Gemeinderat,
20. Sitzung vom 27.04.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 55 von 108
geschlossen, es bleiben also 49 übrig. Davon werden
38 Standler, wobei 22 insgesamt 28 Standln haben, die durchaus nicht
kleinliche, sondern bewusst großzügig gewählte Abfertigung annehmen. No na!
Wenn jemand zwischen 55 und 60 ist und keine Nachfolge hat, dann wird er
selbstverständlich die Abfertigung nehmen und sich nicht mehr in ein neues
Abenteuer stürzen! Bleiben insgesamt elf übrig. Von diesen elf Standlern sind
sich zwei unsicher und wissen noch nicht, was sie wirklich tun wollen, bleiben
noch neun. Fünf von den neun haben gesagt, dass sie nicht dort bleiben wollen
und eine Neugestaltung akzeptieren. Darauf, wie man diese genau bezeichnen
will, will ich mich jetzt nicht festlegen. Wird es ein neues Center geben,
allerdings nicht mit einem Supermarkt à la Interspar, sondern auf eigene
Fläche?
Somit bleiben genau vier übrig. Nach dem Stand am Tag
der Diskussion, also Mittwoch, wollen vier Standler in der alten Halle bleiben.
Meine Damen und Herren! Überlegen Sie! Die Sanierungskosten betragen
8 Millionen, und die SPÖ ist nicht von der Schuld zu befreien, dass die
Kosten überhaupt so hoch sind. Der Deckungsgrad beträgt 28 Prozent. Die
Nahversorgung muss uns schon etwas wert sein. Wenn ich mir aber andere Märkte
in Wien anschaue, dann ist dort der Deckungsgrad doch höher. Er kann nie
100 Prozent sein, das wollen wir gar nicht. Da muss die Stadt zuschießen,
denn eine solche Institution ist aus Tradition und auch aus
Konsumentenfreundlichkeit etwa gegenüber allein stehenden älteren Menschen
wichtig. Aber mit 28 Prozent und einen jährlichen Abgang von zirka
1,375 Millionen EUR ist eine Sanierung für derzeit vier Standler, die
dort bleiben wollen, ein wirtschaftliches Unding!
Ich weiß, dass das nicht ganz populär ist, aber die
FPÖ hat schon sehr lange darüber nachgedacht, ob das erhalten werden soll, und
hat sich gefragt, für wen das eigentlich gemacht und ob etwas Neues ausprobiert
werden soll. – Ich bin der Meinung, dass die Grenzen des Deckungsgrades,
des Verlustes und des Zuschießens sehr wohl beachtet werden müssen. Das zahlt
ja nicht die Stadt Wien, sondern das zahlen die Steuerzahler.
Eine Dame hat vom quasi subventionierten Schnitzel
oder Beuschel gesprochen. Meine Damen und Herren! Die Dame, die gefürchtet hat,
dass sie ihr Beuschel oder Hundefutter nicht mehr bekommt, wird es, wenn das
Ganze lichter und moderner, mit den gleichen Transportmitteln des öffentlichen
Verkehrs zu erreichen und mit besseren Parkplätzen versehen ist, weiterhin
schaffen, dort ihre Einkäufe zu machen, wenn die Stadt Wien und der Betreiber
jenen Marktstandlern und anderen mit langfristigen Mitteln hilft und die Chance
gibt, dort kostengünstig zu investieren.
Meine Damen und Herren! Wir müssen daher eine
lebensfähige marktähnliche Institution beibehalten oder neu definieren. Die
Idee, die wir als Erste eingebracht haben, wurde jetzt schon komplett von allen
übernommen, auch vom Herrn Bezirksvorsteher, wenn auch mit anderen Worten.
Wer das Ganze aus Tradition heraus noch kennt, weiß,
dass es dort die alte Fleischhalle en gros und en detail gegeben hat. Heute ist
in der Stadt die Kombination von Groß- und Detailhandel an sich unsinnig, denn
der Detailhandel ist hier wesentlich besser positioniert. Man ist 1979 in die
jetzige Halle umgezogen, und es hat sich eine Gruppe von Fleischern gefunden,
die dort noch ihr Auslangen finden konnten. Wenn man nun weiß, dass heute
20 Prozent der noch übrig gebliebenen Fleischer in Wien dort in der
Markthalle sind, von welchen manche eh schon aufhören wollen, dann muss es uns
eben gelingen, jenen Gruppen von Fleischern und den Käufern, die ihr Fleisch
noch individuell aussuchen und nicht die paketierte Ware nehmen wollen, die
Chance zu bieten, dort eine marktähnlich definierte eigene Ecke zu haben. Ob
man das nun „Corner“ oder „Regionalfleisch“ nennt, ist letztlich wirklich
bedeutungslos. Entscheidend ist, dass es das dort gibt und dass es sich dabei um
regionale Bioprodukte aus dem Bereich der Landwirtschaft der Umgebung handelt.
Noch etwas ist wichtig. Wir von der FPÖ glauben, dass
man Menschen, die etwas mit Hirn riskieren, eine Chance geben sollte. Unternehmertum
ist immer Risiko. Ich bin selber Unternehmer und habe in meinem Leben auch viel
riskiert. Es ist nicht immer alles aufgegangen. Aber Unternehmertum ist eben
Risiko, da kann mich sich nicht darauf verlassen, dass immer der Staat und alle
anderen bezahlen. Das würde auch meiner und unserer unternehmerischen
Philosophie widersprechen. Ein gewisses Risiko muss man eingehen. Aber wer das
Risiko eingeht, und zwar mit einer langfristigen Unterstützung von Seiten der
Stadt vor dem Hintergrund einer im Gespräch mit dem Bauträger noch
herauszuarbeitenden Mietsituation, der wird dort reüssieren.
Ich sage Ihnen: In ein paar Jahren werden diese
12 000 Personen, die unterschrieben haben, dann tatsächlich dort
einkaufen! Sie werden dann sowieso in den neuen Markt einkaufen gehen und
können dann bei den letzten 10 oder 15 Marktstandln, die übrig geblieben
sind, weiterhin ihre Produkte kaufen.
Etwas ganz Wichtiges wurde bei der Diskussion noch
nicht erwähnt. Im Sommer muss heuer sowieso geschlossen werden, weil dort
U-Bahn gebaut wird. Zwei bis drei Jahre wird überhaupt geschlossen sein. Wer
sollte dort also arbeiten? Wer würde die Überbrückungshilfe zahlen? – Das
ist absolut unmöglich! Meine Damen und Herren! Die Leute dort hätten keine
Überlebenschance, wenn man sie nicht neu positioniert.
Nun noch zur Nahversorgung
insgesamt: Ich höre immer wieder von Seiten der Österreichischen Volkspartei
und der Kammer, Kollege Strobl, wie viele Geschäfte in den letzten
15 Jahren eingegangen sind. Darüber brauchen wir nicht zu diskutieren!
Viele Geschäfte etwa an der Thaliastraße, der Hernalser Hauptstraße, der
Ottakringer Straße, der Reinprechtsdorfer Straße, der Alserbachstraße, der
Neulerchenfelder Straße, wo wir selbst ein Geschäft gehabt haben, an der
Lerchenfelder und so weiter mussten schließen. Und diese Nahversorgungsbetriebe
sind nicht deswegen eingegangen, weil
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