Gemeinderat,
20. Sitzung vom 27.04.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 108
für die Stadt Wien, weil
man wieder einmal sieht, wer in dieser Regierung, obwohl die SPÖ den
Bundeskanzler stellt, wirklich das Sagen hat. Das ist ein öffentlicher
Eindruck, der in der Bevölkerung natürlich schon entstanden ist.
Sie haben meine Frage nicht
ganz beantwortet, und zwar wollte ich nämlich wissen, wie es bei solchen großen
Aufsichtsräten und so großen Wirtschaftsunternehmen üblich ist. Es hat doch
sicherlich Gespräche auf Bundesebene
gegeben, erstens zwischen verschiedenen Ministern beziehungsweise auch der
Stadt Wien mit verschiedenen Ministern und Zuständigen.
Meine Frage: Wer hat mit
wem wo verhandelt und was ist tatsächlich vereinbart worden? Oder haben Sie
sich auf den Goodwill des Ministers Bartenstein allein verlassen?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm
Dr Michael Häupl: Sehr geehrter Herr Gemeinderat!
Ich
bin hier lediglich berechtigt, über Gespräche, die zwischen der Stadt Wien und den
Gesprächspartnern stattgefunden haben, zu berichten, nicht über Gespräche
zwischen Ministern. Aber was aus Sicht der Stadt Wien hier dazu zu sagen ist,
ist, dass wir selbstverständlich die Vorbereitungen für die Vollversammlung,
auch im Hinblick auf die Aufsichtsratswahl, mit großer Sorgfalt und mit großem
Engagement durchgeführt haben. Aber es ist dies am Ende des Tages, und da
bleibt es dabei, einfach vom Eigentümervertreter, dem zuständigen
Bundesminister, verweigert worden. Das mag nun nach außen hin den Eindruck
erwecken, dass es für Wien oder für die Wiener Stadtwerke blamabel sei, nun zum
zweiten Mal keine Mehrheit für einen Aufsichtsrat bekommen zu haben. Ich
persönlich halte es eher blamabel für die Mehrheitseigentümer in einer
Vollversammlung der Verbund AG, denn wenn man so mit Eigentümern umgeht, was in
der Privatwirtschaft nachgerade unmöglich wäre, dann fällt das zweifelsohne auf
den zurück, der diese Handlungen setzt, was die Beurteilung des Blamablen
betrifft.
Ich
kann nur hoffen, dass es hier zu einem entsprechenden Umdenken kommt, nicht
zuletzt vor dem Hintergrund der österreichischen Energiepolitik, aber nicht
zuletzt auch vor dem Hintergrund anderer Themenfelder im Bereich
öffentlicher Wirtschaft. Denn es kann niemand behaupten, dass es hier um
irgendwelche Umfärbeaktionen in Richtung der SPÖ gegangen ist, sondern hier
handelt es sich um die wirklich unkorrekte Behandlung eines wesentlichen
Aktionärs und Anteileigners eines Konzerns. Ich wiederhole mich, in der
Privatwirtschaft wäre so etwas mit Sicherheit unmöglich, weil das hat mit
politischer Intervention überhaupt nichts zu tun.
Wenn wir schon dabei sind, weil es um die Frage von
politischer Intervention geht, kann ich dem Argument, dass man ehemalige
Politiker nicht in den Aufsichtsrat setzen soll, durchaus etwas abgewinnen.
Allerdings, wenn ich mir die Republik so anschaue, scheint mir die Umsetzung
dieser Forderung in den vergangenen sieben Jahren nicht gerade großartig
gewesen zu sein.
Ich möchte schon auch darauf hinweisen, dass gerade
bei dieser Hauptversammlung des Verbunds nun ein in der Tat unabhängiger
Wirtschaftsmann als Aufsichtsratsvorsitzender abgewählt und ein ehemaliger
ÖVP-Nationalratsabgeordneter als Aufsichtsratsvorsitzender gewählt wurde. Ob
das die versprochene Entpolitisierung ist, wage ich weiters zu bezweifeln. Also
ich denke, es wird nicht zuletzt auch durch diese Handlung ziemlich klar,
welches Maß hier seitens des Ministers Bartenstein gesetzt wurde.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Für die 2. Zusatzfrage ist
mir GR Mag Chorherr gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Mag Christoph Chorherr
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Im Zusammenhang mit Versorgungssicherheit,
Klimaschutz et cetera ist sozusagen eine akkordierte vernünftige Energiepolitik
überall gefordert. Der von Ihnen jetzt mit durchaus heftigen Worten kritisierte
Vorgang bei der Aufsichtsratsbestellung lässt einen einmal mehr an diesem
„Frosch-Mäuse-Krieg" verzweifeln. Ich möchte es deswegen
„Frosch-Mäuse-Krieg" nennen, weil wenn man sich die Größenordnungen der
Verbundgesellschaft, der Wien Energie und der wirklich großen Spieler in Europa
anschaut, die sich teilweise schon in Landesgesellschaften eingekauft haben,
wäre es unglaublich notwendig, zu irgendetwas wie einer rationalen gemeinsamen
Energiepolitik zu kommen, wo es zwischen den Gebietskörperschaften abgesprochen
wird.
Darum lassen Sie mich ein interessantes Thema, das in
den nächsten Jahren zwischen Verbund, Stadt Wien und auch der EVN zur
Diskussion steht, als Frage formulieren.
Die beiden Blöcke des Kraftwerks Dürnrohr, sowohl
Verbund als auch EVN, leiten ungeheure Mengen Abwärme in die Donau. Von Seiten
der Fernwärme Wien besteht die interessante Überlegung, CO2-Emissionen
in Wien deutlich zu reduzieren, indem auf mittlere Sicht diese Abwärme ins
Wiener Fernwärmenetz eingespeist wird, wozu es zu einer Kooperation zwischen
Verbund, EVN und Wien Energie kommen müsste, um diese Investition zu tragen.
Wurden aus Ihrer Sicht hier schon Gespräche geführt? Was ist auch Ihre
persönliche Position zu diesem, meine ich, sehr interessanten Vorschlag, weil
es wirklich ziemlich verrückt ist, ein Kohlekraftwerk zu betreiben, das eine
Wirkungskraft von unter 40 Prozent hat, anstatt hier in Wien, in einem
Ballungsraum, die Abwärme zu nutzen, um damit auch eine Versorgungssicherheit
zu erhöhen? Was ist da Ihre Position zu diesem Vorhaben?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl:
Herr Gemeinderat!
Wien ist weder für die Wahl der
Technologie des Kraftwerks Dürnrohr verantwortlich, denn wir hätten mit
Sicherheit nicht Kohle als Betriebsmittel gewählt, sondern Erdgas, noch sind
wir für den Standort verantwortlich, der aus eher, sagen wir, energiepolitisch
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