Gemeinderat,
20. Sitzung vom 27.04.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 108
habe ja versucht, es ganz klar zu sagen, dass sehr
oft mit neuneinhalb oder zehn Jahren eine Laufbahn eingeschlagen wird, die ja
nicht nur nach einer Leistung beurteilt ist, sondern nach einem
sozioökonomischen Status und dann die meisten, die eine Hauptschule besucht
haben, im Endeffekt auch eine Lehre besuchen und nicht mehr zurückkommen ins
Bildungssystem und damit auf jeden Fall benachteiligt werden.
Es ist ja nicht so, dass nur die SPÖ auf die Idee
käme, eine gemeinsame Ausbildung der Zehn- bis Vierzehnjährigen ist so wichtig
und wertvoll, das haben ja schon vor viel, viel längerer Zeit die Wirtschaft
und die Industrie erkannt. Die haben nämlich erkannt, dass eine Erhöhung des Bildungsgrades
der Bevölkerung auf jeden Fall positive Einflüsse auf die Wirtschaft, auf den
Wirtschaftsstandort und auf die wirtschaftliche Entwicklung hat. Die haben das
schon viel länger erkannt.
Da gibt es sehr, sehr engagierte Wirtschafts- und
auch BildungsexpertInnen, die sich gemeinsam im Bereich der Sozialpartnerschaft
zum Beispiel vor langer Zeit auf ein Papier geeinigt haben, das all diese
Punkte, vollkommen weg von jeglichen ideologischen Schranken, festgeschrieben
hat: Was ist denn für jedes einzelne Kind, für einen jungen Menschen wichtig,
um einen hohen Bildungsgrad zu erreichen, um damit auch einen wesentlich
besseren Beitrag für den Wirtschaftsstandort leisten zu können?
Das hat die Wirtschaft schon lange erkannt, und die
Papiere sind allgemein bekannt. Ich weiß nicht, ob sie den Freiheitlichen
bekannt sind. Ich kann sie gerne einmal überreichen. Diese Papiere sind ja
allgemein bekannt. Hier haben die Sozialpartner, also sowohl die
Wirtschaftskammer als auch die Industriellenvereinigung als auch die
Arbeiterkammer und der ÖGB, das schon lange festgelegt.
Das heißt, wir wollen jetzt in diesem Diskurs
gemeinsam mit allen, die daran interessiert sind, eine inhaltliche Verbesserung
der Pädagogik erreichen. Wir wollen eine Individualisierung des Unterrichts,
etwas, das zum Beispiel in der AHS jetzt gar nicht stattfindet, denn da gibt es
keine innere Differenzierung, das ist einfach nur die AHS, und alle, die dort
sitzen, werden irgendwie gleich behandelt. Auch diese Kinder hätten Anspruch
und sollen Anspruch auf so eine Individualisierung haben.
Wir brauchen ja nichts neu zu erfinden. Ich meine,
die Zukunftskommission ... (Ruf bei
der ÖVP: Die wurde von Gehrer eingesetzt!) Schade, dass die Gehrer das
irgendwie alles in Schubladen verschwinden hat lassen, denn da hat es ja schon
das erste Mal einen leisen Aufschrei vieler BildungspolitikerInnen und
-expertInnen gegeben, der gleich wieder niedergedrückt wurde. Die haben gesagt,
diese Ergebnisse der Zukunftskommission sind ja gar nicht so schlecht, da sollte
man ja durchaus einmal beginnen, sie umzusetzen. Aber leider ist dieses Papier
in einer Schublade gelandet und von Gehrer negiert worden. Da kann man nicht
sagen, dass die Frau Gehrer eine hervorragende zukunftsorientierte Weitsicht in
ihrer Amtszeit gehabt hat. Das würde ich in jedem Fall bestreiten wollen. (GR Dr Herbert Madejski: Lang war sie im
Amt!) Lang war sie, das stimmt, lang war die Amtszeit der Frau Gehrer auf
jeden Fall.
Die Frau Stadträtin hat hier auch etwas gesagt, dem
ich mich durchaus anschließen kann, nämlich, dass junge Menschen bis 18 in
Ausbildung stehen sollten. Wenn das eine Pflicht werden soll und wenn es gilt,
das zu unterstützen, bin ich auf jeden Fall dabei. In der Praxis glaube ich,
dass es so ist, aber es rutschen immer ein paar irgendwie aus dem System
heraus, die verdient hätten, dass die Gesellschaft und die Öffentlichkeit die
Verantwortung dafür, dass sie nicht aus dem System herausrutschen, wahrnimmt.
Deshalb begrüße ich jeden Vorstoß, der in die Richtung geht, dass man eine
verpflichtende Ausbildungszeit bis 18 vorsieht, und begrüße das sehr.
Noch einmal zusammengefasst, was jetzt das
bildungspolitische allgemeine Thema betrifft: Wir sind für eine Schule der
Vielfalt, soll heißen, für eine Schule der inneren Differenzierung, wo es noch
einmal darum geht, jedes einzelne Kind dort abzuholen, wo es ist, jedes
einzelne Kind zu fördern, ganzheitlich zu sehen und die Schwächen zu erkennen,
Schwächen abzubauen, Stärken zu erkennen, Stärken zu stärken, um hier alle
Talente auch auszunützen und nicht mit neuneinhalb Jahren schon festzulegen,
welche Bildungslaufbahn hier eingeschlagen wird und wie man quasi einmal einen
bestimmten Status erreicht. Es geht auch darum, den eigenen sozioökonomischen
Hintergrund zu überwinden und nicht schon in vorgefertigte Bahnen geschickt zu
werden.
Ganz kurz noch zum Bereich des Aktes: Schulbauten,
Schulsanierung. In diesem Akt findet sich etwas, was, glaube ich, auch
inhaltlich darlegt, worum es geht, nämlich um die Errichtung eines Campus, einer
vorschulischen Bildungseinrichtungen, sprich Kindergarten, und einer
Volksschule. Da geht es uns darum, das, was wir schon am Monte Laa pilotiert
haben, auch am Nordbahnhof zu machen, einen Bildungscampus entstehen zu lassen.
Das PPP-Modell ist ein Pilotprojekt. Das steht auch sehr, sehr eindeutig im Akt
drinnen. Wir wollen uns das jetzt einmal ganz genau anschauen. Wir werden das
genauso kritisch beobachten, wie das mit der Ausschreibung funktioniert, wie
das mit der Vertragsgestaltung funktioniert. Es gibt sehr, sehr viele Dinge,
die sicherlich vertraglich zu regeln sind. Wir wollen es einmal ausprobieren,
wie kann so etwas ausschauen, wie kann ein PPP-Modell im Schulbereich
stattfinden, und ich denke, diese neuen Wege sollten wir auch hier gehen.
Wenn wir heute darüber reden,
Chancen zu ergreifen, um Bildung und Pädagogik neu zu gestalten, so denke ich
mir, ist es auch an der Zeit, die Chance zu sehen und zu ergreifen, die heute
in diesem großen Schulsanierungsprozess ein großer Schritt ist, der nicht ein
Tropfen auf dem heißen Stein ist, sondern ein riesengroßes Fass, nämlich eine
große Summe von Mitteln, die hier eingesetzt werden, um unsere Schulen in Wien
gemeinsam mit den Bezirken herzurichten. Da sind die Lösungen genauso
individuell, wie es die Lösungen in der Schule sind. Es wird mit jedem
einzelnen Bezirk mit Sicherheit eine optimale Lösung gefunden werden. Es ist
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