Gemeinderat,
26. Sitzung vom 19.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 79 von 120
aufmachen, sondern diese Strukturdefizite beheben.
Frau Stadträtin, es ist genug Geld da, das für den
Reform-Pool gewidmet werden kann. Sie müssten schlicht und einfach wieder auf
den Tisch hauen, und zwar diesmal in den Verhandlungen mit dem Hauptverband der
Sozialversicherungsträger und vor allem der Wiener Ärztekammer! Es kann doch nicht
sein, dass sich die Ärztekammer hier abbeutelt und sich nicht in der Pflicht
sieht, für eine flächendeckende gerechte Versorgung des kinderärztlichen
Angebots zu sorgen und die Kassenverträge entsprechend zu steuern. Es muss eine
Sicherstellung eines ausreichend extramuralen kindermedizinischen
Versorgungsbetriebs auch an Wochenenden und in den Abend- und Nachtstunden
geben. Es muss den notwendigen Ausbau an leistbarem Therapieangebot für Kinder
im niedergelassenen Bereich geben.
In formeller Hinsicht bitte ich um Zuweisung an den
Ausschuss.
Hast du jetzt nicht auf den Tisch gehauen? Ich hoffe,
du wirst es noch tun! Offensichtlich nicht, kommt vielleicht noch.
Das Rad ist in der Gesundheitspolitik erfunden, man
muss die Dinge nur umsetzen. Das Rad ist mit Hilfe des Rechnungshofs erfunden.
Der Rechnungshof hat 2007 eine Reihe von Empfehlungen gegeben, nicht nur an
Wien, sondern an alle Bundesländer und an die Bundesregierung. Aber die
Mehrzahl dieser Empfehlungen sind auch in der Kompetenz der Länder umzusetzen
und sie stimmen in toto für Wien.
Der Rechnungshof schlägt konkret vor, dass die
Standortstruktur verbessert werden soll, dass die Betriebsgrößen optimiert
werden sollen, dass die stationären Kapazitäten zu verringern sind und dass man
Kooperationsmöglichkeiten, Leistungsabstimmungen zwischen Krankenanstalten und
überregional vornehmen soll, dass man Fehlverlegungen vermeiden soll. Er nimmt
besonders Bezug auf Wien und erwähnt die Pflegefälle in den Wiener
Krankenanstalten, die sozusagen untergebracht sind, obwohl sie nicht mehr akut
behandlungsbedürftig sind. Er fordert den Ausbau von mobilen Diensten statt des
Ausbaus der Akutkapazität und zeigt wiederum Wien als Beispiel auf. Er möchte
eine bessere Koordination der Maßnahmen der Gesundheitsförderung und so weiter.
All diese Dinge schreien nach Handlungsbedarf in
Wien. Wir warten darauf, denn wir sehen, und ich habe es schon erwähnt, das
Gesamtkonzept für die Gesundheitsversorgung sowohl im niedergelassenen Bereich
als auch in der Akutversorgung nicht. Wir sehen nicht, wie das Überangebot an
Akutbetten abgebaut wird und wir sehen nicht, wie die Unterversorgung in den
schon genannten Bereichen behoben wird. An all den Schautafeln, die uns gezeigt
wurden, mehr durch die Medien als im Gesundheitsausschuss, wie nun die
künftigen Leistungen zwischen den einzelnen Häusern verteilt werden, sehen wir
für manche Bereiche wieder und wieder die Überversorgung und wundern uns, wo
stattdessen die notwendigen Ausbaumaßnahmen in der Psychiatrie oder in der Kindermedizin
geblieben sind.
Wir meinen, dass man auch die Aufgaben zwischen den
öffentlichen Spitälern und den privaten Gemeinnützigen besser abstimmen und
insbesondere mit Burgenland und Niederösterreich überregional zusammenarbeiten
sollte, damit das leidige Thema Gastpatient/-patientin der Vergangenheit
angehört und dass Menschen, die in die Gesundheitseinrichtungen nach Wien
kommen, nicht den Eindruck haben müssen, sie sind hier falsch. Ich stelle den
Beschlussantrag:
„Frau StRin Mag Wehsely wird beauftragt, die
Empfehlungen des Rechnungshofs, die sich auf die Kompetenzen des Wiener
Gesundheitswesens beziehen, rasch und vollinhaltlich umzusetzen.
In formeller Hinsicht beantrage ich die Zuweisung an
den Ausschuss.“
Letzter Antrag, das ist ein Thema, wo es um eine
kleine, aber sehr wichtige Gruppe von Mitarbeiterinnen - diesmal meine ich mit
kleinem „i“ - im Gesundheitswesen geht, nämlich die Hebammen im Wiener
Krankenanstaltenverbund. Das ist ein sehr beliebter Beruf bei den jungen
Frauen. Viele junge Frauen wollen mit großen Hoffnungen und großem Idealismus
in diesen Beruf gehen. Der Beruf ist meiner Meinung nach zweifach bedroht:
Einerseits durch die Enteignung der Geburt durch die
zunehmende Medikalisierung. Die Kaiserschnittraten steigen auch in Österreich.
Das findest du vielleicht lustig, es ist aber so. Wir sind nicht mehr weit weg
von amerikanischen Verhältnissen, wenn nämlich zum Beispiel Prof Husslein
sagt, die Geburtsform des 21. Jahrhunderts wird der Kaiserschnitt sein.
Also da kann man inhaltlich sehr lange darüber diskutieren, ob das die
Supergeburtsform für jede Frau ist. In jedem Fall ist es so, dass die Hebammen
bei diesen Geburten dann eine äußerst untergeordnete Rolle spielen.
Gleichzeitig haben die Hebammen aber eine große berufliche
Qualifikation hinter sich, wenn sie ausgebildet sind. Sie haben Matura und drei
Jahre Ausbildung und dann werden sie schlecht bezahlt. Sie sind nämlich zwar
den medizinisch-technischen Diensten gleichzusetzen, aber sie werden nicht für
diese bezahlt. Sie sind in K 4 eingestuft, während die
medizinisch-technischen Dienste in K 2 bezahlt werden.
Frau StRin Wehsely hat im Jänner 2006 gesagt,
dass die besoldungsrechtliche Besserstellung der Hebammen ein Anliegen ist, das
bei der PersonalreferentInnenkonferenz 2006 behandelt wird und man danach
die nötigen Schritte veranlassen wird. Seither ist nichts passiert. Es kann
nicht sein, dass man so einen wichtigen Beruf, und Wertschätzung hat nicht nur,
aber auch mit Bezahlung zu tun, schlechterstellt als vergleichbare Berufe! Ich
stelle daher den Antrag:
„Der Gemeinderat der Stadt Wien fordert den
Stadtsenat auf, nach Vorberatung in der gemeinderätlichen Personalkommission
die angestellten Hebammen ab dem 1. Jänner 2008 in die
Verwendungsgruppe K 2 einzustufen.
In formeller Hinsicht beantrage
ich die sofortige Abstimmung dieses Antrags.“ - Danke schön. (Beifall bei
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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