Gemeinderat,
26. Sitzung vom 19.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 118 von 120
Diesen Weg werden wir fortsetzen, und zwar stolz fortsetzen, mit viel Kraft und auch mit den notwendigen Innovationen fortsetzen und mit den notwendigen Mitteln dotieren! (Beifall bei der SPÖ.)
Wir haben den Bereich der Vereinbarkeit von Beruf und
Familie angesprochen. Das sehe ich schon auch so. Also ich sage auch, Teilzeit
ist eine Falle. Aus frauenpolitischer Sicht teile ich diese Auffassung.
Teilzeit ist eine Falle, wenn es keine Rückkehrmöglichkeit für die Frauen gibt,
außer Teilzeit. Das große Problem ist, dass sehr viele Frauen nach wie vor
Teilzeit als ihre individuelle Möglichkeit wählen, um letztendlich Beruf und
Familie vereinbaren zu können. Jetzt gibt es die gute Maßnahme, dass es eine
zuschlagspflichtige Teilzeit gibt. Ich denke mir, das wird ein wichtiger
Schritt sein, auch die Wirtschaft zu motivieren, wieder mehr an Vollzeitarbeit
anzubieten.
Aber was man auch sehen muss, und das, finde ich, ist
auch wiederum so ein Punkt, der heute hier von der ÖVP genannt wurde, die
Frauen kommen sehr schlecht in den Wiedereinstieg. Sehr wenige Frauen schaffen
das. Zu wenig Frauen schaffen den Wiedereinstieg, so wie wir uns das
vorstellen. Aber das hat Namen und Adresse und das liegt an der ÖVP und an
diesem durchaus konservativen System der Familiarisierung, das letztendlich das
Kinderbetreuungsgeld ideologisch so geprägt hat, wie es jetzt da ist. Wir haben
zwar Flexibilisierungen geschafft, aber trotz allem, um die eigenständige
Existenzsicherung von Frauen letztendlich zu fördern, braucht es eine
Rollenverteilung, braucht es mehr Männer in Karenz und braucht es eine
tatsächliche halbe/halbe Politik. Da hat uns das Kinderbetreuungsgeld nicht einen
Schritt weiter gebracht, sondern ganz schön zurückgeworfen! (Beifall bei der
SPÖ.)
Zu den Einkommensunterschieden: Ich denke mir, ich
habe hier schon angekündigt, dass die Einkommensunterschiede letztendlich aus
sehr vielen Faktoren bestehen. Auf der einen Seite aus der
Kollektivvertragspolitik, aber es gibt natürlich die Geschichte mit den
Qualifizierungen, mit der Teilzeit, mit den fehlenden Programmen zur
Vereinbarkeit in den Betrieben und es gibt natürlich auch kommunalpolitische
Ansätze. Diese Studie, die Ende des Jahres fertig sein wird, wird uns
letztendlich zeigen, wo es denn kommunalpolitische Möglichkeiten gibt, dass wir
sozusagen noch weiter an einem Rädchen drehen.
Aber ich möchte mich nicht nur sozusagen auf diese
Studie beziehen, sondern ich denke mir, was auch ganz wichtig ist, es braucht
wieder einmal einen Schub für die betriebliche Frauenförderung. Wenn wir die
Einkommensschere schließen wollen, dann ist es ganz wichtig, auf der
betrieblichen Ebene anzusetzen. Hier braucht es auch ein Bündel an Maßnahmen.
Auf der einen Seite geht es mir darum, dass wir die Betriebe entsprechend
beraten. Ich möchte daran erinnern, es hat schon viele gute Konzepte gegeben,
wie zum Beispiel die „Sieben Schritte". Das kann man dynamisieren, kann
man überarbeiten, kann man wieder einsetzen. Was es dazu noch braucht, ist eine
Kooperation mit den Klein- und Mittelbetrieben, mit den Bereichen, wo Forschung
und Innovation betrieben werden. Wenn man dort Impulse setzt, wenn man dort
auch finanzielle Unterstützung über den WWFF und über den Wiener
ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds leistet, dann gibt es eine schöne gesamte
Palette, wo wir sagen können, kommunalpolitisch können wir einen Beitrag
leisten, die Einkommensschere zu schließen. Eines der Mittel wird sicher die
betriebliche Frauenförderung sein. Darauf konzentrieren wir uns einmal ein
halbes Jahr, versuchen, Betriebe zu beraten, versuchen aber auch, Frauen zu
beraten, und versuchen, und das wäre so wichtig, die weiblichen Karrieren
einmal neu zu definieren.
Denn was ist letztendlich der Trugschluss, wenn wir
über betriebliche Frauenförderung sprechen? Wir setzen uns sofort der Kritik
aus, dass wir jede Frau zu einer Managerin machen wollen. Das ist sicher nicht
Sinn und Zweck von betrieblichen Frauenförderkonzepten. Aber worum es schon
geht, ist, persönliche Karrieren so zu gestalten, dass die Frauen letztendlich
eigenständig existenzgesichert sind, dass sie die gläsernen Decken mit unseren
Unterstützungen, Auszeitenmanagements, Betriebsberatungen, Weiterbildungsberatungen
et cetera durchbrechen, damit diese Frauen letztendlich mit ihrem Einkommen
auch auskommen können. Damit kommen wir wiederum zu unserer Überschrift in der
Frauenpolitik, nämlich, dass Frauen in dieser Stadt unabhängig leben können.
(Beifall bei der SPÖ.)
Was heute hier nicht angesprochen wurde, was ich aber
trotz allem erwähnen möchte, ist die Förderung der Mädchen. Denn die
Einkommensschere entsteht auch deshalb, weil sehr klassische Frauenberufe
natürlich weniger dotiert sind als atypische Frauenberufe. Hier setzen wir
viele Maßnahmen im Bereich der Mädchenförderung mit unserem Töchtertag. Wir
machen etwas mit „mut!". Wir arbeiten mit den Schulen zusammen. Wir haben
unser Mädchentelefon. Wir haben das letzte Mal in der Anfrage die Gelegenheit
gehabt, den Relaunch unserer Homepage www.jobsforgirls.at darzustellen. Aber
was mir noch immer ein bisschen zu wenig ist, ist, dass wir mit dem Töchtertag
auch die Nachhaltigkeit schaffen, die ich mir als Frauenstadträtin wünschen
würde, wenn die Mädchen diese Berufe kennenlernen, dass sie sich letztendlich
auch dann tatsächlich dafür entscheiden, so einen Beruf zu wählen. Daher werden
wir 2008 nicht diese klassische Feedback-Runde alleine haben, sondern werden
eine Evaluierung des Töchtertags vornehmen und gemeinsam an einer
Nachhaltigkeit des Töchtertags arbeiten, um so den Mädchen die Bandbreite von
mehr als 250 Berufen dieser Stadt zur Verfügung zu stellen, sie
tatsächlich in eine Wahlfreiheit zu bringen und ihnen auch die Möglichkeit zu
geben, eine Berufsentscheidung mit Perspektive zu treffen, die ihnen dann eine
eigenständige Existenzsicherung ermöglicht.
Dafür braucht es natürlich auch
Bildung, Bildung im Sinne der schulischen Bildung, Bildung im Sinne der
beruflichen Aus- und Weiterbildung. Ich denke mir, wir haben gut qualifizierte
Frauen in dieser Stadt. Ich möchte
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