Gemeinderat,
19. Sitzung vom 29.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 71
finden und dass die Rettung
rechtzeitig zu ihren Einsätzen gelangt! Das ist eine Schande für die Stadt Wien
und das muss schnellstens abgestellt sein, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)
Bevor ich jetzt zum
eigentlichen Plandokument und dem gegenüber der öffentlichen Auflage massiv
erhöhten Bauvolumen der Hochhäuser komme, möchte ich noch ein Problem, das in
diese Donau City hineinspielt, kurz anschneiden. Wir bekommen den § 69 im
Laufe der Diskussion über die Donau City, die sicher nicht heute abgeschlossen
wird, sicher noch einige Male zu hören, weil bei jedem Hochhausprojekt in Wien
in den letzten Jahren dieser berüchtigte Gummiparagraph 69 für
unwesentliche Abänderungen der Bebauungsbestimmungen angewendet worden ist. Bei
jedem. Millenniums-Tower oder IZB-Tower, ganz in der Nähe der Donau City.
Dieser Komplex hat übrigens insgesamt drei 69er bekommen. Damals war der Mann
hinter dem Bauwerber ein uns allseits bekannter Immobilienhändler, der Herr
Muzicant. Vielleicht haben auch seine Beziehungen zur Stadt Wien ein bisschen
geholfen. Er hat unter anderem einen Nutzflächenzuwachs von
10 000 m², manche Leute sagen, zugeschanzt, bekommen. Das bedeutet
natürlich eine satte Summe mehr an Mieteinnahmen. Er hat natürlich nachher beim
Verkauf, der ihm nicht gerade wenig eingebracht hat, noch ein Schäuferl
draufgelegt. Von solchen Ausnahmegenehmigungen kann der kleine Häuselbauer nur
träumen. Entweder bekommt er ein glattes Njet von der SPÖ oder wenn er es wagt,
im Kleingarten ein bisschen größer zu bauen und die Baupolizei schlecht
aufgelegt ist, muss er die drei Quadratmeter, die er zu viel gebaut hat, wieder
abreißen. Manche sind in Wien, wie auch anderswo in der Welt, muss man offen
zugeben, natürlich gleicher als andere, aber in diesem Fall war es ganz
besonders krass.
Hier hat, das kann ich der ÖVP nicht ersparen, auch
die ÖVP eine ganz unrühmliche Rolle gespielt. Es war nämlich in den Jahren der
Koalition zwischen ÖVP und SPÖ auf Stadtebene, in den Jahren 1996 bis 2001. Ich
weiß es deswegen so genau, weil ich damals als Bezirksrat im Ausschuss gesessen
bin, wo diese § 69-Ausnahmegenehmigung auf der Tagesordnung gestanden ist.
Die Vertreter des Bauwerbers haben schon draußen am Gang gewartet, um die frohe
Nachricht zu vernehmen. Damals war es aber so, dass die SPÖ nicht die absolute
Mehrheit sowohl im Land als auch im Bezirk gehabt hat, sonst hätte die SPÖ
keinen Koalitionspartner gebraucht, und es ist auch auf die Stimme des
schwarzen Vertreters Horst Binder angekommen, der im Übrigen ein ganz netter Kerl
ist. (GR Alfred Hoch: Wie alle von der
ÖVP!) Aber damals hat er bei der ersten Sitzung wirklich ein Meisterstück
geliefert. Die FPÖ hat natürlich massiv dagegen mobil gemacht, hat gesagt,
kommt gar nicht in Frage. Horst Binder hat dann einen Wutanfall bekommen und
hat gesagt: „Ganz sicher nicht, nur über meine Leiche!" Das waren genau
seine Worte. So schnell haben wir gar nicht schauen können, war die Sitzung
abgebrochen und verschoben. Ein oder zwei Wochen später ist sie dann erneut
angesetzt worden und siehe da, der Kollege Binder, der Gott sei Dank noch unter
uns weilt, hat sich dann zum Wort gemeldet. Er hat sich sichtlich nicht
wohlgefühlt, ich weiß nicht, mit welchen Mitteln man ihn dann schließlich
überreden konnte, und hat gesagt, einmal springt er noch über seinen Schatten,
aber das war das letzte Mal, und hat dieser § 69-Ausnahmegenehmigung,
10 000 m² mehr Nutzfläche für den Herrn Muzicant, zugestimmt. Wir
haben zwar gewusst, dass der Binder ein Schwarzer ist, aber dass er so ein
Schwarzer ist, darüber haben wir uns damals selbst gewundert. Uns hat es damals
ein bisschen aus den Schuhen gehoben, aber wir haben unsere Lektion gelernt und
haben aus dieser politischen Ecke kein gröberes Rückgrat bei solchen
Entscheidungsfindungen mehr erwartet, und das völlig zu Recht, wie wir in den
letzten Jahren im Bezirk und in der Stadt mehrmals erleben mussten.
Ich möchte jetzt aber vom IZB-Tower die wenigen Meter
bis zur Donau City zurücklegen. Was ist dort in den nächsten Jahren geplant?
Welche Baumaßnahmen? Eine ganze Menge, und zwar eine ganze Menge mehr als
ursprünglich bei der öffentlichen Auflage den Leuten zugänglich gemacht wurde.
Die zwei Hochhäuser, die bei den ersten Planungen, die schon einige Jahre her
sind, muss ich sagen, 120 m hoch hätten werden sollen oder geplant waren,
werden jetzt zumindest 180 und 220 m hoch, bevor der § 69 ins
Spiel kommt. Ich nehme an, am Schluss werden wir dann 240 und 200 oder
250 m haben, irgendetwas werden wir schon zusammenbekommen. Es geht da
nicht nur ums Geld, es geht wahrscheinlich auch um den sportlichen Wettbewerb,
weil auf der anderen Seite ist der Millenniums-Tower, der nicht ideal ins
Stadtbild passt, mit seiner hohen Antenne, das höchste Gebäude Österreichs. Das
kann sich der Bezirk wahrscheinlich nicht gefallen lassen und wir werden dort
eines draufsetzen und werden das heute wahrscheinlich mit den Stimmen der SPÖ
beschließen und dann noch mit dem § 69 nachlegen. Das wird wie das Amen im
Gebet sein. Falls der § 69 dort bei den Neuplanungen nicht zur Anwendung
kommt, fresse ich einen Besen, meine Damen und Herren! Das wird es sicher nicht
spielen! Das hat es in Wien in den letzten Jahren nicht gespielt! Auch hier
wird dieser Gummiparagraph unter dem Beifall und unter der Zustimmung der SPÖ
zur Anwendung kommen!
Wir werden auch dann die
Bevölkerung weiter informieren, wie in der Stadt mit Leuten, mit Geld, mit
Bauträgern, mit guten Beziehungen zur roten Reichshälfte verfahren wird und wie
mit den Anrainern, die ganz massiv gegen diese neuen Festlegungen sind, die man
aber in den letzten Jahren nicht einmal ignoriert, umgegangen wird. Die
1 300 Unterschriften liegen wahrscheinlich noch immer in der dritten
Lade. Mittlerweile ist der damalige Bezirksvorsteher, der leider zu früh von
uns gegangene Franz-Karl Effenberg, natürlich nicht mehr zuständig. Seine
Nachfolgerin Winklbauer hat, wenig überraschend, dort auch nichts gemacht. Ob
jetzt der Norbert Scheed etwas in dieser Richtung unternimmt, um die
bestehenden Bauteile von den Fallwinden zu entlasten?
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