Gemeinderat,
22. Sitzung vom 26.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 74 von 118
einem österreichischen Pass über MigrantInnen im Gemeindebau wegen Lärmbelästigung beschweren. Die Lärmbelästigung ist ein Thema im Gemeindebau, ist ein Thema in jedem Wohnhaus, also ist nicht ein spezifisches Thema. Es ist ein Thema in der Stadt.
Wiener Wohnen, und da muss ich mich schon wundern,
hat an eine Wohnhausanlage in einem Gemeindebau im 22. Bezirk ein
Schreiben gerichtet, das eigentlich der Intention, zumindest der
Jugendstadträtin, wie sie mir im Ausschuss versichert hat, widerspricht. Die
BewohnerInnen wurden da in einem Brief darauf hingewiesen und ich möchte Ihnen
diesen Brief nicht vorenthalten. Da steht:
„Sehr geehrter Mieter, sehr geehrte Mieterin!
Auf Grund Beschwerden erlaubt sich die Stadt Wien -
Wiener Wohnen darauf hinzuweisen, dass das Fahren mit Fahrrädern, Rollern,
Elektro-Scootern, Skateboards und Inlineskatern wegen erhöhter Unfallgefahr
innerhalb der Wohnhausanlage und in den Stiegenhäusern verboten ist." - Es
geht noch weiter. Kurzer Satz von mir dazu: Wir waren dort, haben uns die
Anlage angesehen. Es gibt dort einen Weg durch die Wohnhausanlage, wo alle
anderen Menschen, die dort durchfahren, sehr wohl mit dem Fahrrad fahren. Für
die ist es nicht verboten. Für die BewohnerInnen dieser Wohnhausanlage ist es
verboten. Es gibt auch einen Motorradkeller. Dass die Motorräder dort
durchfahren, um in den Keller zu gelangen, ist offensichtlich geduldet, aber
Fahrräder, Skateboards und Inlineskater nicht.
Weiter geht es mit dem Brief: „Weiters werden die
Mieter der Wohnhausanlage ersucht, auf ihre Mitbewohner, vor allem Kinder und
Jugendliche, so einzuwirken, dass ein friedliches Zusammenleben innerhalb der
Wohnhausanlage möglich ist. Es ist darauf zu achten, dass die Kinder
beziehungsweise Jugendlichen auf den dafür vorgesehenen Plätzen -
Spielplatz, … - spielen." - Nebensatz von mir: Es gibt dort keinen
Spielplatz, wo die Kinder spielen hätten können. Dort wohnen junge Familien mit
zum Teil kleinen Kindern. Der Älteste ist zehn, die anderen sind abgestuft bis
eins, schätze ich, und es gibt auch welche im Kinderwagen. Die werden dort
darauf hingewiesen, dass sie auf einem Spielplatz spielen, den es gar nicht
gibt. Interessant!
Weiter im Brief: „Die Lärmbelästigung durch spielende
Kinder beziehungsweise Jugendliche ist so weit wie möglich zu vermeiden
beziehungsweise im normalen Ausmaß zu halten, damit Rücksicht auf die dort
wohnenden Mieter genommen wird und die Wohnqualität erhalten bleibt. Laut
Hausordnung ist jegliche Lärmbelästigung generell zu vermeiden. Die Stadt Wien
- Wiener Wohnen ersucht um Kenntnisnahme und Entsprechung und verbleibt mit
freundlichen Grüßen, Ihre Hausverwaltung Stadt Wien - Wiener Wohnen".
Jetzt haben sich die Familien mit den Kindern an die
Stadtregierung gewandt. Wir haben darauf reagiert. Ob die Stadtregierung in
Form von den StadträtInnen darauf reagiert, ist uns nicht bekannt. Es hat dann
dort eine Begehung mit der Gebietsbetreuung gegeben. Auch bei Wiener Wohnen
waren meine MitarbeiterInnen, um diesen Konflikt dort zu entschärfen. Es ist
dort reagiert worden. Es ist gut und richtig, dass dort reagiert worden ist. Es
soll jetzt dort hoffentlich auch ein Spielplatz, auf den verwiesen wird,
eingebaut werden. Wir werden sehen, ob das klappt, weil es nicht ganz sicher
war, wo der hinkommt und ob Geld dafür vorhanden ist.
Aber ich glaube nicht, dass wir als Stadt Wien solche
Schreiben an Mieterinnen und Mieter schicken sollten. Das Schreiben ist
übrigens auch nicht gesplittet. Vielleicht könnte man das an Wiener Wohnen
weiterleiten, dass es auch MitbewohnerInnen und MieterInnen gibt. So ein
Schreiben sollte in Zeiten wie diesen, wo Kinder und Jugendliche in
Wohnhausanlagen eh nur mehr geduldet sind und sich eigentlich gar nicht mehr
bewegen können, eigentlich nicht hinausgehen. Die Eltern haben in ihrem Brief,
und das waren nicht nur BewohnerInnen mit Kindern, sondern auch BewohnerInnen
ohne Kinder, die sich diesem Schreiben angeschlossen haben, darauf hingewiesen,
was sie denn machen sollen. Sollen sie die einsperren? Was sollen sie mit den
Kindern machen, wenn dort kein Spielplatz ist? Sie dürfen sich dort nicht laut
bewegen beziehungsweise, wenn es laut ist, dann sollte man definieren, was laut
ist, denn spielende Kinder sind keine Lärmbelästigung. Ich würde sehr erhoffen,
dass Sie, Herr Stadtrat, hier eine deutliche Stellungnahme abgeben, ob Sie der
Meinung sind, dass spielende Kinder eine Lärmbelästigung darstellen und ob
jemals wieder solche Briefe an Mieter und Mieterinnen hinausgehen, dass Kinder
und Jugendliche angehalten werden sollen, sich quasi im normalen Ausmaß zu
verhalten, was auch immer ein normales Ausmaß sein soll. Ich hätte gerne, dass
es diesen Spielplatz, der jetzt einmal zumindest vor Ort mit den Wünschen
besprochen wurde, auch gibt, weil ich glaube nicht, dass man Familien mit
Kindern auffordert, in einen Gemeindebau zu ziehen, wo die natürlich annehmen
können, dass sie dann auch mit ihren Kindern hinausgehen können, man denen aber
nicht die Möglichkeit gibt, dass die Kinder auch dementsprechende Spielplätze
beziehungsweise Bereiche vorfinden, wo sie sich austoben können.
Dieser Brief ist für mich ein Sittenbild, wie Wiener
Wohnen, zumindest in diesem Fall, mit Kindern und Jugendlichen umgeht. Es gibt
noch andere Fälle, die immer wieder kommen, wo es ähnliche Beschwerden gibt,
dass die klassischen Schilder "Radfahren und Ballspielen verboten"
und sonstige Verbote in Anlagen gängig sind. Ich würde Sie bitten, sich
wirklich zu überlegen, ob diese Vorgehensweise noch adäquat ist und ob wir es
uns wirklich leisten können, Kinder, die in einer Wohnhausanlage wohnen, so in
ihrer Bewegungsfreiheit einzuschränken, wie es mittlerweile gemacht wird, denn
es heißt, gar nichts zu machen, außer auf der Bank zu sitzen und ruhig sein
oder ein Buch zu lesen, was auch nicht schlecht ist, aber irgendwie haben
Kinder halt ein Bewegungsbedürfnis.
Ich würde sie auch bitten, Menschen,
die eine Mail schicken, eine Antwort zukommen zu lassen. Weil das ist das, was
die dort am meisten gefreut hat, dass wir reagiert haben. Aber sie haben
offiziell nichts von der
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