Gemeinderat,
18. Sitzung vom 02.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 84 von 104
Anliegen ist mir in diesem Förderungspaket das
Poststück der Städtekoalition gegen Rassismus. § 2 der Allgemeinen
Erklärung der Menschenrechte lautet: „Jeder hat Anspruch auf die in dieser Erklärung
verkündeten Rechte und Freiheiten ohne irgendeinen Unterschied, etwa nach
Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger
Überzeugung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem
Stand." Diese Menschenrechte sind also Rechte, keine Geschenke anderer.
Leider wird diese Tatsache sehr oft, manchmal auch bewusst, übersehen.
Wien hat wie viele andere Städte eine Reihe von
Maßnahmen zur Umsetzung dieser Rechte gesetzt. Sogar eine eigene Magistratsabteilung,
die MA 17, dient diesem Ziel. Neue Zeiten erfordern immer wieder die
Adaption der Instrumentarien, die eingesetzt werden müssen. Es gilt immer
wieder zu prüfen, ob Aufwand und Kosten dem Ergebnis angebracht sind und ob
neue zeitgemäße Aktivitäten besser geeignet sind, die gesetzte Ziele zu
erreichen.
Dieser Grundsatz sollte im Übrigen für sämtliche
Gebarungen von Gebietskörperschaften Geltung haben, wobei sich eine Strategie
als besonders erfolgreich herausgestellt hat, das Benchmarking. Das Suchen der
besten Modelle und das Anpassen geeigneter Verfahren und Abläufe im In- und
Ausland bringt allen Beteiligten effizientere und bewährtere Wege der
Umsetzung. Man muss das Rad nicht immer wieder von Neuem erfinden, der
Erfahrungsaustausch über Grenzen hinweg ist ein bewährtes Konzept, auch in der
Integrations- und Diversitätspolitik. Denn auch in diesem Politikbereich ändern
sich die Aufgaben und Herausforderungen permanent.
Die Städtekoalition gegen Rassismus wurde von der
UNESCO 2004 ins Leben gerufen, um bedenklichen Entwicklungen in den
europäischen Städten Einhalt zu gebieten. Die Koalition versucht, durch
Erfahrungsaustausch und gemeinsame Bemühungen Rassismus zu vermeiden, Opfer zu
unterstützen, in schwierigen Situationen zu vermitteln und rassistische
Verbrechen zu verfolgen, soweit dies rechtlich möglich ist.
Heute sind mehr als 50 europäische Städte
Mitglieder dieser Initiative. Sie haben sich bei ihrem Beitritt verpflichtet,
zehn zielgerichtete Maßnahmen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit
umzusetzen. Das bedeutet, dass es derzeit mehr als 50 unterschiedliche
Aktionspläne für ein besseres Miteinander gibt. Diese Aktionspläne beinhalten
sehr differenzierte Punkte. Sie reichen von Chancengleichheit im öffentlichen
Dienst über die Förderung interkultureller Kompetenz im kommunalen Bereich bis
zu strengen Vorgaben bei der Vergabe kommunaler Aufgaben. Betriebe, die
Diskriminierung fördern oder gewähren, kommen zum Beispiel nicht zum Zug. Auch
die Förderung von Vielfalt im Kulturbereich, die Unterstützung von NGOs, die
Verhinderung von hetzerischen Kampagnen oder die Einrichtung einer
Gleichbehandlungsstelle sind Beispiele dieser Selbstverpflichtung der
Teilnehmerstädte.
Berlin, Barcelona, Nizza, Genf, Paris, Stockholm,
Oslo und Nürnberg sind unter anderem in dieser Initiative vertreten. Der Start
dieser Initiative ist im Dezember 2004 in Nürnberg erfolgt. Diese Stadt
steht symbolisch für die systematische Planung der Vernichtung anderer. Der
Reichsparteitag der NSDAP im Jahr 1934 war der Startschuss zu Verfolgung,
Vertreibung und Mord. Was damals der Ort der Zerstörung war, soll heute der Ort
einer neuen Geisteshaltung sein, ein europaweites Netz an Initiativen zum friedlichen
und verständnisvollen Miteinander.
Auch Wien kann hier auf Grund seiner jahrzehntelangen
Integrationserfahrungen viel Positives beitragen. Umgekehrt kann Wien aus den
Erfahrungen der Partnerstädte lernen. Deshalb soll unsere Stadt an dieser
Initiative teilnehmen und einen 10-Punkte-Katalog einbringen, der konkrete
Selbstverpflichtungen beinhaltet. Damit ist Wien im gemeinsamen Bestreben der
europäischen Kommunen gegen Rassismus ein engagierter Mitspieler.
Frau Kollegin Korun, Ihre Einladung zu einer gemeinsamen
inhaltlichen Arbeit an alle Fraktionen wurde von der Stadträtin schon vor
längerer Zeit getätigt. Diese ist auch an alle Fraktionen ergangen. Ich habe es
sehr lustig gefunden, dass Sie sich hier hinstellen und so tun, als wenn sich
alle zurücklehnen würden und sich außer den GRÜNEN kein Mensch Gedanken darüber
macht. Nein, im Gegenteil, wir machen uns alle Gedanken. Die Bitte der
Stadträtin war, dass sich alle daran beteiligen. Das ist uns besonders wichtig.
Sehr geehrter Herr Kollege Jung, Ihre
Integrationserfahrungen in Schweden finde ich recht nett. Schwedisches
Fernsehen und Sie haben Schwedisch gelernt. Aber es beweist auf Grund Ihrer
Geisteshaltung auch, dass Sie aus Schweden nicht viel mitgebracht haben, weil
die Schweden haben ein ganz anderes Integrations- und Zuwanderungsverständnis.
Daraus kann man sehr viel lernen. (GR Mag Wolfgang Jung: Ich habe daraus
viel gelernt!) Sie sind Spitzenreiter in der Integrationsarbeit für ganz
Europa. Es gibt sehr viele Länder, die sich das abschauen. Sie waren dort und
haben sich gar nichts abgeschaut! (GR Mag Wolfgang Jung: Das stimmt doch
nicht!) Da hätten sich nämlich Ihre Gedanken über Integration um vieles
geändert!
Außerdem verwechseln Sie
Zuwanderung mit Ihrer Situation. Zuwanderung ist etwas anderes. Zum Großteil
werden die Menschen geholt, weil sie gebraucht werden. Zum Teil müssen sie
zuwandern. Aber Ihre Situation auf Grund Ihrer beruflichen Gegebenheiten, dass
Sie da für ein paar Jahre nach Schweden gegangen sind, hat mit Zuwanderung,
Integration nichts zu tun. (GR Mag
Wolfgang Jung: Beim Sprachenlernen schon! Wir haben schon die zweite
Generation, die die Sprache lernt! Das ist der Unterschied!) Auf jeden Fall
ist Integration keine Bringschuld (GR Mag
Wolfgang Jung: Eine Holschuld ist es!), sondern auch Holschuld. Es ist
nicht nur Holschuld, man muss es auch erbringen, sonst kann es nicht klappen,
sonst kann die Integration nicht funktionieren. (GR Mag Wolfgang Jung: Das hört man aus den Schulen!) Aber Gott sei
Dank funktioniert es in Wien (GR Mag
Wolfgang Jung: Wo funktioniert es denn? PISA-Studie! Kriminalität! Das geht
voll in die Hose!), weil wir nicht nur
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