Gemeinderat,
26. Sitzung vom 19.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 4 von 120
österreichischen Stabilitätspakts einhalten.
Ein kurzer Blick auf die Schuldensituation unserer
Stadt, denn wir wissen ja, dass in anderen Bereichen die Schuldenproblematik
mittlerweile eine so große geworden ist, dass sie überhaupt keinen Spielraum
mehr für politische Maßnahmen und für politische Aktivitäten gibt. Wien ist
wieder einmal anders. Vergleicht man die Entwicklung des Schuldenstandes der
vergangenen Jahre, so zeigt sich, dass wir hier über mehrere Jahre hinweg einen
konsequenten Schuldenabbau betreiben und durch ein umsichtiges
Schuldenmanagement der Schuldenstand auch mit diesem vorliegenden Budget von
1,4 Milliarden EUR auf voraussichtlich 1,386 Milliarden EUR
wieder sinken wird und wir damit einen neuen Tiefststand erreichen. Es ist
gelungen, wenn wir jetzt die Zeit seit 2001 betrachten, wo der Schuldenstand
noch 2 Milliarden betragen hat, über 700 Millionen Reduktion zu
erreichen und ich denke, das ist ein Erfolg, ein Erfolg für die Stadt und ein
Erfolg für alle Wiener und Wienerinnen!
Das Budget, sehr geehrte Damen und Herren, ist kein
abstraktes Zahlenwerk, das Budget ist in Zahlen gegossene Politik. Deswegen
lassen Sie mich auf die Frage eingehen: Was bedeutet denn dieser
Budgetrahmen 2008 ganz konkret für die Wiener und Wienerinnen? In wessen
Interesse machen wir Politik? Für wen machen wir Politik mit diesem Budget?
Nun, wir machen vor allem Politik für die Jugend.
Erstmals überschreitet in diesem Voranschlag das Bildungsbudget die
Milliardengrenze. Wien ist jetzt schon ein Topbildungsstandort mit
670 Schulen, davon 380 im städtischen Pflichtschulbereich. Wien war
Pionierin bei der Senkung der KlassenschülerInnenhöchstzahl in den Volksschulen
und Sie alle wissen, dass wir ein sehr ambitioniertes Schulsanierungsprogramm
beschlossen haben, wo wir in den nächsten 10 Jahren in die Wiener
Schulgebäude rund 600 Millionen EUR für substanzerhaltende Maßnahmen
investieren.
Wien hat – und ich rede jetzt sehr bewusst auch über Kinderbetreuung,
denn Kinderbetreuung in Wien ist qualitativ hochwertige Bildungsarbeit - die
meisten Kindergartenganztagesplätze. In Wien stehen für 93 Prozent der 3-
bis 6-Jährigen Kindergartenplätze zur Verfügung und die Wiener Kindergärten
haben die längsten Öffnungszeiten und die geringsten Schließtage.
In Wien also hat Bildung Vorrang, denn nichts - und
das ist meine ganz feste Überzeugung und ein Leitmotiv für dieses Budget
gewesen - entscheidet über den künftigen Zusammenhalt unserer Gesellschaft,
über die persönlichen, wirtschaftlichen und sozialen Chancen jedes Einzelnen so
stark wie die Frage der Bildung. Deswegen hat Bildung Vorrang und hat einen
deutlichen Schwerpunkt innerhalb dieses Budgets. (Beifall bei der SPÖ.)
Wir erreichen, sehr geehrte Damen und Herren, diese
Bildungsmilliarde, indem wir zusätzlich über 68 Millionen EUR in die Hand
nehmen, um das Wiener Bildungssystem für die Herausforderungen der nächsten
Jahre fit zu machen. Und wir nehmen zu den ohnehin schon hohen Ausgaben von
über 352 Millionen EUR noch einmal fast 23 Millionen EUR in die Hand,
um die Kinderbetreuung weiterhin zu verbessern, weil - wie gesagt - es meine
feste Überzeugung ist, wenn wir diese Bildung noch weiter intensivieren wollen,
dann müssen wir schon in den Kinderbetreuungseinrichtungen beginnen. Hier wird
der Grundstock für die Chancen oder Nichtchancen gelegt und wir wollen, dass
jedes Kind in Wien diese Chance hat.
Wien macht mit diesem Budget, sehr geehrte Damen und
Herren, Politik für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. Wir haben auch hier
eine sehr positive Situation in Wien. Die Arbeitslosigkeit geht in Wien zurück,
im Oktober um 6,4 Prozent in einem bundesweiten Trend, der sicher mit der
wirtschaftlichen Entwicklung zu tun hat, keine Frage, aber das allein ist zu
wenig. Wir verlassen uns sicher nicht darauf, sondern wir werden unsere
Anstrengungen fortsetzen, die nicht nur den Wienern und Wienerinnen zu Gute
kommen, denn wenn wir uns das Jahr 2006 anschauen, so sind es allein aus
Niederösterreich 162 400 EinpendlerInnen gewesen, die hierher nach
Wien gekommen sind, die in Niederösterreich wohnen, aber hier in Wien ihre
Arbeit haben. Insgesamt stellt Wien für die Umgebung, für ganz Österreich
210 000 Arbeitsplätze zur Verfügung. Das muss man immer mitdiskutieren,
wenn man über Arbeitslosigkeit diskutiert. Wenn man sehr darüber diskutiert,
wie die Arbeitslosigkeit im restlichen Österreich ausschaut und wie es in der
Millionenstadt Wien ausschaut, dann muss man diese Zahl -
210 000 Arbeitsplätze für Nichtwiener und Nichtwienerinnen -
mitdiskutieren. Oder die hohe Zahl von 4 000 jungen Menschen, die
keine Wiener und Wienerinnen sind, die aus anderen Bundesländern kommen und
hier eine Lehrstelle finden.
Und eine Zahl, die ich auch nicht unerwähnt lassen
möchte, ist, dass Wien neben diesem hohen Niveau an Ausbildung, Qualifikation
und Beschäftigung generell die höchste Frauenerwerbsquote hat. Darauf sind wir
stolz, denn eine hohe Frauenerwerbsquote ist für die Frauen nicht nur eine
Frage der Anteilnahme an der Gesellschaft, sondern auch eine wichtige
wirtschaftspolitische Notwendigkeit.
Weil wir uns aber keinesfalls auf diesen Lorbeeren
ausruhen und weil uns jeder Arbeitslose und jede Arbeitslose noch immer eine zu
viel ist, werden wir unsere intensiven Anstrengungen für arbeitsmarktpolitische
Maßnahmen und eine arbeitsplatzorientierte Wirtschaftspolitik fortsetzen und
wir werden ganz besonders unsere Anstrengungen für junge Menschen fortsetzen.
Aus- und Weiterbildung für Jugendliche hat eine ganz besonders hohe Bedeutung.
Mit 17 000 Jugendlichen in einer Lehrausbildung im Jahr 2006,
das sind um 5 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor, haben wir jetzt schon
einen Höchststand an Lehrlingen in dieser Stadt erreicht, den höchsten Stand
seit 10 Jahren! Das, denke ich, ist eine ganz positive Entwicklung! Aber
auch hier werden wir nicht nachlassen, ganz im Gegenteil. Wir haben vor wenigen
Tagen beschlossen, dass wir auch wieder im Ausbildungsjahr 2007/2008 die
Lehrlingsausbildung unterstützen werden. Mehr als 12 Millionen EUR
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