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Gemeinderat, 26. Sitzung vom 19.11.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 85 von 120

 

Integrationsbegleitung, denn wir wollen ja die Menschen heraus aus der Beschäftigungstherapie und hinein in einen regulären Arbeitsplatz bringen, und wir wissen sehr genau, wie schwierig das ist und wie wenig auch die Wirtschaft an Arbeitsplätzen für behinderte Menschen anbietet.

 

Deshalb ist es auch so wichtig, dass wir hier zusätzlich Öffentlichkeitsarbeit machen, um Anreize zu geben, damit auch behinderte Menschen etwas leisten können und in der Wirtschaft auch einen Platz haben können, statt dass eben die Ausgleichstaxe bezahlt wird. Ich denke, da gehen wir im Magistrat der Stadt Wien, im engeren Magistrat, mit gutem Beispiel voran, denn hier wird die Einstellungspflicht zu über 100 Prozent erfüllt.

 

Wir werden 30 zusätzliche Plätze für Nachmittagsbetreuung von schwerstbehinderten Kindern schaffen, die am Vormittag in der basalen Beschulung sind und am Nachmittag hier auch eine Betreuung haben - eine wesentliche Entlastung der Mütter. Bauliche Maßnahmen und Ausstattungen in der Karl Schubert Schule, im Verein VKKJ, in der Spielothek und der Blach-Stiftung - für diese Maßnahmen sind 5,7 Millionen EUR vorgesehen. Teilbetreutes und vollbetreutes Wohnen - auch hier wird es zusätzliche Plätze geben, und für diese Maßnahmen sind 4,2 Millionen EUR vorgesehen. - Also alles eigentlich Maßnahmen, die Veränderung bedeuten, Ausbau bedeuten und natürlich auch Fortsetzung von gut eingeführten Maßnahmen.

 

Wir haben natürlich auch das betreute Wohnen, und hier ist der Trend abzusehen, dass wir nicht mehr nur vollbetreute Wohnplätze für Menschen mit Behinderungen errichten, sondern die Menschen durchaus auch in der Lage sind, in der eigenen Wohnung zu wohnen und eine Betreuung von auswärts zu haben.

 

Ganz am Rande - weil mir leider zu wenig Zeit bleibt - möchte ich natürlich auch das Frauengesundheitsprogramm erwähnen, denn - Frau Prof Wimmer-Puchinger habe ich auch hier gesehen - wir haben hier auch eine Plattform für Frauen mit Behinderung eingerichtet und wollen in diesem Jahr auch einen Schwerpunkt setzen, indem wir gerade für diese Frauen auch Aufklärung bieten und ihnen die Chance geben wollen, besonders auf ihre Gesundheit zu achten und auch die Einrichtungen des Gesundheitswesens zu nutzen.

 

Sie haben ja heute schon von der Frau Vizebürgermeisterin gehört, dass natürlich auch für die Maßnahmen der Geriatrieoffensive zusätzliche Mittel aus dem Zentralbudget vorgesehen sind.

 

Die Menschen mit Behinderung aber wollen und brauchen die Vielfalt des Angebots, und dem versuchen wir auch Rechnung zu tragen. Im letzten Jahr gab es deutliche Signale von den Betroffenen: Wir wollen unser Leben selbstbestimmt und selbstverantwortlich in die Hand nehmen! Wir wollen ein individuelles Recht, aus den Angeboten auswählen zu können! - Und schon lange begreifen auch unsere Trägerorganisationen, dass sie bedürfnisorientierte Angebote entwickeln und Menschen mit Behinderung als Kundinnen und Kunden sehen müssen. Diese Entwicklung geht weg von der Defizitorientierung hin zu einem sozialen Verständnis von Behinderung. Schließlich kann eine Behinderung uns alle treffen. Auch wir wünschen uns dann, nicht ausgesondert zu werden, sondern so zu leben - eben mit der adäquaten Unterstützung - wie alle anderen auch.

 

Dieser Paradigmenwechsel hat ja bereits 1986 in Wien begonnen, indem es eine Umstellung von Großeinrichtungen hin zum gemeinwesenintegrierten Wohnen in Wohngemeinschaften für Menschen mit Lernschwierigkeiten gab. Heute setzen wir eben mehr auf betreutes Wohnen in der eigenen Wohnung.

 

Aber was uns natürlich auch wichtig ist, ist, dass es zahlreiche Beratungseinrichtungen gibt, und die Stadt Wien unterstützt sehr großzügig diese Beratungseinrichtungen, wie Peer-Beratung, zum Beispiel, Zentrum für Kompetenzen oder „Bizeps“. Diese Menschen haben selbst eine Behinderung, unterstützen aber auch Menschen mit Behinderung und helfen ihnen, ihre Bedürfnisse zu artikulieren und auch Anträge zu stellen. Deshalb gibt es ja auch die gesetzlich verankerte Interessensvertretung.

 

Die Leistung der Persönlichen Assistenz, die heute ja auch in zahlreichen Anträgen hier noch einmal aufscheint, ist für viele Menschen mit Behinderung ein geeignetes Instrument, das bessere Teilhabe am Leben ermöglicht. In Kombination mit der Assistenz am Arbeitsplatz soll das Ziel dieses Instruments sein, die Teilnahme am Erwerbsleben zu ermöglichen, im Sinne der Chancengleichheit für alle Menschen.

 

Das Bundespflegegeldgesetz reicht in vielen Fällen nicht aus, um die Mehraufwendungen abzudecken, deshalb bleibt auch die politische Forderung nach Valorisierung beziehungsweise nach einer offenen Pflegegeldstufe aufrecht.

 

Ich darf heute auch zu diesem Thema gemeinsam mit meinen Kolleginnen Marianne Klicka und Gabriele Mörk sowie mit den Kollegen Karlheinz Hora und Kurt Wagner einen Antrag einbringen, der lautet:

 

„Die Frau Stadträtin für Gesundheit und Soziales wird ersucht, bis Jahresende ein Modell für persönliche Assistenzleistungen zu erarbeiten.

 

In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt." (GRin Ingrid Korosec: Die eigene Stadträtin müssen Sie auffordern?)

 

Ja, warum nicht? - Wir haben die Frau Stadträtin ersucht, und ich denke, die Frau Stadträtin wird das auch tun.

 

Der Themenbereich Wohnen von Menschen mit Behinderung ist ja im Fachbereich „Betreutes Wohnen" organisiert und budgetiert. Ich denke, auch hier ist es ganz wichtig, dass in diesem Fachbereich sehr genau gesehen wird: Wie schaut die Qualität aus? Und deshalb ist es auch toll, dass jetzt alle Organisationen, die Betreutes Wohnen und auch Beschäftigungstherapie anbieten, im Dachverband organisiert sind und dort auch sinnvollerweise an weiteren Qualitätskriterien arbeiten können.

 

Ich darf vielleicht auch noch kurz erwähnen, dass in Wien derzeit rund 3 800 Plätze für

 

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