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Gemeinderat, 20. Sitzung vom 27.04.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 35 von 108

 

Mathematikportfolio.

 

All das kann und soll ausgebaut werden, all das kann auch auf regionaler Ebene weiterentwickelt werden, all das kann zu mehr Verlässlichkeit unseres Bildungssystems führen und zu mehr individueller Förderung, in dem für die Kinder klar ist, wo sie stehen, wo die Ziele und wo die Förder- und Begabungsangebote sind.

 

Es gibt heute vielfältige Möglichkeiten der Begabungsförderung, auch die, im Klassenzimmer vertiefend zu ein und derselben Aufgabe unterschiedliche Schwierigkeitsgrade zu geben. Gerade die Lehrbücher ermöglichen immer mehr eine Individualisierung des Unterrichtes. Die Schulaufsicht hat heute schon die Möglichkeit, diese Lehrmaterialen mehr in den Mittelpunkt zu rücken, diese Unterrichtsmaterialien mehr ins Bewusstsein zu rücken und einen individualisierten Unterricht einzufordern und zu fördern, ein regionales Bildungsmanagement als regionale Qualitätssicherung, denn sonst kann ja der Stadtschulrat auch abgeschafft werden, denn sonst kann man ja gleich den Bund für alles verantwortlich machen.

 

Also, entweder gelingt es, den Stadtschulrat wieder dorthin zu entwickeln, dass er genau für jene Qualitätssicherung eintritt, die notwendig ist, damit Schülerinnen und Schüler fair gefördert und gefordert werden. Eine Schulaufsicht, die sich zur Leistung bekennt, eine Schulaufsicht, die sich zur Förderung der sozialen Kompetenzen bekennt, das ist eine Schulaufsicht, die wir uns vorstellen. Eine Schulaufsicht, die Instrumente in die Hand bekommt, um Qualitätssicherung an allen Schulen zu betreiben, aber nicht eine Schulaufsicht, die die Lehrerinnen und Lehrer anweist, keine Fünfer mehr zu geben. Das ist nicht eine Schulaufsicht, wie wir sie uns vorstellen, das ist eine Nivellierung nach unten, die niemandem hilft, sondern nur die Flucht in die Privatschulen verstärkt und fördert.

 

Wir brauchen ein Konzept, hinter dem die Privatschulen und die öffentlichen Schulen stehen. Wir brauchen ein Konzept, in dem die Individualisierung des Unterrichts Eingang findet in die Aus- und Weiterbildung der Lehrerinnen und Lehrer. Es liegt an der Gemeinde Wien, es liegt am Stadtschulrat für Wien, hier den entsprechenden Diskurs mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auf der Universität Wien und auf den beiden pädagogischen Hochschulen zu suchen. Gerade eine Kooperation zwischen den Universitäten und den pädagogischen Hochschulen kann durch die Gemeinde gefördert werden. Genau das heißt regionales Bildungsmanagement, die Zusammenarbeit, die Vernetzung, zu fördern.

 

Was spricht dagegen, diese Kooperation mit entsprechenden Projekten im Gemeinderat und im Landtag zu fördern und zu unterstützen, was spricht gegen eine geplante Durchlässigkeit in der Lehrerbildung und –ausbildung, das heißt, Rahmenbedingungen zu schaffen, die die Standards, die Individualisierung und Leistung sicherstellen. Was spricht dagegen, dass der Wiener Gemeinderat und der Wiener Landtag den Universitäten und Hochschulen ein Budget zur Verfügung stellt, um an gemeinsamen Projekten zu arbeiten. An gemeinsamen Projekten, die eine durchlässige Lehreraus- und –weiterbildung sicherstellen. Derzeit wird sowohl die Lehrerausbildung im Bundesschulbereich auf Bologna-Prozess umgestellt, als auch eine Lehrerausbildung an pädagogischen Hochschulen geplant. Ein Abstimmungsprozess zwischen diesen beiden ist strukturell derzeit vom Stadtschulrat nicht erkennbar. Es wäre aber notwendig, dass diese beiden Einrichtungen dringend, so rasch wie möglich, ihre Curricula miteinander und aufeinander abstimmen, damit die Durchlässigkeit in der Lehrerausbildung gewährleistet ist.

 

Die Stadtschulratspräsidentin hat ja nicht in allem unrecht. Auch sie hat erkannt, dass mit 2009 noch keine gemeinsame durchlässige Lehrerausbildung durch gemeinsame Curricula und durchlässige Curricula gewährleistet werden kann. Auch sie hat erkannt, dass es hier einen höheren Abstimmungsprozess braucht. Also, wir wollen ihr nicht unrecht tun, sondern hin und wieder auch recht geben, nämlich dort, wo sie recht hat. Recht hat sie, wenn sie fordert, dass wir eine abgestimmte, koordinierte Durchlässigkeit in der Aus- und Weiterbildung brauchen, und dass wir eine höhere Fachausbildung im Pflichtschullehrerbereich brauchen, aber auch eine verstärkte pädagogische Ausbildung an den Hochschulen.

 

Derzeit ist in beiden Bereichen Handlungsbedarf gegeben, um die Qualität der Lehreraus- und –weiterbildung weiter zu entwickeln und damit Schulentwicklung zu stärken und zu fördern. (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Was ist in den letzten zwölf Jahren gewesen!) Die Bausteine für eine solche Entwicklung wurden gelegt, aber jetzt ist es notwendig, entsprechendes Bildungsmanagement anzugehen, und zwar professionell anzugehen.

 

Professionell ist es für mich nicht, wenn ich irgendein Datum nenne, das nur alle Eltern und Kinder verunsichert. Hunderte von Mails sind bei uns eingelangt, die die Eltern verunsichern, und die Eltern sagen: Ich verlasse Wien, ich verlasse diese Stadt, wenn hier an Abschaffungen gearbeitet wird, die leistungsfeindlich sind und die ideologisch motiviert sind. (GR Godwin Schuster: Peinlich, was Sie sagen!) Wir wollen einen gemeinsamen Bildungs-, Kultur- und Wirtschaftsstandort Wien haben, in den alle gern herziehen, weil sie stolz sind auf das Bildungssystem und nicht, weil sie sich vor der Schule fürchten müssen.

 

Ich habe ein Mail bekommen, da schreiben mir Eltern von ein- und dreijährigen Kindern: „Bitte, verhindern Sie diesen Wahnsinn, sonst muss ich heute schon aus Wien ausziehen". Also, bereits Eltern von Kindergartenkindern sorgen sich um die Qualität dieses Schulsystems. Ein Umdenken ist heute im Budget passiert, ein erstes Umdenken ist mit dem Resolutionsantrag passiert und wir hoffen, dass es noch ein weiteres Umdenken im SPÖ-Bereich gibt, denn auch viele Lehrerinnen und Lehrer, die sich zur SPÖ bekennen, wissen, dass die reinen Etikettenveränderungen noch keine Qualität im Bildungswesen steigern.

 

Viele Lehrerinnen und Lehrer, die Ihnen und uns

 

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