Gemeinderat,
22. Sitzung vom 25.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 140
haben.
Und nun nehmen wir das Ziel des VBgm Rieder her, der
den Jugendlichen in Wien verspricht, dass die Situation noch besser sein soll
als in Salzburg. Meine Damen und Herren! Wien ist Schlusslicht, was die
Lehrlingsplätze betrifft.
Ich darf Ihnen das reziproke System so erklären. Auf
vier Lehrstellensuchende gab es nur eine offene Stelle. Mit anderen Worten:
Vier Jugendliche haben vergeblich eine Lehrstelle gesucht. Das war das Ergebnis
des Voranschlages 2006, das war das Ergebnis dieser politischen Zielsetzung,
die, Frau Vizebürgermeisterin, ganz offensichtlich nicht erreicht wurde. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Ausbildungsplatz für
Jugendliche gibt es aber auch in der Schule, und auch hier könnte man annehmen,
dass die Stadt Wien über ihren Stadtschulrat das Ziel von VBgm Rieder ernst
genommen hat. Aber offensichtlich funktionierte auch 2006 die Kommunikation
zwischen der Stadt Wien und dem Stadtschulrat nicht. Denn wenn wir heute von
Durchlässigkeit reden, dann reden wir vor allem davon, dass es genügend
Schulplätze für die 14- bis 19-Jährigen geben muss. Im gesamten Jahr 2006 hat
die Stadt es verabsäumt, einen regionalen Bildungsplan abzugeben, der aufzeigt,
dass es verstärkt Oberstufenrealgymnasien braucht. Kein einziges
Oberstufenrealgymnasium wurde beantragt, obwohl tatsächlich die Lehrplätze
nicht vorhanden waren und eine Ausbildungsgarantie nicht erst jetzt im
Koalitionsabkommen notwendig gewesen ist, sondern die Stadt bereits 2006 eine
solche abgeben hätte müssen und erkennen hätte müssen, dass sie mehr
Oberstufenrealgymnasien braucht.
Aber das passt nicht in die Bildungspolitik der SPÖ,
sondern sie versucht, künstlich zu verknappen, um dann zu sagen, wir brauchen
eine Gesamtschulreform. Hätte sie nämlich genügend Bildungsplätze für die 14-
bis 19-Jährigen, dann können auch tatsächlich mehr Jugendliche bis zur Matura
kommen. Aber das passt nicht in eine ideologisch geführte Debatte.
Ich komme nun zum zweiten Punkt des damaligen
Vizebürgermeisters: „Wir wollen die Wiener Wirtschaft fördern, und zwar so,
dass sie mehr Arbeitplätze schaffen kann."
Also die Arbeitsplätze – das haben wir ja schon
ausgeführt – wurden nicht geschaffen. Aber wie schaut es mit der
Wirtschaftsförderung aus? Hier konnten wir in diesem Rechnungsabschluss – wie von uns schon damals angekündigt –
feststellen, dass man uns nämlich die Euro für die Wirtschaftsförderung
gleichzeitig als Wissenschaftsförderung verkauft und vice versa. Mit anderen
Worten: Es gab Pressekonferenzen im Jahr 2006 von VBgm Rieder, wo er uns einmal
den Betrag als Wissenschaftsförderung verkauft hat und einmal als
Wirtschaftsförderung. Bei der Durchforstung des Budgets hat sich
herausgestellt, es ist dasselbe Budget, nur zweimal ein Marketingschleiferl
drumherumgewickelt, also doppelt verpackt. (GR
Dr Matthias Tschirf: Aha, das ist interessant!)
Was hat man also stattdessen gemacht? Man hat die
Wirtschaft schrumpfen statt wachsen lassen, schrumpfen im Vergleich wieder zum
österreichischen Standard. Und wäre das Wirtschaftswachstum in Wien im Jahr
2006 so groß gewesen wie im übrigen Österreich, dann wäre Österreich das beste
Land Europas gewesen. Aber das konnte Wien nicht leisten, das wollte Wien nicht
leisten, denn Wien verspricht, verpackt, aber hält nicht Wort.
Gehen wir weiter, was hier versprochen worden ist:
„Wir wollen die Chancen und Zukunftsperspektiven, die sich aus der besonderen
geopolitischen Situation Wiens im Zusammenhang mit der Erweiterung der
Europäischen Union ergeben, nicht versäumen. Wir wollen sie voll und ganz
nützen."
Meine Damen und Herren! Mittlerweile ist das
Wirtschaftswachstum in fast allen umliegenden neuen EU-Ländern höher als in
Österreich und in Wien. In Österreich hinkt es wegen Wien hinterher, ansonsten
könnte es mithalten. Aber Wien profitiert derzeit vom Wirtschaftswachstum der
umliegenden Länder, sonst wäre der Zustand noch katastrophaler, als er derzeit
schon ist.
Mit anderen Worten: Ich bin Herrn Klubobmann Oxonitsch
dankbar. Es zahlt sich aus nachzulesen, und es zahlt sich aus, den Wählerinnen
und Wählern gegenüber zu recherchieren, um aufzuzeigen, dass diese Politik
letztendlich die Schmerzgrenze von uns allen erreicht hat, und zwar nicht auf
Bundesebene, sondern auf Wiener Ebene. Wenn es daher zu einer Veränderung und
frühzeitigen Wahlen kommen sollte, dann wären die vor allem in Wien
wünschenswert, denn hier gehört ein Kurswechsel dringend vorgenommen (Beifall
bei der ÖVP. – GR Harry Kopietz: Schwacher Applaus!), ein Kurswechsel, der 2000 auf Bundesebene vorgenommen wurde
und den ich hier kurz zitieren möchte, denn auch diesen Kurswechsel möchte
Klubobmann Oxonitsch nicht so gerne zur Kenntnis nehmen.
Ich darf hier zitieren, wie die ÖVP im Jahr 2000, nachdem
sie die Regierungsgeschäfte übernommen hatte, das Budget saniert hat. Seit
30 Jahren sank bis 2006 die Stadtschuldenquote erstmals um
20 Milliarden EUR, waren die Schulden niedriger als 2000.
Herr Klubobmann Oxonitsch, ich weiß schon, es ist
tragisch, wenn man das zur Kenntnis nehmen muss, aber so war es halt leider,
vielmehr Gott sei dank für die Österreicherinnen und Österreicher. (Ironische Heiterkeit bei der SPÖ.)
Eine Reduktion des jährlichen Zinsendienstes ist
erfolgt. Er ist um 1 Milliarde EUR gesunken. Man überlege sich nur,
was mit dieser einen Milliarde alles investiert werden konnte. Ich erinnere nur
an die Bildungsmilliarde, an die Technologiemilliarde, an die
Wissenschaftsmilliarde. Es gab also viel, was mit dieser Milliarde gemacht werden
konnte (GR Harry Kopietz: Eurofighter kaufen!) – die Eurofighter hoffen
wir, dass wir noch kaufen können, aber da haben Sie ja einen Beitrag zu leisten
(Beifall bei der ÖVP.) –, und trotz
Steuerreform konnte die Verschuldung auf Bundesebene gesenkt werden. Ich darf
nur an die Steuerreform 2004/2005 erinnern, die einen Wert von
3,4 Milliarden EUR ausgemacht hat.
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