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Gemeinderat, 20. Sitzung vom 27.04.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 54 von 108

 

Öffnungszeiten, die wirklich skurril waren, kaum eine Chance hatten. Um 6 Uhr in der Früh sind die Mitarbeiter noch nicht dort und gehen daher auch nicht einkaufen, und am Abend war nicht mehr offen, die Leute in diesem Bereich arbeiten jedoch öfters wesentlich länger. So kam es real zu einem Verlust von zirka 3 000 bis 3 200 Kunden.

 

Ich habe in der Diskussion, nicht, um zu provozieren, sondern aus tiefster Überzeugung, auch gesagt, dass nicht einmal die 12 000, die jetzt unterschrieben haben, den realen Kundenverlust aufhalten konnten. Wobei ich glaube, dass eine erkleckliche Anzahl derer, die hier unterschrieben haben, nicht für den Bestand der Markthalle an sich, sondern für eine Institution und die Idee gestimmt haben. Das habe ich dort gesagt, und ich habe von den Standlern Applaus bekommen: Wenn jeder von diesen 12 000 einmal in der Woche in etwa einen Betrag – darüber kann man jetzt diskutieren – von 10, 20 oder 30 EUR ausgegeben hätte, dann ergibt eine einfache Rechnung, dass bei 49 offenen Standln zumindest jeder Standler pro Tag einen Zusatzumsatz von 800 bis 1 000 EUR gehabt hätte. Dann wäre die Sache anders. Dann würden wir heute wahrscheinlich anders diskutieren, denn dann müssten wir darüber nachdenken, ob wir die Halle mit einem funktionierenden Geschäftsbetrieb von 49 oder mehr Standlern nicht doch behalten sollten.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren! So ist es aber nicht. Und bereits im Jahr 2004 wurde, was vielleicht ganz interessant ist, im „Standard“ etwas darüber geschrieben. Der „Standard“ ist sicherlich keine Zeitung, die uns sehr gewogen ist, es wird darin aber auch oft positiv geschrieben. In diesem Fall kommt ein vollkommen unverdächtiger Zeuge zu Wort. Er drückt im Jahr 2004 in einem Artikel das aus, was den Zustand der Halle am besten charakterisiert, indem er nämlich schreibt, dass oben an der Bar in der Halle ein pensionierter Markthallenarbeiter gegen die Einsamkeit und das Elend trinkt. – Genau mit diesem Satz hat der Journalist es wunderbar auf den Punkt gebracht! So haben die Tatsachen dort schon 2004 ausgeschaut.

 

Einen Vorwurf an die SPÖ, die zuständigen Dienststellen und den Herrn Bezirksvorsteher muss man hier trotzdem nochmals dezidiert erwähnen. Herr Kollege Strobl weiß es wohl, weil er aus dem Kammerbereich kommt; ich weiß nicht, ob er damals dabei war, aber es waren sicherlich Leute dabei, die ihm berichtet haben. Ich habe ein Gedächtnisprotokoll von einem Kammerfunktionär, der bei der damaligen Begehung die ganze Zeit dabei war. Damals im Frühjahr 2005 wurde im Beisein der verantwortlichen Stadträtin Wehsely zugesagt, dass die Beleuchtung verändert wird, der Anstrich der Wände und Decken erneuert wird, die Zugangsmöglichkeiten erneuert werden, die Türen saniert werden, dass es in der Marxergasse eine neue Beschriftung geben wird, die Öffnungszeiten angepasst werden und so weiter und so fort. Die Frau Stadträtin hat sich damals im Großen und Ganzen überhaupt nicht festgelegt, sondern gesagt, dass für all das das Marktamt zuständig ist. – Selbstverständlich ist formal das Marktamt zuständig! Aber sie ist die zuständige Stadträtin, und mit etwas mehr Einsatz, Druck und Wollen hätte man schon ein bisschen mehr tun können!

 

Interessanterweise hat der Herr Bezirksvorsteher der SPÖ, Hohenberger, damals im Wesentlichen gegenüber dem „Standard“ zugesagt und versprochen, dass die berechtigten Forderungen erfüllt werden. Bei einer öffentlichen Diskussion am Dienstag hat der Herr Bezirksvorsteher nunmehr erklärt, warum es nicht dazu gekommen ist: Er hat gesagt, dass leider das Geld ausgegangen ist. Die Sanierung hätte letztlich, nachdem man alles verfallen ließ, zirka 8 Millionen EUR gekostet. Leider ist der Meidlinger Markt vorgezogen worden, der auch schon furchtbar ausgeschaut hat. Als Meidlinger Mandatar hat es mich natürlich gefreut, dass der Meidlinger Markt teilsaniert wurde, zwar noch lange nicht alles, aber zumindest ein Teil, nachdem wir in unserem Bezirk auch acht Jahre darauf gewartet haben, dass der Markt nach verschiedensten Konzepten saniert wird.

 

Das zeigt uns aber das Dilemma im gesamten Bereich Markt in Wien. Seit der Dezentralisierung sind die Bezirke für die Märkte zuständig, und da verhält es sich so wie bei den Schulen: Die Bezirke schaffen mit ihren geringen Budgetmitteln die Sanierung der Märkte nicht. Das geht nicht! Deswegen musste man ja in Meidling so lange warten, detto im 3. Bezirk, der Markt in Simmering ist überhaupt gleich eingegangen, und im 2. und 20. Bezirk hat man mit Zittern und Zagen und mit Unterstützung durch das Zentralbudget noch ein bisschen etwas zusammengebracht.

 

Im Hinblick darauf haben wir schon vor Jahren eine Erhöhung des Marktbudgets gefordert. Sie wissen das, und Frau Kollegin Wehsely weiß es. Es geht doch nicht an, dass wir dafür 10 Millionen EUR, das sind knapp 130 Millionen ATS, im Jahr haben! Es muss doch möglich sein, aus einem Milliardenbudget für Nahversorgung, Tradition, Konsumentenfreundlichkeit und Arbeitsplätze einen doch etwas höheren Betrag zu lukrieren! Vielleicht gelingt es in den nächsten Monaten noch, die neue Finanzstadträtin Brauner zu überzeugen, dass hier durchaus Handlungsbedarf gegeben ist, denn sonst zerbröseln uns die letzten Märkte auch noch! Dann brauchen wir nicht mehr darüber zu diskutieren, ob wir sie überhaupt wollen beziehungsweise ob wir sie behalten wollen.

 

Meine Damen und Herren! Die realistische gegenwärtige Situation wird in der Diskussion immer verschwiegen. Das kann natürlich ein schönes populistisches Thema sein, man kann damit sehr gut auftreten und sagen: Wir haben so und so viele Unterschriften, alle wollen das erhalten. – Selbstverständlich, wenn mir einer so etwas hinlegt und mich fragt, ob ich etwas erhalten will, was schön ist, dann sage ich auch, dass ich das natürlich erhalten will. Dann will jeder ins Grüne in ein Einfamilienhaus mit sieben Kinderzimmern, vielleicht noch fünf Autos und drei Parkplätze. Natürlich wird das jeder unterschreiben! Trotzdem muss man hinterfragen, was eigentlich hinter einer Unterschrift steckt, was die Leute wollen und ob das, was gefordert wird, möglich ist.

 

Ich sage: Im vorliegenden Fall ist es nicht möglich. Derzeit gibt es 55 Standln, davon sind sechs

 

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