Wahl mittels eines Optionsvertrags - eine
sinnvolle, denn entscheidend ist, was in einem Optionsvertrag drinsteht. Diese
Vorgangsweise wäre oder ist eine richtige gewesen, denn ohne solche
Optionsverträge wären zum Beispiel in Meidling die KDAG-Gründe - dieser neuer
Stadtteil - in der Form, wie sie jetzt sind, nie entstanden, denn es entsteht
immer die Gefahr, wenn man das umgekehrt macht - ohne Optionen, ohne einen
Interessenten, dort waren es Genossenschaften -, dass Parzellierung Raum
greift. Und es ist nicht Sinn einer Stadtplanung, dass, wenn ich einen
Flächenwidmungsplan habe, dann der eine das kaufen will, ein anderer das kaufen
will, ein dritter drei Sachen kaufen will und Parzellierung entsteht. Das ist
nicht der Sinn der Stadtplanung. Daher sind wir der Meinung, dass der
Optionsvertrag selbstverständlich sachlich richtig war.
Aber sehr ärgerlich in dieser Angelegenheit, meine
Damen und Herren, Herr Stadtrat und Herr Bürgermeister, der jetzt nicht da ist,
war für die Opposition das atemberaubende Tempo der Vorlage dieses
Optionsvertrags, den sich im Vorhinein wirklich niemand exakt durchschauen
konnte. Es war eigentlich sehr eigenartig, warum man das dann so rasch gemacht
hat. Man hat jetzt Jahre gewartet. Es wäre schön gewesen, hier vorab die
Opposition zu informieren. Das sagt aber nichts darüber aus, wie ich schon
einmal gesagt habe, dass die sachliche Richtigkeit gegeben war.
Das Eigenartige an diesem Optionsvertrag ist
allerdings - und das ist vollkommen unüblich -, dass er unentgeltlich ist. Das
versteht an und für sich überhaupt niemand und das haben wir auch in der
Öffentlichkeit so ausgedrückt. Das verstehen wir nicht. Das muss uns bitte
irgendeiner der Genossen erklären, warum dieser Optionsvertrag unentgeltlich
ist. Normalerweise ist immer ein Optionsentgelt verlangt, das, wenn die Option
gezogen wird, vom Kaufpreis wieder abgezogen wird. Das ist in der Branche ein
übliches Verfahren. Warum das hier nicht so ist – also auf diese Erklärung bin
ich gespannt und ich bin schon neugierig, wie die hier ausfällt.
Meine Damen und Herren, entscheidend für mich in
dieser Angelegenheit ist auch, wer hier die Planungen und die Entwicklung
vorbereitet. Es ist hier der seltene Fall eingetreten, dass sich Baudirektor und
Stadtrat darauf geeinigt haben, damit nicht die Magistratsabteilung 21 zu
betrauen, sondern die Stadtplanung der Magistratsabteilung 18. Das hat
sicherlich Schwierigkeiten und interne Probleme gegeben, weil das natürlich
auch jede Abteilung gerne gemacht hätte, insbesondere die
Magistratsabteilung 21, die dafür zuständig wäre. Die kommen aber eh noch
zu ihrer Arbeit.
Es ist aber für mich schon
durchaus auch ein Garant, die Magistratsabeilung 18 mit ihren Leuten, dass
die diese Stadtteilplanung vornimmt. Das ist ja das, auf das sich die ÖVP und
die GRÜNEN immer berufen: Die Magistratsabteilung 18 hat da irgendwelche
Studien, lehnt alles ab. Genau das ist das! Diese Verhinderer- und
Raunzerkoalition von Grün und ÖVP, das ist nicht mehr auszuhalten in diesem
Hause! Sie machen der Gesamtopposition insgesamt einen Bärendienst, weil Sie
dieses Image einer Opposition rein auf Totalopposition hinuntermachen! (Heiterkeit
bei der ÖVP und den GRÜNEN.) Das ist Ihre Angelegenheit. Wir haben
keine ... (Große Heiterkeit bei ÖVP und GRÜNEN.) Wir werden immer
sachlich dort zustimmen, wo wir der Ansicht sind, dass es für Wien gut ist.
Aber diese zwei Verhinderer da leisten der Stadt einen Bärendienst,
weil ... (Weitere
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