Gemeinderat,
22. Sitzung vom 25.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 57 von 140
zum Stillstand, meine sehr verehrten Damen und
Herren!
Ich denke aber, auch im Wiener Wirtschaftsförderungsfonds,
in dem ja alle Parteien, alle Fraktionen vertreten sind, gibt es ein Bündel von
Fördermaßnahmen, die es leichter machen, den Weg als Jungunternehmer oder
Jungunternehmerin einzuschlagen.
Oder: Wien ist Top-Standort für internationale Betriebe.
Das kommt ja auch nicht von selbst, meine sehr verehrten Damen und Herren! 74
der ausländischen Unternehmen haben sich 2006 für Wien entschieden, das sind
fast 50 Prozent der österreichweiten Ansiedlungen. Über 800 neue Jobs sind
dadurch entstanden. Wien kann also durchaus nicht so schlecht sein, wie es
manchmal dargestellt wird.
Auch die Forschungs- und Entwicklungsquote - sie ist
heute, glaube ich, ebenfalls schon erwähnt worden - ist ein Faktor für Wien und
mit 3,2 Prozent sehr, sehr hoch. Nicht nur, dass wir das Lissabon-Ziel von
3 Prozent schon überschritten haben, liegen wir weit über dem
österreichweiten Durchschnitt, meine sehr verehrten Damen und Herren!
100 Millionen für Forschung und Entwicklung: Man
sagt immer, das ist nicht viel. Ich bin sogar froh darüber, dass wir jetzt
endlich den Spatenstich geschafft haben. Wo die Widerstände vier Jahre lang
hergekommen sind, Kollege, das wissen wir alle; so einfach ist das nicht, weil
ja auch das Bildungs- und Wissenschaftsministerium mitspielen muss. Ich gebe
aber zu, Kollege Hahn, Herr Minister Hahn, hat einen anderen Zugang, als ihn
seine Vorgängerin gehabt hat, sodass endlich in der Muthgasse auch der
Spatenstich für das neue Biotech-Zentrum erfolgte. Wien kann also auch hier
nicht so schlecht sein, meine sehr verehrten Damen und Herren.
Ich hätte noch eine tolle Sache für den Stillstand.
Da gibt's ja auch so eine Aktion „Super Ideen für die Stadt", da fordert
die Wiener Volkspartei - scheinbar sind die Ideen im Klub oder irgendwo
ausgegangen - jetzt die Bürgerinnen und Bürger auf mitzutun: Schickt bitte
Ideen ein, und beim Stadtfest werden die besten prämiert, 5 000 EUR
gibt es dafür. An und für sich eine tolle Sache, zusammen ... (GR Mag
Wolfgang Jung: ... macht nämlich Sinn!)
Nein, ich will das gar nicht kritisieren. (GR Dkfm
Dr Fritz Aichinger: O ja!) Kritisieren will ich etwas anderes. Es ist eine
tolle Sache, wenn man die Menschen einbindet. Nur, bitte, wenn jemand eine Idee
oder einen Wunsch hat - der überlegt sich ja etwas in dem Grätzel, in dem er
wohnt -, und er schickt das dorthin, dann bekommt er zweieinhalb Monate keine
Antwort darauf. Das Stadtfest ist schon lange vorbei. Erst nach Urgenz Mitte
Juni schreibt man ihm zurück: Ja, wir machen ohnehin eine Homepage und werden
das irgendwann später bewerten.
Ich glaube, das ist auch nicht der richtige Weg. Da
kann man dann wirklich sagen, das bedeutet politischen Stillstand. (GR Harry
Kopietz: Unprofessionell, würde ich sagen!) Ich glaube, das ist auch nicht
der korrekte Weg.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich glaube,
der Rechnungsabschluss zeigt, dass mit einem klugen und umsichtigen
Finanzmanagement die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Finanz- und
Wirtschaftspolitik getätigt wurden. Die Wiener Stadtregierung wirtschaftet -
das habe ich schon gesagt - ohne Defizit und ohne den Standort auszuhungern,
ohne die Daseinsvorsorge einzuschränken und ohne wichtige Bereiche wie
Gesundheit, Soziales und Bildung zu vernachlässigen.
Die Wiener Stadtregierung vertraut nicht auf die Selbstheilungskräfte
des Marktes, sondern ihre Politik orientiert sich an den Bedürfnissen der
Menschen dieser Stadt. (GR Dr Herbert Madejski: Schlagworte!) Dieser
Rechnungsabschluss zeigt eindrucksvoll die soziale und wirtschaftliche
Verantwortung der Wiener Stadtregierung. Daher werden wir Sozialdemokraten auch
zustimmen. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Puller. Ich erteile
es ihr.
GRin Ingrid Puller (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin!
Danke, Herr Ekkamp, dass Sie Verständnis für die
Oppositionsfraktionen haben, damit sie ihre Kritik auch ausüben können. Auch
ich habe natürlich einen anderen Betrachtungswinkel. Es ist heute der zweite
Rechnungsabschluss, den ich miterlebe, und er unterscheidet sich nicht vom
vorigen Rechnungsabschluss. (GR Franz Ekkamp: Besser! - GR Kurt Wagner: Der
war schon gut!) Ich habe mir vorhin die ganze Zeit beim Bankerl hinten
gedacht: Wahrscheinlich hat die SPÖ einen vorkonstruierten Raster im Computer,
mit Beweihräucherung und Jubelmeldungen, nur die Zahlen sind ein bisschen
verändert: Wir haben heuer einen kleinen Überschuss. Gott sei Dank, weil sich
sonst überhaupt nichts verändern würde.
Wofür ich kein Verständnis habe, ist, dass Sie
meinen: Die Wienerinnen und Wiener sind alle so zufrieden. Sie sind alle so
zufrieden - woher nehmen Sie das? (GRin Nurten Yilmaz: Wahlergebnisse! Das
ist ein Anhaltspunkt!) Da denke ich mir, Sie haben überhaupt keinen Bezug
mehr zu den Wählern oder Wählerinnen. Wenn Sie sich bei den Standeln zeigen,
dann eben nur vor den Wahlen, und schon gar nicht als Frau Vizebürgermeisterin,
die es von einem Termin zum anderen jagt, also überhaupt keinen Bezug mehr hat.
Denn ich denke mir, dann gibt es das nicht, dass die
Leute zu mir kommen, wenn ich an einem Standel stehe oder wir eine
Landesversammlung oder sonst irgendetwas haben: Bitte, Ingrid, mach doch etwas;
die U-Bahnen, die Intervalle sind ausgedehnt, überfüllte Straßenbahnen! (GR
Harry Kopietz: Das sind immer die gleichen, Ihnen persönlich bekannten
Menschen!) Woher zuzeln Sie sich das heraus? Das stelle ich einmal so in
den Raum.
Woher nehme ich das? (GR Harry Kopietz: Das frage
ich mich auch die ganze Zeit!) Es ist Fakt, dass in meinem Bereich, im
öffentlichen Verkehr, die Menschen unzufrieden sind und es an ebendieser
Lebensqualität, weil sie tagtäglich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu tun
haben, fehlt. Da fehlt es wirklich sehr!
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