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Gemeinderat, 26. Sitzung vom 19.11.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 69 von 120

 

für die budgetäre Weiterentwicklung der Kino- und Filmförderung in Wien, einen umfassenden Maßnahmenkatalog, um vermehrt internationale Film- und Kinoproduktionen nach Wien zu holen – wir haben schon heute gehört, der Anteil jener Filme, die wirklich von den Österreichern gesehen werden, ist sehr gering –, ein umfassender Maßnahmenkatalog – administrativ, organisatorisch und infrastrukturell – zwecks Verbesserung der Rahmenbedingungen für Wiens Kino- und Filmlandschaft.

 

In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung beantragt.“ (Beifall bei der ÖVP.)

 

Nun zu einem anderen Thema: Die Entscheidung für einen Neubau des Depots des Wien Museums ist gefallen. Man kennt Vergleichskosten, aber es gibt keinen Ansatz bei den Investitionen im Budget. Das Haupthaus des Wien Museums muss, nachdem man das Projekt mit dem Künstlerhaus offensichtlich verworfen hat, baulich und von der Schausammlung her neu aufgestellt werden. Es gibt drei Zubauvarianten. Diese wurden präsentiert, und die Kosten sind ungefähr bekannt. Auch das findet keinen Niederschlag bei den Investitionen in der Stadt.

 

Offen für mich sind auch die anderen musealen Sammlungen, wie die 23 Bezirksmuseen, die Musikergedenkstätten und die Sondermuseen. Von 140 in Wien befindlichen Museen hat die Stadt praktisch für mehr als 50 Museen die direkte Verantwortung. Ein Gesamtkonzept lässt sich für mich nicht ausmachen. Überall gibt es offene Baustellen.

 

Die Entscheidung, wie es mit dem Künstlerhaus weitergehen soll, ist ebenso offen wie die Sanierung des Künstlerhauses selbst. Die im Künstlerhaus befindliche Kooperationsbühne „brut", bei der die beiden schon fast grenzgenialen Theaterschaffenden aus Berlin, nämlich Heiko Pfost und Thomas Frank Theatergruppen auffordern, eigene Budgets mitzubringen und diese Budgets dann für die Produktion einzubringen, um im „brut" zu spielen, ist ebenso baulich nicht saniert. Ein Sanierungsplan für das Künstlerhaus, der vom Künstlerhaus selbst, von der Stadt Wien und vom Bundesministerium für Unterricht und Kunst gemeinsam getragen wird, liegt ebenso auch nicht vor.

 

Offen ist für mich auch, wie es weitergeht im Odeon, mit dem Vindobona – das Vindobona ist eine Kulturruine –, wie es mit Birdland nach dem Tod Joe Zawinuls weitergeht oder mit dem Volkstheater, das trotz Bemühungen um einen guten Spielplan – und das muss man wirklich unterstützen – und mit der Unterstützung auch des ehemaligen Theaterreferenten Mag Stöphl als Finanzchef sicher wieder höhere Mittel brauchen wird. Wie schaut es wirklich mit dem Theater des Augenblicks in Zukunft aus? Hier kenne ich auch kein Projekt.

 

Sorgen macht mir auch das Kulturprojekt Kabelwerk, nicht so sehr, was die Mietvorauszahlungen betrifft, sondern wie das Projekt organisiert ist. Eine funktioniere Kontrolle fehlt meines Erachtens. Ein Finanzmanager müsste unbedingt beim Kulturprojekt Kabelwerk mit an Bord sein. Die Zusammenstellung der Ausgaben im Rahmen der Theaterreform, die Marie Ringler dankenswerterweise vorgenommen hat, spricht Bände. 2,35 Millionen EUR sind praktisch ohne ersichtlichen Entscheidungsgrund an den Gremien vorbei vergeben worden – und das, obwohl die Theaterreform das zentrale Herzstück der Mailath’schen Kulturpolitik ist und war. Intransparente Entscheidungen gibt es wie eh und je. Die ÖVP hat sich rechtzeitig von dieser Reform verabschiedet, während die GRÜNEN weiter Feigenblatt spielen.

 

Ich fasse zusammen: Die Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft weist viele Baustellen auf. Das Budget ist alles andere als transparent, und diese offenen Baustellen finden keinen Ansatz im Budget. Auf Grund eben dieser vielen offenen Baustellen im Kulturressort sagt die ÖVP Nein zum Budgetansatz Kultur und Wissenschaften! (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort ist Herr GR Baxant.

 

GR Petr Baxant (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Ich grüße auch die User und Userinnen im Internet, die uns noch zuhören!

 

Wien lebt Kultur, und die Kultur inspiriert die Stadt. In Wien wird Neues nicht nur passiv toleriert, in Wien wird das Zeitgenössische vielmehr aktiv unterstützt. Wir sind neugierig, setzen hohe Erwartung in neue Ideen, Werke und künstlerische Ausdrucksformen. Wo, wenn nicht in Wien, spürt man, dass Kunst, Kultur und Wissenschaft kein Luxus für einige wenige sind, sondern so wie Bildung, Sicherheit, effektiver Arbeitsmarkt, Wirtschaft oder Gesundheitspolitik Bedingung für gesellschaftlichen Fortschritt sind. In keiner anderen Stadt wachsen öffentliche Ausgaben für Kunst, Kultur und Wissenschaft so stetig und kräftig wie in Wien. Erstens: Damit sichern wir den tollen Ruf nachhaltig ab. Zweitens: Auch in Zukunft werden die Wienerinnen und Wiener und die Gäste ein vielfältiges, lebendiges, spannendes, sowohl der Tradition als auch der Moderne verpflichtetes Kulturangebot in dieser Stadt genießen können. Und drittens: Wir bieten den Künstlerinnen und Künstlern hervorragende Arbeits- und Entfaltungsmöglichkeiten. Die Stadt geht mit ihren Schätzen der Geschichte und ihrer Tradition behutsam und sorgfältig um und ist zu Recht stolz darauf, ohne das Neue zu vergessen oder gar an den Rand der öffentlichen Wahrnehmung zu drängen. Im Gegenteil: Dem Neuen werden genügend Entfaltungsmöglichkeiten und Freiheiten gegeben.

 

Offenbar wird diese Dualität etwa exemplarisch im Bereich der Musik. Die Wiener Symphoniker etwa als Wiens Konzertorchester und Kulturbotschafter sind verantwortlich für einen bedeutenden Teil des symphonischen Musiklebens in dieser Stadt. Chefdirigent Fabio Luisi setzt auf Vielfalt und ein breites Repertoire von Barock bis zur zeitgenössischen Musik. Wie wir wissen, bedurfte es bei den Wiener Symphonikern seit geraumer Zeit einer grundsätzlichen Klärung der nachhaltigen Absicherung. Bei dieser Gelegenheit möchte ich die Rolle des Wiener Kulturstadtrates hervorheben. Herr Stadtrat! Sie haben zur richtigen Zeit auf die richtige Strategie gesetzt und mit Ihrer Initiative die Zukunft des

 

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