Gemeinderat,
22. Sitzung vom 25.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 140
Finanzierungsformen für die Pflege. Diese strikte Trennung zwischen Pflege- und Gesundheitsversorgung ist anachronistisch, kommt aus einer Zeit, in der Pflege etwas ganz anderes bedeutet hat. Oft sind Pflege und gesundheitliche Betreuung weder organisatorisch noch inhaltlich und im Endeffekt auch finanziell nicht voneinander zu trennen.
Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten. Man kann die Pflege
in Zukunft aus Steuern finanzieren. Es gibt entsprechende Vorschläge über einen
zentralen österreichischen Fonds, es liegen Vorschläge zur Finanzierung auf dem
Tisch, wie zum Beispiel der einer Vermögenssteuer. Das muss inhaltlich gut
überlegt sein, aber es soll jedenfalls ernsthaft diskutiert werden. Eine andere
Variante ist die, dass wir auch die Pflege in die gesetzliche
Sozialversicherung mit einbeziehen. Auch hier brauchen wir aber
selbstverständlich unter anderen Bedingungen neue Finanzierungsformen, eine
Verbreiterung der Bemessungsgrundlage, denn es kann nicht sein, dass immer
weniger Lohnabhängige, immer weniger vollzeitbeschäftigte Sozialversicherungsverpflichtete
immer größere Lasten tragen. Das heißt, hier wäre eine Verbreiterung der
Bemessungsgrundlage notwendig, aber auch ohne Einbeziehung der Pflege. Generell
denke ich, dass unser Gesundheitswesen dieser neuen Finanzierungsformen bedarf.
Sehr geehrte Damen und Herren! Das Land Wien ist
bereit, sowohl bei der 24-Stunden-Pflege als auch bei einer grundsätzlichen
Neuordnung der Pflegefinanzierung seinen Teil dazu beizutragen. Ich werde diese
Vorschläge auch in die bevorstehenden Finanzausgleichsverhandlungen mit
einbringen. Wir übernehmen Verantwortung, denn es geht um die meiner Meinung
nach größte gesellschaftliche Herausforderung, der wir gegenüberstehen, der wir
uns stellen müssen im Interesse der älteren Generation in dieser Stadt und in
diesem Land.
Zurück, sehr geehrte Damen und Herren, zur
Sozialhilfe im engeren Sinn: Auch hier wissen Sie, dass sich seit dem Jahr 2000
die Anzahl der Sozialhilfebezieher sehr stark verändert hat. Logischerweise
sind dementsprechend auch mehr Finanzmittel für direkte Geldleistungen in der
Sozialhilfe nötig geworden. Die Aufwendungen dafür sind auf
180 Millionen EUR im Jahr 2006 gestiegen; das bedeutet eine
Steigerung von 18 Millionen EUR gegenüber dem Rechnungsabschluss 2005.
Sehr geehrte Damen und Herren!
Unseren Weg, dass wir massiv in den Gesundheits- und Pflegebereich investieren,
werden wir auch in den nächsten Jahren konsequent fortsetzen. Die Pläne liegen
auf dem Tisch. Bis 2015 werden wir sechs neue, moderne Geriatriezentren
errichten. Konkret geht es um neue Pflegeeinrichtungen in den Bezirken 2, 10
und 12. Unser Ziel ist es, den Wienern und Wienerinnen im Jahr 2015 ein dichtes
Netz von modernsten, wohnlichen, hoch qualitativen Pflegeeinrichtungen mit
insgesamt 16 000 bedarfsgerechten Pflege und Betreuungsplätzen anbieten zu
können. 350 Millionen EUR werden wir insgesamt in die Errichtung
moderner Geriatriezentren investieren.
Sehr geehrte Damen und
Herren! Die Stadt Wien - um zum nächsten Kapitel zu kommen - versteht den
Bereich Schule und Bildung als zentrale gesellschafts- und
wirtschaftspolitische Aufgabe. Deswegen investieren wir
1,3 Milliarden EUR für Schulen, Bildung und Kindergärten. Höchstes
Niveau der Bildungs- und Ausbildungseinrichtungen ist eine entscheidende
Voraussetzung für ein funktionierendes soziales Miteinander und den Erfolg als
Wirtschaftsstandort.
Die Stadt Wien hat deswegen im Jahr 2006
957 Millionen EUR in Schulen und Bildungseinrichtungen investiert.
Dazu kommen noch die Ausgaben für Wiens Kindergärten, die Kinderbetreuung, in
die 342 Millionen EUR geflossen sind. Auch das ist ein neuer
Rekordwert, und es sind um 57 Millionen EUR mehr als im Jahr 2005.
Unsere Bildungsoffensive treiben wir aber
selbstverständlich auch zukünftig voran. So fließen 610 Millionen EUR
in das 10-Jahre-Sanierungsprogramm für die Schulen, 185 Millionen EUR
stehen für den Schulneubau in den Stadterweitungsgebieten bis 2015 zur
Verfügung.
Die Investitionen in die Bildungs- und
Ausbildungseinrichtungen, aber auch in Forschung und Entwicklung - das
bestätigt im Übrigen auch eine Modellsimulation des WIFO - bringen langfristig
den größten Effekt auf den Beschäftigungszuwachs und damit auf das
Bruttoinlandsprodukt. Unsere Investitionen in diesen Bereich sind ein
entscheidender Beitrag, um den Wirtschaftsstandort Wien langfristig zu sichern.
Und: Es ist gesellschaftspolitisch wichtig, denn Bildung schützt vor
Arbeitslosigkeit. (Beifall bei der SPÖ.) Die Hälfte aller arbeitslos
Gemeldeten hat ein niedriges Bildungsniveau, deswegen investieren wir hier ganz
besonders. Denn gut qualifizierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind eines
der wichtigsten Assets für den Wirtschaftsstandort Wien.
Sehr geehrte Damen und Herren! Dieser
Wirtschaftsstandort Wien entwickelt sich weiter. Dieser Wirtschaftsstandort
Wien unterliegt einem rapiden Strukturwandel; bei der Bewältigung dieses
Strukturwandels unterstützt die Stadt Wien die Wiener Wirtschaft massiv: Allein
im Jahr 2006 mit 167 Millionen EUR für wirtschaftsfördernde Maßnahmen,
zum Beispiel durch wirkungsvolle Hilfe für die Unternehmen bei der
Modernisierung, Internationalisierung und Qualifizierung der Mitarbeiter und
Mitarbeiterinnen, oder mit der Errichtung von maßgeschneiderten Immobilien,
Infrastruktureinrichtungen, zum Beispiel für Technologie- und
Industriebetriebe. Insgesamt 167,4 Millionen EUR - auch hier ein Plus
von 13,3 Millionen EUR - kamen aus dem Wiener Budget der
Wirtschaftsförderung im engeren Sinn zugute, inklusive der Aufwendungen für die
Fachhochschulen und der Beteiligungen an Projekten wie der Therme Oberlaa-neu.
Sehr geehrte Damen und Herren!
Dieser Strukturwandel ist nicht einfach, aber es führt kein Weg daran vorbei.
Wir können und wollen im Standortwettbewerb nicht als Billigstbieter mit den
niedrigsten Löhne gewinnen, sondern als Bestbieter, wenn wir hochqualifizierte
und innovative Produkte und Services produzieren und
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